Zusammenarbeit mit Definers Public Affairs beendet Facebook soll Schmäh-Kampagne gegen George Soros in Auftrag gegeben haben

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15.11.2018

Milliardär George Soros ist ein Kritiker grosser IT-Unternehmen wie Facebook und Google.
Milliardär George Soros ist ein Kritiker grosser IT-Unternehmen wie Facebook und Google.
Bild: Keystone/Archiv

Das Social Network soll das PR-Unternehmen Definers Public Affairs angeheuert haben, um einen seiner prominentesten Kritiker zu diskreditieren. Auch Konkurrenten wie Apple und Google sollen ins Visier genommen worden sein.

Facebook hat die den Republikanern nahestehende PR-Firma Definers Public Affairs beauftragt haben, Kritiker des Unternehmens zu diskreditieren. Das berichtet die «New York Times». Demnach soll Definers Public Affairs Facebook-Gegnern unterstellt haben, im Auftrag des Milliardärs George Soros zu agieren. Soros ist Feindbild von Rechtspopulisten. Facebooks CEO Mark Zuckerberg, COO Sheryl Sandberg und Chef-Lobbyist Joel Kaplan sollen die Kampagne abgesegnet haben. 

Die Firma soll eine Studie an Journalisten verteilt haben, laut der Soros mit einer grossangelegten Anti-Facebook-Verbindung verknüpft sein soll. Reporter sollen wiederholt aufgefordert worden sein, sich finanzielle Verbindungen zwischen Soros und Gruppen wie «Freedom from Facebook» und «Color of Change» anzuschauen.

Soros ist ein scharfer Kritiker der US-IT-Giganten: Facebook und Google hätten wirtschaftliche Monopole, die Sucht förderten, unabhängiges Denken bedrohten und Diktatoren eine staatlich finanzierte Überwachung ermöglichten. Sie seien eine klare Bedrohung für die Demokratie, sagte Soros beispielsweise in einer Rede im Januar am Weltwirtschaftsforum in Davos.

Der 1930 in Ungarn geborene Holocaust-Überlebende George Soros hat sich durch seinen Einsatz für Menschenrechte und als links verortete Gesellschaftsideale weltweit Feinde gemacht. In Ungarn ist er seit längerem Ziel scharfer Angriffe der rechts-konservativen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban. Dieser beschuldigt ihn unter anderem, die «Masseneinwanderung» von Muslimen nach Europa zu organisieren. Soros' Stiftung zog deshalb Anfang Oktober von Ungarn nach Berlin um.

In den USA unterstützt Soros seit Jahren die Demokraten und spendete unter anderem für die Präsidentschaftswahlkämpfe von Barack Obama und Hillary Clinton. US-Präsident Donald Trump und andere Republikaner äusserten sich mehrfach abfällig über sein Wirken.

Am US-Wohnsitz des Philantropen Soros war im Oktober eine Briefbombe entdeckt worden. Absender war mutmasslich der frühere Pizzabote Cesar Altieri Sayoc. In der unlängst erhobenen Anklage heisst es, Sayoc habe insgesamt 16 Briefe mit Sprengsätzen an 13 Kritiker von US-Präsident Donald Trump geschickt. Ursprünglich waren die Ermittler noch von mindestens 13 Sprengsätzen ausgegangen. Zu den Adressaten der potenziell gefährlichen Sendungen gehörten ausser Soros der frühere Präsident Barack Obama, Ex-Vizepräsident Joe Biden, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, der Fernsehsender CNN und Hollywoodstar Robert De Niro.

In einem Brief an Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg hatte Patrick Gaspard, Chef der von Soros finanzierten Stiftungsgruppe Open Society Foundations (OSF), Facebook eine Mitschuld an den Briefbomben gegeben:

Im Bericht der »New York Times» ist auch zu lesen, dass Definers Public Affairs den Nachrichtenaggregator «NTK Network» betreiben soll, auf dem Dutzende von Artikeln publiziert wurden, die Facebook-Konkurrenten wie Google und Apple attackierten. Viele Berichte sollen von rechtspopulistischen Nachrichtenseiten wie «Breitbart» aufgegriffen worden sein. Nicht nur diese ist für Fake-News bekannt. Und dem Kampf genau dagegen hat Facebook, namentlich CEO Mark Zuckerberg, sich wiederholt öffentlich verschrieben. Auch zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem «NTK Network» hat Facebook sich nicht detailliert geäussert. Das Unternehmen gab nur an, die Geschäftsbeziehung zu Definers Public Affairs beendet zu haben. Zudem habe man nie den Auftrag erteilt, Fake-News zu verbreiten.  Die Stellungnahme lieferte Facebook erst nach Erscheinen des ersten Artikels der «New York Times» – in einem zweiten des Blattes.

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