Desolate Zustände Apple stellt iPhone-Fabrik in Indien unter «Bewährung»

Von Dirk Jacquemien

30.12.2021

In Sriperumbudur wird für viele internationale Tech-Konzerne produziert.
In Sriperumbudur wird für viele internationale Tech-Konzerne produziert.
Getty Images

Nachdem Hunderte Arbeiter*innen einer iPhone-Fabrik mit einer Lebensmittelvergiftung ins Spital mussten, sieht sich Apple zum Eingreifen gezwungen.

Von Dirk Jacquemien

30.12.2021

Wegen katastrophalen Arbeitsbedingungen hat Apple eine Fabrik seines grössten Zulieferer Foxconn unter «Bewährung» gestellt. In der Fabrik in Sriperumbudur, im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, wird eigentlich das iPhone 12 für den Billionenkonzern produziert. Derzeit ist sie aber bereits auf Anordnung der örtlichen Behörden geschlossen.

Grund sind desaströse Arbeits- und Hygienebedingungen in der Fabrik und den Wohneinrichtungen der Angestellten. 250 hauptsächlich weibliche Mitarbeiter*innen erlitten eine Lebensmittelvergiftung, 150 von ihnen mussten im Spital behandelt werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

In den von einem Foxconn-Subunternehmen betriebenen Unterkünften mussten 30 Personen in einem Zimmer schlafen, in den Küchen wurden Ratten gefunden, die Toiletten hatte keine Spülung und es mangelte an sauberem Trinkwasser. Die Miete für diese Behausungen wurde den Mitarbeiter*innen von ihrem monatlichen Gehaltsscheck in Höhe von 10'500 Rupien (130 Franken) abgezogen. 

Zweiter Vorfall in Indien innert eines Jahres

Apple legt nicht genau dar, was unter einer «Bewährung» zu verstehen sei, aber es ist schon das zweite Mal innert eines Jahres, dass es beträchtliche Probleme in einer Fabrik eines Apple-Zulieferer in Indien gibt. Im Dezember 2020 gab es teils gewalttätige Streiks in einer iPhone-Fabrik des Zulieferers Wistron, nachdem die Arbeiter*innen über Monate hinweg kein Gehalt bekamen.



Die taiwanische Firma Foxconn ist Apples wichtigster Zulieferer. Dessen meiste Fabriken befinden sich in Festland-China. Sie gerieten Anfang der 10er Jahre wegen einer Reihe von Suiziden unter den überarbeiteten Angestellten in die Schlagzeilen.

Mitarbeiter*innen bekommen bald Trinkwasser

Apple versucht seit einigen Jahren, seine Produktionsketten zu diversifizieren. Zum einen, weil die Produktionskosten in China gestiegen sind, zum anderen, um sich ein klein wenig von der Abhängigkeit von China zu befreien.

Nach Sriperumbudur habe man nun unabhängige Prüfer*innen geschickt und wolle rasant Verbesserungen umsetzen, so Apple zu «Bloomberg». Die Regierung von Tamil Nadu sagte, Foxconn habe versprochen, die Unterkünfte zu vergrössern, die Sanitäreinrichtungen zu verbessern und seine Angestellten mit Trinkwasser zu versorgen. Ab Februar war eigentlich geplant, in der Fabrik das neuste iPhone 13 zu produzieren.