Kontrolle über virtuelle Welt China will Sozialkreditsystem ins Metaverse bringen

Von Dirk Jacquemien

22.8.2023

China will auch im Metaverse ganz genau hinschauen.
China will auch im Metaverse ganz genau hinschauen.
Imago

Das Sozialkreditsystem in China erlaubt die völlige Überwachung und Kontrolle der Bürger*innen. Das will China jetzt zum weltweiten Standard im Metaverse machen.

Von Dirk Jacquemien

22.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • China will über internationale Standards durchsetzen, dass auch im Metaverse ein Sozialkreditsystem eingeführt wird.
  • Dazu hat es einen entsprechenden Vorschlag bei der Internationalen Fernmeldeunion in Genf eingereicht.
  • Hierbei sollen «Charakteristika» von Menschen festgehalten und mit der Polizei geteilt werden.

Das Metaverse ist noch ziemlich neu. In virtuellen Welten sollen Menschen arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Doch derzeit gibt es dabei noch ganz verschiedene Ansätze, die VR-Welten der unterschiedlichen Anbieter sind auch nicht miteinander kompatibel. Die Internationale Fernmeldeunion ITU mit Sitz in Genf will das ändern.

Die ITU ist als UN-Sonderorganisation dafür verantwortlich, weltweit einheitliche Standards zu entwickeln. Dank der ITU sind beispielsweise grenzüberschreitende Telefongespräche möglich. Solche Standards sollen auch fürs Metaverse kommen und die ITU-Mitgliedsstaaten können Vorschläge unterbreiten, wie diese aussehen. Und China hat das in Form des staatlichen Telekommunikationskonzerns China Mobile getan.

«Charakteristika» von Menschen sollen festgehalten werden

So schlägt China ein «digitales Identitätssystem» für Nutzer*innen des Metaverse vor, wie «Politico» berichtet. In diesem System sollen die «natürlichen Charakteristika» und «sozialen Charakteristika» von Menschen festgehalten werden, dazu gehören allerlei persönliche Informationen wie etwa der ausgeübte Beruf.

Diese Informationen sollen permanent gespeichert werden und mit Polizeibehörden geteilt werden. Verursacht nun ein/e Nutzer*in «Chaos im Metaverse» oder «verbreitet Gerüchte», wie es in Chinas Vorschlag heisst, könne der- oder diejenige schnell von der Polizei identifiziert und bestraft werden.

Entscheidung im Oktober

Der Vorschlag erinnert stark an das in immer mehr Regionen Chinas eingeführte Sozialkreditsystem, bei dem Menschen vom Staat eine «soziale Reputation» zugeschrieben wird, die dann Einfluss auf deren Möglichkeit, an der Gesellschaft zu partizipieren, nimmt. Das System erlaubt die Überwachung und Kontrolle der Bürger*innen in allen Lebensbereichen.

Die ITU soll im Oktober an einer Konferenz in Genf über den Vorschlag abstimmen. China hat bereits wiederholt versucht, seine Vorstellungen über die Organisation der digitalen Welt durch ITU-Standards durchzusetzen. Frühere Versuche sind allerdings grösstenteils gescheitert.