Flut an Werbe-Mails Werbe-Mails: Wie man sich gegen die Tricks der Spam-Mafia schützt

Anatol Heib

12.3.2018

Die unerwünschten Mails nerven nicht nur, sondern sind auch gefährlich: Entweder wollen die Angreifer an sensible Daten gelangen oder einen Trojaner unterjubeln. Doch warum haben die Angreifer damit überhaupt Erfolg? Und wer sind die Hintermänner? «Bluewin» hat bei Experten nachgefragt.

Diese Zahl ist dicke Post: Fast 90 Prozent der weltweit verschickten Mails sind laut Sicherheitsanbieter Checkpoint Spam. Und viele davon sind brandgefährlich. Immer häufiger in (fast) fehlerfreiem Deutsch und professionellem Anstrich haben die Kriminellen zwei Ziele: An Ihre Daten herankommen (Phishing) oder Ihnen Schadsoftware auf den Computer zu installieren.

Und das Geschäft lohnt sich: Auch wenn die Mailanbieter viele Spams abfangen, rutschen offenbar immer noch genug durch die Spam-Filter. «Die Spammer passen ihre Vorgehensweise schnell an die neuen Verhältnisse an», sagt Max Klaus, Stellvertretender Leiter der Melde- und Analysestelle Informationssicherung Melani. Es sei eine Art Katz- und Maus-Spiel. Umso wichtiger ist es, dass Nutzer ein paar Sicherheitsregeln beachten (siehe weiter unten).

Beim Versand komm es letztlich auch auf die Masse an: Sonja Meindl vom Sicherheitsanbieter Checkpoint geht davon aus, dass 1 von 1000 Spam durch den Filter schlüpft, 1 von 100 Mails angeklickt wird und 1 von 10 zum Erfolg führt. Von einer Million Mail ist also nur ein einziges erfolgreich. «Das ist der Grund, warum die Anzahl der versendeten Spam sehr hoch sein muss», so Meindl. Eine neue Welle mit innovativem Inhalt kann auch bessere Raten beim Passieren des Spamfilters erzielen.

Die beliebtesten Köder der Spam-Mafia

Häufig treten die Angreifer im Namen bekannter Firmen auf, um Vertrauen zu erwecken. Besonders beliebt sind gefälschte Rechnungen. Die Schutz-Filter der Mail-Server lassen diese eher durch, weil man ja nicht will, dass Kunden eine Rechnung übersehen. «Leider gibt es immer noch zu viele Nutzer, die auf einen Link klicken, ein Attachement öffnen oder sogar ein beworbenes Produkt kaufen», sagt Klaus. Gerade in Zusammenhang mit aktuellen Ereignissen Naturkatastrophen, Fussball-WM und anderen Grossanlässen sei die Gefahr grösser, dass man auf eine gut gemachte Spam-Kampagne hereinfällt, so Klaus. Immer beliebt: dem Empfänger Druck aufsetzen, zum Beispiel mit einem unglaublichen und zeitlich begrenzten Angebot.

Ausserdem nutzen die Spammer teils auch existierende E-Mail-Adressen, damit ihre Nachricht authentischer wirkt. «Diese Adressen können zum Beispiel aus einem Datenfluss aus dem Darknet erworben werden», sagt Klaus.

Dabei gibt es Attacken, die speziell auf die Schweiz zugeschnitten sind. So wird der E-Banking-Trojaner Retefe gezielt im Namen renommierter Schweizer Unternehmen oder einer Behörde verschickt.

Wenn Ihr PC teil eines Spam-Netzwerks ist

Die Angreifer sind längst nicht mehr ein paar IT-Freaks, die einfach ausprobieren wollen, wie Spam funktioniert. Hinter den Millionen unerwünschter Mails stecken längst Strukturen organisierter Kriminalität, weiss Sonja Meindl vom Sicherheitsanbieter Checkpoint. Sie sind flexibel, passen Ihre Attacken stets den neusten Entwicklungen an und schrecken auch nicht vor Gewalt zurück. Wer genau die Hintermänner sind, bleibt im Dunkeln.

Spammer können für Ihre Angriffe sogenannte Botnetze mieten. Das sind gehackte Computer, über diese Spam-Angriffe gesteuert werden mit den realen E-Mail-Adressen der Nutzer, die davon nichts wissen. Ausserdem werden E-Mail-Adressen auch im Darknet gehandelt, berichtet Meindl.

Dass Spam-Mails in der Inbox landen, lässt sich nie ganz verhindern. Umso wichtiger ist es, folgende Verhaltensregeln zu beachten:

So schützen Sie sich

1. Allen E-Mails zu misstrauen, die unerwartet eintreffen, vor allem wenn Sie darin aufgefordert werden, einem Link zu folgen oder einen Anhang zu öffnen.

2. Öffnen Sie in einem verdächtigen E-Mail niemals die Anhänge, folgen Sie in verdächtigen Nachrichten niemals einem Link und geben Sie niemals persönliche Informationen (Passwort, etc.) preis!

3. Aktivieren Sie die Mehrfach-Authentifizierung sowohl für den E-Mail-Verkehr wie auch für Ihre Social Media Konten.

4. Verwenden Sie für jedes Online-Konto ein anderes Passwort.

5. Geben Sie Ihre E-Mail-Adresse nur an so wenige Personen wie notwendig weiter und verwenden Sie diese ausschliesslich für wichtige Korrespondenz.

6. Für das Ausfüllen von Webformularen, das Abonnieren von Newslettern, Einträge in Gästebüchern, usw. empfiehlt es sich, eine zweite E-Mail-Adresse zu verwenden. Diese kann bei verschiedenen Anbietern kostenlos beantragt werden. Ist diese Adresse von Spam betroffen, kann sie gelöscht und ersetzt werden.

7. Spam nicht beantworten: Wird auf Spam geantwortet, so weiss der Sender, dass die E-Mail-Adresse gültig ist und wird weiter Spam verschicken. Mit Vorsicht ist auch Spam mit «Abbestelloption» zu geniessen. Darin wird versprochen, dass man durch Senden einer E-Mail mit bestimmtem Inhalt von der Verteilerliste gestrichen wird. In diesem Zusammenhang sind auch automatische Antwortmails bei Ferienabwesenheit zu beachten. Sie sollten lediglich bei bekannten Adressen aktiviert werden. Quelle: melani.admin.ch

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