Chipmangel blamiert Drucker-HerstellerCanon stolpert über eigenen Kopierschutz
Dirk Jacquemien
10.1.2022
Wegen des globalen Chipmangels muss Canon seine Druckerpatronen anpassen. Teure Original-Patronen werden dadurch zu vermeintlichen Fälschungen.
Dirk Jacquemien
10.01.2022, 16:29
Dirk Jacquemien
Wenn die Tinte oder der Toner des heimischen Druckers mal wieder leer ist, wird es teuer. Denn für Ersatzpatronen verlangen die Druckerhersteller in der Regel Preise, die völlig von den wahren Produktionskosten entkoppelt sind. Entsprechend setzen daher viele auf Druckerpatronen von Drittherstellern, die deutlich günstiger angeboten werden.
Das ist Canon und quasi allen anderen Druckerherstellern ein Dorn im Auge und deshalb bauen sie schon seit längerem Mikrochips in ihre Patronen ein. Mit Hilfe dieser kann der Drucker dann feststellen, ob die Ersatzpatrone offiziell vom Hersteller gefertigt wurde. Ist das nicht der Fall, gibt es eine Fehlermeldung oder der Drucker verweigert komplett den Dienst. Doch aufgrund des globalen Halbleitermangels findet nun auch Canon keine Mikrochips mehr – und ist zum Improvisieren gezwungen.
Fehlermeldung ist doch nicht so schlimm
Für einige Canon-Drucker der Imagerunner-Serie gibt es daher nun «Interim-Toner» ohne eingebauten Mikrochip. Diese erzeugen dann beim Drucker eine Fehlermeldung, wenn sie eingelegt werden – das Gerät denkt schlicht, es handle sich um eine nachgemachte Patrone. Der Rat von Canon an seine Kund*innen: Die Fehlermeldung solle doch einfach weggeklickt und dann ignoriert werden. Das Drucken sei uneingeschränkt möglich, nur bei der Anzeige des Füllstandes könnte es Probleme geben.
Unfreiwillig demonstriert Canon mit der Episode, dass Mikrochips in Druckerpatronen völlig entbehrlich sind und vor allem zur Gängelung der Kund*innen verbaut werden. Das Unternehmen geriet bereits im Oktober mit kundenfeindlichem Gebaren in die Schlagzeilen. Damals wurde Canon in den USA verklagt, weil bei Multifunktionsgeräten die Scan-Funktion nicht mehr nutzbar war, falls die Tintenpatrone leer war – wofür es keinerlei ersichtlichen technischen Grund zu geben scheint.