Umweltschädlich China geht gegen Bitcoin und Co. vor

dj

25.5.2021

Bitcoin-Minen sind keine besonders einladenden Orte.
Bitcoin-Minen sind keine besonders einladenden Orte.
Getty Images

China ist der Motor der Bitcoin-Welt. Doch das dürfte sich schnell ändern, nachdem die Regierung ankündigte, gegen Krypto-Aktivitäten entschieden vorzugehen.

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Eine Ankündigung der chinesischen Regierung, gegen zahlreiche Krypto-Aktivitäten vorzugehen, dürfte die Umweltbilanz von Bitcoin und anderen Digital-Währungen verbessern. Denn in China sitzt sozusagen der Motor von Bitcoin  — das Schürfen oder Mining neuer Bitcoin-Einheiten.

Um frisch erschaffene Bitcoin zu erhalten, müssen die Miner komplizierte Rechenaufgaben lösen. Derzeit werden alle zehn Minuten 6,25 Bitcoin neu in den Umlauf gebracht. Diese werden unter allen weltweit beteiligten Minern entsprechend ihrer Rechenleistung verteilt. Zweidrittel davon sitzen derzeit in China.

Strombedarf wie die Niederlande

Miner sind heutzutage meistens hoch spezialisierte Unternehmen, die in riesigen Hallen unzählige auf das Mining spezialisierte Server betreiben. Der Strombedarf für den Betrieb der Server und die Kühlung ist gewaltig, in China kommt der Strom dafür grössenteils aus besonders umweltschädlichen Kohlekraftwerken.

Schätzungen über den Strombedarf des gesamten Bitcoin-Systems gehen weit auseinander. Die University of Cambridge geht von einer Spanne von 37,6 bis 290,48 Terrawattstunden im Jahr aus. Der Mittelwert würde in etwa dem jährlichen Strombedarf der Niederlande entsprechen.

«Keinen praktischen Nutzen für die Wirtschaft»

Dass ein grosser Teil dieses Stromverbrauchs in China anfällt, will die Regierung nicht länger tolerieren. Das Bitcoin-Mining bringe «keinen praktischen Nutzen für die Wirtschaft» und sei im Rahmen von Chinas Bekenntnis zur Klimaneutralität nicht tragbar, so Li Yi vom staatsnahen Thinktank Shanghai Academy of Social Sciences zur «South China Morning Post».

Der chinesische Staatsrat versprach dementsprechend ein «hartes Durchgreifen» gegenüber sowohl dem Mining als auch dem Handel mit Kryptowährungen. Freilich wird die Umweltschädlichkeit von Bitcoin nicht der einzige Grund für staatliche Aversionen sein. Denn dass Kryptowährungen auch eine Möglichkeit sind, die strikten Kapitalverkehrskontrollen Chinas zu umgehen, ist in der Führung zweifelsfrei auch bestens bekannt.

Gegenwind auch im Westen erwartbar

Jedenfalls löste die Ankündigung einen Crash auf den Kryptomärkten aus, wobei sich die Kurse inzwischen wieder etwas erholt haben. Zahlreiche Mining-Unternehmen haben bereits angekündigt, China zu verlassen und sich in Europa oder den USA niederlassen zu wollen.

Dort dürften die Miner aber kaum mit offenen Armen empfangen werden. Die Umweltproblematik von Bitcoin wird im Westen noch kritischer gesehen. Umwandlungen von alten Kohlekraftwerken in Bitcoin-Mining-Farmen sollen etwa im Bundesstaat New York verboten werden.

Um Nachschub an Bitcoin muss man sich allerdings keine Sorgen machen. Die Anzahl der neu erschaffenen Bitcoins bleibt gleich, unabhängig davon, wie viele Miner aktiv sind. Die verbliebenen Miner bekommen nun also mehr Bitcoin für weniger Aufwand. Gleichzeitig werden so auch weniger Emissionen ausgestossen.