Im Visier der Partei Chinesischer Tech-Milliardär verschwunden

Von Dirk Jacquemien

21.2.2023

Tech-Investor Bao Fan ist seit einer Woche verschwunden.
Tech-Investor Bao Fan ist seit einer Woche verschwunden.
Imago

Die chinesische Tech-Branche bewegt das Verschwinden eines prominenten Finanziers. Ist Bao Fan etwa Xi Jinping in die Quere gekommen?

Von Dirk Jacquemien

21.2.2023

Seit vergangene Woche wird der CEO von China Renaissance, Bao Fan, vermisst. Seine Firma teilte mit, man sei «nicht in der Lage» ihn zu kontaktierten und habe keine Informationen, warum er verschwunden sei und ob dies in Zusammenhang mit seiner Arbeit steht.

Die Investmentbank China Renaissance gehört zu den wichtigsten Akteuren bei der Finanzierung der chinesischen Tech-Industrie und arbeitete unter anderen mit Tencent, Alibaba und Didi, drei der dominanten Tech-Konzerne Chinas.

Knallharte Anti-Korruptionskampagnen 

Die Vermutung, dass die Behörden etwas mit Baos Verschwinden zu tun haben, kam schnell auf. Denn im September wurde der Chef von China Renaissances Wertpapier-Abteilung, Cong Lin, verhaftet. Seine Biografie verschwand kommentarlos von der Website der Bank, sein gegenwärtiger Verbleib ist unbekannt, wie die «Financial Times» berichtet.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping nutzt regelmässig Anti-Korruptionskampagnen, um sich tatsächlicher oder vermeintlicher Widersacher zu entledigen. Häufig tauchen verschwundene Partei- oder Unternehmensführer dann Monate später vor Schaugerichten wieder auf und werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Tech-Branche im Fokus

In den vergangenen Jahren geriet die Tech-Branche in den besonderen Fokus der Behörden. Die Firmen hatten in kurzer Zeit enormen Reichtum und gesellschaftlichen Einfluss aufgebaut und stellten somit eine Bedrohung für die Vormachtstellung der Kommunistischen Partei dar.

Wenn Bao Fan Glück hat, droht ihm «nur» das Schicksal von Jack Ma, Chinas wohl prominentestem Tech-Unternehmer. Der war zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 aus der Öffentlichkeit verschwunden. Als er wieder auftauchte, zog er sich aus dem Tagesgeschäft seiner Firmen zurück und scheint inzwischen in Japan zu leben.