Angriff der Computer Chatbot-Konkurrenz trifft Science-Fiction-Autoren

Von Dirk Jacquemien

21.2.2023

Dieses Bild wurde übrigens auch von einer künstlichen Intelligenz erstellt.
Dieses Bild wurde übrigens auch von einer künstlichen Intelligenz erstellt.
Imago

Ein bekanntes Science-Fiction-Magazin nimmt keine Einsendungen von Kurzgeschichten mehr an. Der Grund: Auch Chatbots nehmen massenhaft teil.

Von Dirk Jacquemien

21.2.2023

Im Science-Fiction-Genre lebt noch der Traum ambitionierter Autor*innen, dass auch ihre Werke mal publiziert werden können. Es gibt noch zahlreiche Magazine, die Einsendungen auch von bisher unbekannten Autor*innen annehmen und bei Gefallen veröffentlichen.

Zu den prominentesten Magazinen gehört «Clarkesworld», das seit 20 Jahren von seinem Namensgeber und Verleger Neil Clarke betrieben wird. Clarke bekam 2022 den Hugo Award, die wichtigste Auszeichnung der Science-Fiction-Szene, für seine Arbeit.

Doch nun musste Clarke die Einsendungen für die neuste Ausgabe von «Clarkesworlds» vorzeitig schliessen. Denn er wurde überflutetet mit mutmasslich von künstlicher Intelligenz geschriebenen Kurzgeschichten.

50 KI-Geschichten an einem Tag

In den vergangenen Monaten wurden mehrere Chatbots öffentlich zugänglich. ChatGPT oder Bing Chat sind etwa in der Lage, anhand kurzer Stichwörter ganze Geschichten zu beliebigen Themen zu verfassen, real oder fiktiv. 

Clarke berichtet, dass die Einsendungen an sein Magazin seit Anfang Januar rasant in die Höhe geschellt sind. Dabei handelte es sich nicht um einen plötzlichen Boom für das Genre, der viele Menschen in die Tasten hauen liess, sondern fast alle Einsendungen stammten wohl von einem Chatbot. An einem einzigen Tag erhielt Clarke mehr als fünfzig mutmasslich von einer künstlichen Intelligenz verfassten Kurzgeschichten.

Erkennungs-Tools sind nutzlos

Er glaubt nicht, dass es eine KI-Geschichte in sein Magazin schaffen könnte. Erzählungen von Chatbots seien vor allem ein «Remix», sie erreichen nicht das für sein Magazin nötige Level an Kreativität. Aber dennoch ist auch er oft nicht in der Lage zu unterscheiden, ob eine Geschichte von einem Chatbot oder einem mittelmässig begabten Menschen geschrieben wurde.

Verschiedene Tools, die versprechen KI-Geschichten zu erkennen, seien grösstenteils nutzlos, so Clarke gegenüber «Kotaku». Sie lieferten zu viele Falsch-Positiv- und Falsch-Negativ-Meldungen ab.

Das ist natürlich ein Problem für Autor*innen generell, auch die eigentlich guten. Denn Verleger*innen wie Clarke werden so von Chatbot-Geschichten überflutet, dass sie möglicherweise ein Glanzstück eines*r noch unbekannter*n Autor*in übersehen.