Regeln gelten für sie nichtBitcoin-Minen rauben Amerikanern den Schlaf
Von Dirk Jacquemien
6.2.2024
Republikaner wollten es Bitcoin-Minen leichtmachen und nahmen sie von Umweltschutzregeln aus. Doch nun beschweren sich Bewohner*innen, die um ihren Schlaf gebracht wurden.
Von Dirk Jacquemien
06.02.2024, 20:42
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ausnahmen von Umwelt- und Lärmschutzgesetzen lockten Kryptominen nach Arkansas.
Doch dort terrorisieren sie nun die Anwohner*innen.
Denn neben dem hohen Stromverbrauch erzeugen die Minen vor allem auch Lärm.
Um neue Einheiten der Kryptowährung Bitcoin zu erschaffen, müssen, vereinfacht ausgedrückt, komplizierte Rechenaufgaben durchgeführt werden. Um diese zu lösen, sind immer leistungsfähigere Chips erforderlich. Die wiederum brauchen eine Menge Strom, weswegen Bitcoin als extrem umweltschädlich gilt.
Daher sind Bitcoin-Minen vielerorts unerwünscht, weil sie zudem auch noch eine hohe Last für das Stromnetz bedeuten und meist wenig zur lokalen Wirtschaft beitragen. Bis vor wenigen Jahren waren die grossen Bitcoin-Minen daher vor allem in China, Kasachstan oder anderen Ländern mit günstigem Strom und wenig Umweltvorschriften beheimatet.
Kryptounternehmen von Umweltgesetzen ausgenommen
Doch seit einiger Zeit sind auch die USA ein attraktiver Standort für Bitcoin-Minen. Günstige Energie gibt es hier vielfach auch und lästige Gesetze lassen sich mit genügend Lobbyarbeit auch abändern. So geschehen etwa im von Republikanern vollständig kontrollierten Bundesstaat Arkansas, unter denen Umweltschutz als wirtschaftsschädlich gilt.
Dort wurde in nur acht Tagen der «Arkansas Data Centers Act» verabschiedet, massgeblich entworfen von der Kryptolobbygruppe Satoshi Action Fund, wie die «New York Times» berichtet. Das Gesetz besagt, dass lokale Behörden quasi keinerlei Handhabe gegenüber Mining-Unternehmen haben, die sich in ihrer Gemeinde ansiedeln wollen. Verordnungen zu Umwelt- oder Lärmschutz müssen die Unternehmen nicht beachten.
Wozu das führte, lässt sich im kleinen Örtchen Greenbrier beobachten. Denn hier terrorisiert eine Bitcoin-Mining-Farm ihre Nachbar*innen mit Lärm. Die Computer erzeugen eine enorme Hitze, die mit industriellen Klimaanlagen verdrängt werden muss, die noch kilometerweit wegzuhören sind. Und natürlich laufen sie rund um die Uhr.
Eine Nachbarin erzählte der «New York Times», dass sich ihr autistischer Sohn schon gar nicht mehr aus dem Hause traue. Zwei Dutzend Anwohner*innen habe Klage gegen den Betreiber erhoben, aber vermutlich wird diese aufgrund des «Arkansas Data Centers Act» scheitern.
Inzwischen kommen auch einigen republikanischen Abgeordneten Zweifel, ob das Gesetz wirklich so eine gute Idee war, und planen daher Änderungen. Doch die Industrie fühlt sich offenbar noch unantastbar. Als der Abgeordnete Matt Brown zusammen mit einem örtlichen Richter das Gelände in Greenbrier begutachten wollte, lud ein Wachmann demonstrativ vor ihnen sein AR-15-Sturmgewehr nach.