Bund will den Bitcoin Bund will den Bitcoin: Wird die Schweiz zur ersten «Krypto-Nation»?

Dirk Jacquemien / Pascal Landolt

24.1.2018

Der Bund sieht in Bitcoin und anderen Kryptowährungen grosses Potenzial und will die Industrie in die Schweiz bringen. Doch die Strategie ist nicht ohne Risiko.

In fünf oder zehn Jahren soll die Schweiz zur «Krypo-Nation» werden. Das zumindest ist das Ziel von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (FDP), der kürzlich auf einer Krypto-Konferenz in St. Moritz sprach.

Auf einem guten Wege ist die Eidgenossenschaft jedenfalls. Der Kanton Zug ist schon seit einiger Zeit international als «Crypto Valley» bekannt, weil sich dort immer mehr Firmen aus dem Bereich Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen ansiedeln. Vor wenigen Wochen kündigte etwa der weltweit grösste Hersteller von spezialisierten Bitcoin-Computer, das chinesische Bitmain, an, seine erste europäische Dependance in Zug zu eröffnen.

Bundesrat: Kryptowährungen passen zur Schweiz

Laut Schneider-Ammann passen Kryptowährungen ideal zum Selbstverständnis der Schweiz. «Das Land ist gross geworden durch alles, was Innovationen bedeutet. Jetzt sind wir bei einem innovativen Moment in der Finanzwelt angekommen. Kryptowährungen sind Teil der vierten industriellen Revolution», so der Bundesrat zum «SRF».

Auch bekannte Persönlichkeiten des Schweizer Bankentums attestieren den Kryptowährungen ein hohes Potenzial. Dem ehemalige UBS-Chef Oswald Grübel gefällt an Bitcoin vor allem dessen Status als «Weltwährung», die nur in Eigenregie im Internet gehandelt werde.

«Seit es bei uns kein Bankgeheimnis mehr gibt und unsere Banken die Kontoinformationen ihrer Kunden mit über 100 Ländern austauschen, suchen diese Menschen alternative Anlageformen für Vermögen», so Grübel in der «Handelszeitung».

Diese Probleme muss die Kryptowährung Bitcoin jetzt lösen

Ist das Risiko zu gross für die Schweiz?

Genau durch diese Sichtweise könnte aber die Schweiz international wieder zur Zielscheibe werden. US-Finanzminister Steven Mnuchin warnte kürzlich davor, dass Bitcoin zum neuen «Schweizer Bankkonto» werden könne. Dieses werde man innerhalb der G20 versuchen zu verhindern, sagte Mnuchin zu «Bloomberg».

US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz sieht daher in der aktuellen Initiative des Bundes ein hohes Risiko fürs Land. «Viele wollen Bitcoin verbieten, nur die Schweiz macht das Gegenteil. Wir reden hier über Steuerhinterziehung, Terrorismus, Geldwäsche: Dinge, mit denen man nicht in Verbindung stehen will», so Stiglitz in einem Interview mit «Blick».

Ebenfalls warnende Worte findet Nationalbank-Präsident Thomas Jordan im «Eco-Talk» mit dem SRF. Ihm ist die vermeintliche Anonymität der Transaktionen ein Dorn im Auge. UBS-Präsident Axel Weber pflichtet ihm bei: Die UBS warne denn auch ihre Kunden davor, Kryptowährungen als Investment anzusehen.

Anderen Ländern ist der freie Handel mit den Digitalwährungen ein Dorn im Auge: Soeben haben beispielsweise Frankreich und Deutschland angekündigt, für umfassende Regulierungen zusammenzuspannen.

Bund bleibt positiv

Schneider-Ammann bleibt hier zunächst gelassen. Für umfangreiche Regulierungen sei es «zu früh». Er warnt aber auch vor Überenthusiasmus. Nur Leute, die sich intensiv mit Finanzmärkten beschäftigen, sollten sich bei Kryptowährungen wie Bitcoin engagieren.

«Wer nicht wagt, der nicht gewinnt», scheint der Leitsatz des Bundesrats in dieser Sache zu sein. Im Interview mit dem SRF sagte Schneider-Ammann: «Wir sind in einer Anfangsphase mit besonderen Risiken, aber wenn wir keine Risiken mehr einzugehen bereit sind, eröffnen wir auch keine Chancen mehr.»

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