Kurswechsel bei AppleBald darfst du dein iPhone selbst reparieren
Von Dirk Jacquemien
19.11.2021
Erstmals erlaubt es Apple allen iPhone-Besitzer*innen, für ihre defekten Geräte offizielle Ersatzteile zu bestellen.
Von Dirk Jacquemien
19.11.2021, 09:43
Dirk Jacquemien
Apple wird ab Anfang 2022 alle interessierten iPhone-Besitzer*innen mit offiziellen Bau- und Ersatzteilen zum Zwecke der Reparatur ausstatten. Beginnend in den USA und zunächst für das iPhone 12 und 13 soll es rund 200 Bauteile zu bestellen geben. Mit diesen sollen die häufigsten Reparaturen durchführbar sein.
Später soll das Programm auch auf Macs sowie auf andere Länder ausgeweitet werden. Damit ermöglicht es Apple erstmals, direkt beim Unternehmen Ersatzteile zu beziehen. Selbstverständlich war es jedermann auch vorher schon erlaubt, am Privateigentum selbst Hand anzulegen. In der Praxis war das aber selbst für technisch versierte iPhone-Besitzer*innen nur schwer durchführbar – auch, weil Apple hier immer wieder unnötig Steine in den Weg legte.
Öffnung seit wenigen Jahren
Offizielle Anleitungen oder Blaupausen gab es nicht und Ersatzteile konntest du nicht bei Apple bestellen. Wurden Bauteile von Drittherstellern verwendet, zeigte iOS Fehlermeldungen an, obwohl die Teile völlig funktionsfähig waren. Bis vor wenigen Jahren ist der Tech-Gigant zudem auch gegen jegliche unabhängig vom Unternehmen vorgenommene Reparaturen vorgegangen, auch von qualifizierten Fachleuten. Seit 2019 können nun allerdings auch unabhängige Reparaturläden bei Apple Ersatzteile bestellen.
Die Bauteile für Selbst-Reparatur sollen zu denselben Preisen verfügbar sein, die derzeit von den unabhängigen Reparaturläden gezahlt werden müssen. Für viele Reparaturen ist aber auch noch Spezialwerkzeug erforderlich, dessen Anschaffungskosten noch hinzugerechnet werden müssen. Schickst du allerdings das defekte, ausgetauschte Bauteil an Apple, soll es einen kleinen Rabatt geben.
Apples Sinneswandel knapp 14 Jahre nach der Lancierung des iPhones erfolgte möglicherweise nicht ganz aus freien Stücken. Seit Jahren steht Apple unter Druck der «Right-To-Repair»-Bewegung, die gesetzliche Regelungen verlangt, um Tech-Hersteller zur Kooperation bei der Eigen-Reparatur zu zwingen. Im Juli hatte US-Präsident Joe Biden seine Handelsbehörde FTC angewiesen, Verordnungen zu formulieren. Ausserdem wollten Aktionärsgruppen über die US-Börsenaufsicht SEC Apple zum Wandel zwingen.
Mit dem neuen Angebot demonstriert Apple nun guten Willen, ohne dass in Praxis signifikante Auswirkungen auf das eigene Geschäft zu erwarten sind. Nur ein sehr kleiner Teil der iPhone-Besitzer*innen dürfte selbstbewusst genug sein, eigenhändig das Gerät zu reparieren. Entsprechend gering werden wohl auch die Einnahmeausfälle bei den von Apple durchgeführten Reparaturen sein.