Der Stadion-Speaker in Bischofshofen bezeichnet Ryoyu Kobayashi als «Mister Vierschanzentournee». Noch ist der 27-jährige Japaner nicht der Rekordmann des Klassikers – aber er ist schon nahe dran.
Mit seinem dritten Gesamtsieg am Samstagabend nach 2019 und 2022 schloss der Asiate zum Polen Kamil Stoch und dem früheren DDR-Springer Helmut Recknagel auf, welche der Konkurrenz auch dreimal davonflogen. Sofern Kobayashi in den kommenden Jahren von Verletzungen verschont bleibt, dürfte er die Möglichkeit erhalten, den Deutschen Jens Weissflog (vier Siege) oder gar den Finnen Janne Ahonen (fünf Siege) einzuholen oder zu überflügeln.
Diese Chance für dieses Szenario scheint jedenfalls grösser zu sein, als dass nach nunmehr 72 Austragungen auch mal ein Schweizer zuoberst steht. Simon Ammann mit vier Podestplätzen, Walter Steiner mit deren zwei und Hansjörg Sumi mit einem waren bislang am nächsten dran.
Ein Tournee-Sieg ohne Tagessieg ist nicht so selten: Vor Kobayashi, der diesmal viermal mit Platz 2 vorliebnehmen musste, war das bereits achtmal der Fall gewesen, zuletzt bei Rekordsieger Ahonen 1999. Umgekehrt gab es auch schon Springer, die trotz drei Tagessiegen am Schluss nicht zuoberst standen. Zuletzt widerfuhr dies dem Österreicher Toni Innauer 1976.
Kobayashi hat aber schon das Gegenteil der Ausgabe 2023/24 geschafft, nämlich den Grand Slam. Vier Tagessiege in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen galt lange als unerreichbar. Erst Sven Hannawald brach 2002 den Bann. Stoch im Jahr 2018 und Kobayashi 2019 nahmen den goldenen Adler ebenfalls nach einer makellosen Bilanz in Empfang.