KI komponiert Computer vollendet Beethovens 10. Sinfonie

dpa/dj

31.3.2020

Ob der alte Ludwig van wohl damit einverstanden wäre, dass eine KI sein Werk vollendet?
Ob der alte Ludwig van wohl damit einverstanden wäre, dass eine KI sein Werk vollendet?
Getty Images

Mittels Künstlicher Intelligenz wurde Beethovens 10. Sinfonie knapp 200 Jahre nach dessen Tod zu Ende komponiert.

Eine mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu Ende komponierte Version der 10. Sinfonie von Ludwig van Beethoven wird voraussichtlich im November in dessen Geburtsstadt Bonn erstmals aufgeführt. Das teilte die Deutsche Telekom mit. Der ursprünglich für Ende April geplante Termin für die Uraufführung einer Version der «Unvollendeten» war verschoben worden. Die Telekom hat das Projekt angestossen.

In diesem Jahr wird der 250. Geburtstag des Komponisten (1770–1827) gefeiert. Konzerte finden derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie nicht statt. Die grosse Beethoven-Ausstellung in der  deutschen Bundeskunsthalle ist seit dem 14. März bis voraussichtlich zum 19. April geschlossen.

«Musikalisches Universum» wurde rekonstruiert

Beethoven hat nur einige handschriftliche Skizzen für eine 10. Sinfonie hinterlassen. An einer Fortschreibung arbeitet seit 2019 ein internationales Team aus Musikwissenschaftlern, Komponisten und Computer-Experten. In die Vervollständigung per Computerprogramm fliessen auch Stücke anderer Komponisten ein. «Wir versuchen das musikalische Universum, in dem Beethoven sich befunden hat, zu rekonstruieren», sagte der Leiter des Projekts, Matthias Röder.

Am Ende sollen zwei Sätze mit einer Gesamtlänge von 20 bis 25 Minuten zu hören sein. Die Uraufführung wird in einem Konzert des Beethoven-Orchesters unter Leitung seines Dirigenten Dirk Kaftan gespielt. Hier lassen sich bereits Hörproben anhören. 

Ein Teil der von KI komponierten 10. Sinfonie.
Ein Teil der von KI komponierten 10. Sinfonie.
dpa

Kunst durch KI immer verbreiteter

Das Projekt ist bei weitem nicht der erste Versuch, Kunst durch Computer erzeugen zu lassen. 2018 wurde etwa das «Portrait of Edmond de Belamy» bei Christie's für 432'500 Dollar versteigert. Das Besondere: Einen «Edmond de Belamy» hat es nie gegeben, das Gemälde wurde von einem vom Kunstkollektiv Obvious kreierten Algorithmus «gemalt».

Das «Portrait of Edmond de Belamy» wurde von Künstlicher Intelligenz erzeugt.
Das «Portrait of Edmond de Belamy» wurde von Künstlicher Intelligenz erzeugt.
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Es gibt derzeit keine Pläne, die Beethoven-KI auch für andere unvollendete Stücke zu verwenden. Dabei gäbe es durchaus Gelegenheiten. Kollege Mozart starb bekanntlich während der Komposition des «Requiem» — ob hier eine KI eine bessere Arbeit als sein Schüler Franz Xaver Süßmayr abliefern könnte?

Die Literaturgeschichte ist ebenfalls voller unvollendeter Werke, Franz Kafka beispielsweise sah sich ausser Stande, einen einzigen Roman fertigzustellen. Dennoch werden seine Fragmente als Meisterwerke betrachtet. Vielleicht sollte man das Werk von Künstlern also auch mal ruhen lassen.

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