Nutzlos, aber spassigElektroautos bekommen Schalt-Knüppel und ruckeln auf Wunsch
Von Dirk Jacquemien
13.12.2022
Elektroautos haben eigentlich nur einen Gang. Um Verbrenner-Fans trotzdem das Gefühl zu geben, in einem benzinschluckenden Vehikel zu sitzen, bauen manchen Hersteller nun Pseudo-Gangschaltungen ein.
Von Dirk Jacquemien
13.12.2022, 12:38
13.12.2022, 13:09
Dirk Jacquemien
Langsam, aber sicher übernehmen Elektroautos die Strassen. Zwar sind sie immer noch teurer als ähnlich klassifizierte Verbrennerfahrzeuge, ihr Anteil an den Neuzulassungen wächst allerdings rasant. In der Schweiz machten Elektroautos in 2022 bisher immerhin knapp 16,3 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge aus.
Doch gerade in Europa gibt es noch einige Vorbehalte gegen Elektroautos. Ein vielfach vorgetragenes Argument ist, dass sie sich einfach nicht wie ein «richtiges Auto» anfühlen, der «Fahrspass» fehle. Autofahren sei halt nicht nur eine Fortbewegungsart, sondern ein Lebensgefühl. Diese Zielgruppe wollen Toyota-Tochter Lexus und Hyundai nun ansprechen, mit eigens simulierten Gangschaltungen.
Auf der Autobahn einen Gang hochzuschalten und Vollgas zu geben (nur bis 120 km/h natürlich) dürfte wohl bei so manchem Autofan Glücksgefühle auslösen. Doch Elektromotoren haben keine Gänge, sie beschleunigen einfach durchgehend — irgendwie langweilig.
Lexus hat daher einen Prototypen seines Crossovers UX300e mit Schalthebel, Kupplungspedal und Drehzahlmesser ausgestattet. All diese sind völlig nutzlos bei einem Elektromotor, geben den Fahrer*innen aber das Gefühl, in einem ihnen bekannten konventionellen Fahrzeug zu sitzen. Dazu passend gibt es Soundeffekte eines Motors und haptisches Feedback am Schalthebel.
Lexus is developing a manual transmission for electric cars, and here's a first look at a working prototype. Is this the future of the driver's car? https://t.co/sUIaspEpeOpic.twitter.com/aaTUBz6qGg
In den USA sind Verbrennerfahrzeuge mit Automatikgetriebe üblicher. Die haben zwar auch Gänge, die Schaltung übernimmt aber das Fahrzeug. Die Fahrer*innen müssen nichts machen, akustisch und über Vibrationen merken sie aber durchaus, wenn der Gang wechselt.
Dieses Gefühl will Hyundai nun in der elektrischen Variante seine Sportwagens Ioniq 5 N nachbauen. Bei einer vermeintlichen Gangschaltung gibt das Fahrzeug einen entsprechenden Ton ab, ausserdem werden die Fahrer*innen ganz leicht durchgeschüttelt.
Das Feature lässt sich allerdings abschalten. Wer also den Vorteil eines Elektrowagens – die leise, ruckelfreie Fahrweise – nicht aus reiner Nostalgie aufgeben will, muss dies auch nicht.