Für die Schweizer Handballer steht in der EM-Qualifikation die entscheidende Woche an. Am Mittwoch empfangen sie Weltmeister Dänemark, am Sonntag ist in Skopje Nordmazedonien der Gegner.
Wollen die Schweizer im kommenden Januar an der EM-Endrunde in Ungarn und der Slowakei dabei sein, sind Punkte aller Wahrscheinlichkeit nach zwingend. Aktuell liegt die SHV-Auswahl in der Gruppe 7 mit vier Zählern aus vier Partien hinter Dänemark und Nordmazedonien (je 6) auf dem 3. Platz. Die ersten beiden Teams sind direkt qualifiziert, dazu kommen vier der acht besten Gruppendritten, wobei in dieser Wertung nur die Punkte gegen die beiden besser klassierten Mannschaften zählen. Mit einem Sieg sind die Chancen gross, dass es reicht.
Suter ist jedoch keiner, der gerne spekuliert. Vielmehr gilt sein ganzer Fokus dem Spiel gegen Dänemark. Die Woche steht unter dem Motto «High Noon». Sie seien froh und stolz, es noch in den eigenen Händen zu haben, sagt Nationaltrainer Michael Suter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir werden alles hineinwerfen, was wir haben.» Dass dies einiges ist, bewiesen die Schweizer im Januar an der WM in Ägypten, an der sie nach Siegen gegen Österreich (28:25), Island (20:18) und Algerien (27:24) den 16. Platz unter 32 Teams belegten. Beinahe hätten sie auch gegen Frankreich (24:25) gepunktet. Und dies, obwohl sie erst weniger als 48 Stunden vor dem ersten Auftritt nachgerückt waren.
«Versuchen nun Dänemark das Leben schwer zu machen»
«Ein solches Erlebnis gibt ein extremes Vertrauen ineinander, in den Weg, den wir gehen, umso mehr, als wir sechs Partien sehr konstant spielten. Das schweisst natürlich zusammen», führt Suter aus. Zudem habe die Mannschaft durch die Teilnahmen an der EM 2020 und nun der WM Blut geleckt. «Klar ist die Konstellation in der Gruppe schwierig. Wir beklagen uns jedoch nicht, das gehört dazu. Wir haben einige starke Gegner geschlagen in den letzten drei Jahren, versuchen nun auch Dänemark, das Leben schwer zu machen.»
Die Dänen verteidigten in Ägypten ihren WM-Titel erfolgreich. Das sagt eigentlich schon alles aus. Allerdings gönnt Trainer Nikolaj Jacobsen einigen Titularen eine Pause, unter anderen Goalie Niklas Landin und Mikkel Hansen. Ersterer wurde 2019 zum Welthandballer gekürt, Hansen 2011, 2015 und 2018. Ist dies ein Vorteil für die Schweizer? «Wir haben abgemacht, nicht über solche Gegebenheiten zu spekulieren», stellt Suter klar. Die Dänen hätten eine unglaubliche Breite an guten Spielern, «von daher verfügen sie nach wie vor über eine sehr starke Mannschaft».
Um dagegenhalten zu können, ist für Suter ein guter Rückzug nach einer Offensivaktion ein zentraler Faktor. «Wir müssen ihr schnelles Spiel über die Flügel und die zweite Welle in den Griff bekommen. Das wir entscheidend sein.» Denn nur so können die Schweizer ihre Stärke in der Verteidigung ausspielen. Dazu gelte es, selber zu einfachen Toren zu kommen. Da sieht Suter noch Steigerungspotenzial. Die Bilanz gegen Dänemark ist mit drei Siegen, drei Unentschieden und 29 Niederlagen deutlich negativ, nach dem letzten Erfolg am 21. März 2008 (33:31) verloren die Schweizer sechsmal. Alle drei Siege resultierten in Testspielen.
Mehrere Ausfälle – Suter nimmt es gelassen
Suter ist im Vergleich zum ersten Aufgebot für die entscheidende Woche zu Umstellungen gezwungen, fielen doch mit Michael Kusio, Luka Maros, Philip Novak und Cédrie Tynowski gleich vier Spieler verletzt aus. Er nimmt dies aber gelassen: «Handball ist ein Kontaktsport, da gibt es immer gewisse Absenzen. Wir werden das mit anderen Spielern kompensieren, schliesslich betreiben wir einen Teamsport.»
Unter den neu aufgebotenen Spielern befindet sich Andrija Pendic, mit 222 Treffern der beste Torschütze der NLA-Qualifikation. Für ihn ist es eine Rückkehr ins Nationalteam, nachdem er von 2009 bis 2014 34 Mal das Schweizer Dress getragen hatte. Zudem kann Suter wieder auf den in der Bundesliga bei Minden engagierten Kreisläufer Lucas Meister zählen, der sich am 15. Dezember des vergangenen Jahres einen Abriss der Bizepssehne am Ellenbogen im linken Arm zugezogen hatte. Dessen Rückkehr bezeichnet Suter als «sehr wichtig.» So oder so ist einiger Optimismus berechtigt.