Statt Werbeverfolgung Facebook deutet Kostenpflicht an

dj

3.5.2021

Muss man für Facebook bald zahlen? Zumindest das Unternehmen will offenbar den Eindruck erwecken.
Muss man für Facebook bald zahlen? Zumindest das Unternehmen will offenbar den Eindruck erwecken.
Getty Images

Um Nutzer*innen von der Werbeverfolgung zu überzeugen, insinuiert Facebook, dass der soziale Dienst andernfalls kostenpflichtig werden könne.

Seit dem letzte Woche veröffentlichten iOS 14.5 müssen Nutzer*innen nun explizit einer App die Erlaubnis geben, sie zu Werbezwecken zu verfolgen. Facebook lief in den Monaten vor der Einführung der Funktion Sturm, konnte sie aber auch mit einer aufwendigen PR-Kampagne nicht verhindern.

Die allermeisten Nutzer*innen dürften die Erlaubnis intuitiv verweigern, denn wer will schon gerne verfolgt werden? Mit wortgleichen Pop-ups bei der Tochter Instagram und bei Facebook selbst trägt das Unternehmen nun ein neues Argument vor. Wer die Werbeverfolgung zulasse, helfe dabei Facebook beziehungsweise Instagram kostenlos zu halten, heisst es da.

Facebook versprach Gratis-Nutzung für alle Ewigkeit

Im Umkehrschluss wird dadurch natürlich suggeriert, dass die sozialen Dienste bei Nicht-Zustimmung zur Werbeverfolgung kostenpflichtig werden könnten. Das wäre allerdings ein radikaler und für Facebook völlig uncharakteristischer Schritt, denn die Gratis-Nutzung war seit Gründung des Unternehmens sein Erfolgsrezept.

Bis vor Kurzem stand auf der Facebook-Homepage sogar die unmissverständliche Aussage, dass Facebook «kostenlos ist und es immer bleiben wird». Der Slogan wurde zwar 2019 entfernt, aber es kaum vorstellbar, dass Facebook für die Funktionen, wie sie jetzt bestehen, ernsthaft Geld verlangen wird.

Facebook blufft nur

So ist Facebooks gesamtes Geschäftsmodell auf Werbung ausgerichtet, eine Zahlungspflicht würde die Nutzerzahlen über Nacht zusammenbrechen lassen, Konkurrenten würden die Sektkorken knallen lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dem «Hinweis» also nur um den Versuch, psychologischen Druck auf die Nutzer*innen auszuüben, um sie doch noch zur Zustimmung zu bewegen.

In Wahrheit dürfte Facebook die durch Apple auferlegten Beschränkungen gut verkraften können. Im abgelaufenen Quartal machte der Tech-Gigant einen Gewinn von 9,5 Milliarden Dollar. Selbst wenn es im schlimmsten Falle durch die iOS-Änderungen ein paar Milliärdchen verlieren sollte, dürfte das Facebook nicht wirklich an die Substanz gehen.