Mini-Nutztiere Ferngesteuerte Cyborg-Schaben tragen Solarzellen-Rucksack

Dirk Jacquemien

11.9.2022

So sieht die Cyborg-Kakerlake aus.
So sieht die Cyborg-Kakerlake aus.
Riken

Damit Kakerlaken in Erdbebentrümmern nach Verschütteten suchen können, haben japanische Forscher*innen sie nun in Cyborgs verwandelt. Bald könnte die Technik auch bei Fluginsekten zum Einsatz kommen.

Dirk Jacquemien

Japanische Forscher*innen haben eine Kakerlake mit Solarzellen und einem Motor ausgestattet. Damit können sie die Bewegungen des Insekts per Funk fernsteuern. Was wie ein schlechter Horror-Film klingt, könnte eine durchaus sinnvolle Anwendung haben.

Denn eingesetzt werden können solche Cyborg-Insekte etwa, um nach Erdbeben in Trümmern nach Verschütteten zu suchen. Durch ihre kleine Grösse und hohe Beweglichkeit erreichen sie Gebiete, die beispielsweise regulären Robotern nicht zugänglich sind.

Sechs Zentimeter lange Schabe

Cyborg-Insekten sind keine besonders neue Erfindung, an ihnen wird schon seit geraumer Zeit geforscht. Einen wirklichen Einsatz in der Praxis gibt es bisher aber noch nicht, vor allem, weil die nötige Technik meistens so schwer ist, dass sie die Insekten in ihren Aktivitäten stark einschränken.

Bei dem jetzigen Experiment wurde eine Madagaskar-Fauchschabe verwendet. Auf dem Rücken des knapp sechs Zentimeter langen Insekts wurden in einer Art Rucksack diverse mikroskopisch kleine Apparaturen befestigt. Diese können die Beine der Schabe stimulieren und so deren Laufrichtung bestimmen. Ein Solarmodul sorgt für die nötige Stromversorgung.

Vor allem letztere sei bei Cyborg-Insekten bisher ein Problem gewesen, da hier schnell die Batterie leerlief und die Insekten dann unkontrolliert durch die Gegend liefen. Die von dem japanischen Team entwickelte Solarzelle solle dagegen rund fünfzigmal mehr Strom liefern als vergleichbare Zellen anderer Cyborg-Insekten.

Fliegende Cyborg-Insekten geplant

Die Bauteile für den Kakerlaken-Rucksack wurden dabei grösstenteils im 3D-Drucker hergestellt. Die Materialien waren besonders leicht und elastisch, damit das Insekt so wenig belastet wird wie möglich.

Beschrieben haben die Forscher*innen des Instituts Riken ihr Experiment in der Fachzeitschrift «NPJ Flexible Electronics». Sie hoffen, ihr Konzept bald auch bei anderen Insekten anzuwenden, etwa Zikaden, die fliegen können.