Protest gegen Zensur Chinesische Aktivisten treten vor Apple-Zentrale in Hungerstreik

Von Dirk Jacquemien

7.12.2022

CEO Tim Cook ist das Hauptziel der Proteste.
CEO Tim Cook ist das Hauptziel der Proteste.
Getty Images

Apple unterstützt den chinesischen Zensurapparat. Das hat Aktivist*innen nun zu einer dramatischen Aktion am Apple-Hauptquartier in Kalifornien motiviert. 

Von Dirk Jacquemien

7.12.2022

Die Geschäftspraktiken Apples in China haben chinesische Demokratie-Aktivist*innen dazu veranlasst, vor dem Apple-Hauptquartier im kalifornischen Cupterino zu zelten und in einen Hungerstreik zu treten. Einer der Aktivisten, der sich nur als «VK» identifizieren wollte, sagte zu «Axios», dass die Welt nicht glücklich sei, dass «Apple vor der Kommunistischen Partei Chinas auf die Knie gefallen ist».

Konkret verlangen die Aktivst*innen von Apple die Arbeitsbedingungen in der Foxconn-Fabrik in Zhengzhou zu verbessern, die Zensur des chinesischen App Store einzustellen, die Funktionalität von AirDrop in China wiederherzustellen und die Masseninternierung der Uiguren zu verurteilen.

Blitzschnelle Zensur

Vor allem neu eingeführte Einschränkungen bei AirDrop machen Apples Hörigkeit gegenüber der chinesischen Führung wieder einmal offensichtlich. Im Vorfeld des Parteitags der Kommunistischen Partei, auf der sich Xi Jinping als «Überragender Führer» wiederwählen liess, wurde das Feature für Proteste genutzt.

Mit AirDrop lassen sich Bilder und Dateien einfach von einem iPhone zu einem anderen schicken, auch zu Geräten von Fremden. Chinesische Aktivist*innen nutzten dies, um anonym etwa in U-Bahn-Stationen Poster oder Memes mit politischen Botschaften zu verbreiten. Wenige Wochen nachdem diese Praxis bekannt wurde, schränkte Apple den AirDrop-Versand an Fremde ein – allerdings ausschliesslich in China.

CEO Cook massgeblich veranwortlich

Die Hungerstreikenden greifen auch Apple-CEO Tim Cook direkt an und fordern ihn auf, «nicht länger den Arsch von Xi Jinping» zu küssen. Cook ist massgeblich für Apples enge Bindung an China verantwortlich.

Schon als Chief Operating Officer unter Firmengründer Steve Jobs verlagerte Cook die Produktion quasi aller Apple-Produkte nach China. Dass auch fast alle anderen Bestandteile der Lieferkette in China beheimatet waren, brachte Apple riesige Gewinnmargen ein.

Als CEO versprach Cook dann der chinesischen Regierung Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe und sprach an staatlich organisierten Konferenzen. An der Zensur im App Store arbeitet Apple fleissig mit und ist der einzige US-Tech-Gigant mit einer signifikanten Präsenz im Land. Google und Facebook haben sich beispielsweise im Angesicht der Zensurforderungen schon lange fast vollständig aus China zurückgezogen.

China-Bindung führt zu ersten Problemen

Doch diese selbst verschuldete Abhängigkeit brachte Apple in den letzten Monaten auch einige Probleme ein. Der Covid-Lockdown und die Unruhen an der Foxconn-Fabrik führten zu erheblichen Produktionseinbrüchen bei der Geldmaschine iPhone.

Apple versucht daher langsam, aber sicher, die Fertigung seiner Produkte auch in anderen Ländern anzukurbeln. Gestern tauchte Cook zusammen mit US-Präsident Biden auch an der Baustelle einer Fabrik des taiwanischen Chip-Herstellers TSMC in Arizona auf. Apple werde künftig auch Chips verbauen, die in dieser Fabrik auf amerikanischem Boden hergestellt wurden, so Cook.