FacebookAntwort auf Datenskandal: Facebook will sich nicht stoppen lassen
dpa/dj
2.5.2018
Nach einer wochenlangen Entschuldigungs-Tour im aktuellen Datenskandal geht Facebook-Chef Mark Zuckerberg in die Offensive über. Facebook habe seine Lektion gelernt, jetzt müsse weitergebaut werden - unter anderem mit einer Flirt-Funktion.
Was macht man als weltgrösstes Online-Netzwerk, wenn alle Welt einem vorwirft, zu viele Daten zu sammeln und zu mächtig geworden zu sein?
Facebooks Antwort: Man rückt noch tiefer in den sensibelsten Bereich menschlicher Beziehungen vor - und sammelt nebenbei noch mehr Daten. Der gerade angekündigte Einstieg der Firma ins Geschäft mit der Partnersuche ist mehr als nur eine neue Funktion. Gründer und Chef Mark Zuckerberg setzt damit ein symbolisches Zeichen: Facebook mag nach dem Datenskandal einiges geändert haben, aber es wird nicht stehenbleiben.
Ein Facebook-Skandal jagt den anderen
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es von Zuckerberg eher demütige Töne zu hören. Erst räumte er ein, dass Facebook nicht schnell genug die aus Russland geführte Propaganda-Kampagne im Zuge der US-Präsidentenwahl erkannt habe. Und im März wurde Facebook auch noch aus heiterem Himmel vom Jahre alten Datenskandal um den Abfluss von Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica eingeholt.
Das Online-Netzwerk mit mehr als zwei Milliarden Nutzern schien in eine existenzielle Krise geschlittert zu sein. Aufrufe, Facebook zu verlassen, machten online die Runde. Zuckerberg entschuldigte sich oft und ausgiebig, überstand weitgehend glimpflich eine zehnstündige Fragerunde im US-Kongress, der Newsfeed wurde auf Kosten von Medieninhalten stärker auf Beiträge von Freunden und Familie ausgerichtet, der Zugang von Softwareentwicklern zu Nutzerdaten wurde eingeschränkt, die Nutzer bekommen neue Datenschutz-Werkzeuge. Es war nicht das erste Mal, dass Facebook sich für Fehler und Datenschutz-Fehltritte entschuldigen musste. Aber noch nie sagte Zuckerberg so weitreichenden Wandel zu.
Doch YouTube gerät ähnlich wie Facebook immer mehr in die Kritik.
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Dessen CEO Mark Zuckerberg musste sich kürzlich vor dem US-Kongress verantworten.
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Bei YouTube liegt das Problem unter anderem in der Anzeige von Werbeclips.
Die wurde teilweise vor den Videos von Neonazis gezeigt, was den Werbetreibenden natürlich überhaupt nicht gefiehl.
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Deshalb wird YouTube-Mutter Google wohl noch stärker unter die Lupe geraten.
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Auch CEO Sundar Pichai wird wohl bald unangehme Fragen beantworten müssen.
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Zuckerberg geht wieder in Offensive
Doch jetzt, auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8, blies er wieder zur Offensive. «Wenn Sie wie ich glauben, dass es wichtig ist, Menschen eine Stimme zu geben, dass es wichtig ist, Beziehungen und das Gemeinschaftsgefühl aufzubauen, dass es wichtig ist, hart daran zu arbeiten, die Welt näher zusammenzubringen, dann sage ich: Wir werden weiterbauen», verkündete der 33-Jährige ungewöhnlich kämpferisch in den Saal. «Wir müssen diese Idee am Leben erhalten.» Die Welt werde sich nicht von alleine in diese Richtung bewegen.
Facebook sei dazu da, jedem auf der Welt die Möglichkeit zu geben, alles was man will jederzeit und überall mit anderen zu teilen, betonte Zuckerberg. Die Botschaft nach den vergangenen turbulenten Wochen: Die jüngsten Änderungen sollen dafür sorgen, dass alle dabei sicher seien, also muss es wieder nach vorne gehen.
Wie wird Facebook-Dating funktionieren?
Zum Beispiel mit der Partnersuche. Details dazu blieben noch dünn, aber die Gedankenspiele, die man damit anstellen kann, sind faszinierend. Facebook weiss so viel über seine Nutzer: Was ihnen gefällt, wofür sie sich interessieren, wo sie sind, wen sie kennen. Und zwar aus tatsächlichen Verhaltensdaten, nicht eventuell geschönten Profilen.
Traut sich Facebook etwa zu, auf dieser Basis einen Algorithmus für die Liebe zu generieren? Und wie weit würde das Online-Netzwerk dabei gehen, die dabei neu gewonnenen intimen Daten für Anzeigen-Kategorien einzusetzen, anonymisiert natürlich?
Alles eine Frage der Einstellung(en): Ihr Facebook lässt sich gut schützen.
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Es gibt keinen Grund, warum irgendwelche Inhalte von Ihnen auf Facebook für andere Personen als Ihre Freunde sichtbar sein sollen. Deshalb hier in den Privatsphäre-Einstellungen unter «Wer kann deine zukünftigen Inhalte sehen» auf «Freunde» gehen.
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Wenn Sie nicht wollen, dass jeder Fremde, der zufällig Ihre E-Mail-Adresse kennt, auch Ihr Facebook-Konto finden kann, sollte hier mindestens «Freunde von Freunden» ausgewählt werden.
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Sie können zu grossen Teilen verhindern, dass Ihre persönlichen Informationen für Werbung genutzt wird. Bei «Werbeanzeigen basierend auf deiner Nutzung von Webseiten und Apps» und «Werbeanzeigen in Apps und auf Webseiten, die nicht zu Facebook gehören», sollte jeweils «Nein» ausgewählt werden.
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Zum Schutz Ihres Account gibt es «Anmeldewarnungen». Wann immer Sie sich auf einem neuen Gerät auf Facebook anmelden, bekommen Sie bei per Mail eine Benachrichtigung. So bekommen Sie sofort mit, wenn sich ein Fremder in Ihren Account einloggt und Sie können Gegenmassnahmen einleiten.
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Noch umfangreicher ist der Schutz mit «Two-Factor Authentication». Hierbei ist zum Login auf einem neuen Gerät die Eingabe eines Codes erforderlich.
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Unter «Bekannte Geräte» können Sie sehen, welche Geräte autorisiert sind, sich ohne zusätzliche Bestätigung in Ihren Account einzuloggen.
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Unter «Wo du derzeit angemeldet bist» sieht man zudem, wo man gerade auf Facebook angemeldet ist. Findet sich dort ein Gerät, dass man nicht benutzt sollte schnell «Aktivität beenden» gewählt und das Passwort geändert werden.
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Falls Sie doch mal aus Ihrem Facebook-Account ausgesperrt werden, gibt es noch einen Weg, wieder hereinzukommen. Dieser nennt sich «Kontakte deines Vertrauen». Hierbei lassen sich drei bis fünf Freunde nominieren. Verliert man nun den Zugriff zu seinem Facebook-Account, kann man diese Freunde persönlich kontaktieren.
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Schliesslich haben Sie auch die Möglichkeit einen «Nachlasskontakt» zu benennen. Nach Ihrem Tod kann dieser noch Beiträge auf Ihrer Chronik verfassen, um beispielsweise all Ihren Freunde Infos zu einer Gedenkveranstaltung mitzuteilen. Alternativ können Sie auch festlegen, dass nach Ihrem Ableben das Facebook-Konto komplett gelöscht wird.
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Welche Rolle spielt die Werbung?
Der wichtigste Teil von Facebook seien die Beziehungen, die man aufbaue, und das, was man gemeinsam machen könne, sagte Zuckerberg. Mitunter schien es, als wolle er unbedingt den Vorwurf widerlegen, das eigentliche Produkt von Facebook sei der Zugang zu den Nutzern, den das Online-Netzwerk an Werbekunden verkaufe.
Die F8 zeigt: Der Facebook-Gründer wird immer noch von dem Drang angetrieben, alle miteinander zu vernetzen. Die Werbung scheint dabei nur ein Mittel zum Zweck, weil man sonst keinen kostenlosen Dienst für Milliarden Menschen auf die Beine stellen kann. Ob es Zuckerberg und seinem Team nach dem jüngsten Skandal nun zielsicherer gelingt, die Balance zwischen Privatsphäre und Datengeschäft zu finden?
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