Online-Dating Freie Bahn für Sexualstraftäter auf Tinder

dj

3.12.2019

Auf eine kriminelle Vergangenheit wird kein Tinder-Nutzer überprüft.
Auf eine kriminelle Vergangenheit wird kein Tinder-Nutzer überprüft.
Keystone

Trotz Einträgen in Sexualstraftäter-Registern konnten Verbrecher Online-Dating-Plattformen nutzen, um neue Opfer zu finden.

Populären Online-Dating-Plattformen fehlt es an klaren Richtlinien für den Umgang mit Sexualstraftätern. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von «Pro Publica», «Columbia Journalism Investigations» und «BuzzFeed» zur Match Group. Diese ist der weltgrösste Anbieter von Online-Dating-Plattformen. Zur Match Group gehören unter anderem Match, OkCupid, Plenty of Fish und die wohl berühmteste Dating-App Tinder.

Die Reporter nahmen 150 Fälle von Sexualstraftaten in den USA unter die Lupe, bei denen die Täter ihre Opfer über eine Dating-Plattform der Match Group gefunden haben. Bei 10 Prozent der Fälle waren die Täter bereits wegen vergangener Verbrechen bekannt und teilweise auch in Sexualstraftäter-Registern verzeichnet, die in den USA üblicherweise öffentlich zugänglich sind.

Abgleich sei unmöglich

Doch für fast alle seiner Plattformen führt die Match Group keinen Abgleich zwischen den eigenen Nutzern und den Einträgen der Sexualstraftäter-Register vor. Einzig auf der kostenpflichtigen Dating-Plattform Match werden die Nutzer auf allfällige Einträge in den Registern überprüft. «Es gibt definitiv registrierte Sexualstraftäter auf unseren kostenlosen Plattformen», so ein Match-Group-Sprecher zu «Columbia Journalism Investigations».

Erklärt wird das damit, dass über die Nutzer von kostenlosen Angeboten einfach viel zu wenig persönliche Informationen bekannt seien, um einen Abgleich zuverlässig durchführen zu können. In der Tat sind auch legitime Nutzer von Dating-Apps meistens nicht bereit, all zu viele persönliche Daten von sich preiszugeben. Eine Pflicht zur Angabe des kompletten Namen etwa würde viele potenzielle Nutzer abschrecken.

Die Match Group verspricht, aggressiv «neue Tools» einzusetzen, um Übeltäter von seinen Plattformen zu entfernen, für die man keinerlei Toleranz zeige. Hierzulande dürfte es — selbst wenn die Anbieter von Dating-Portalen willens sind — mangels öffentlich zugänglicher Register aber quasi unmöglich sein, entsprechende Checks der Nutzer durchzuführen.

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