Internet-Portal Gab offline Internet-Portal Gab offline: Freie Rede führte direkt in braunen Sumpf

Pascal Landolt

30.10.2018

Wie weit darf die freie Meinungsäusserung gehen? Das Online-Portal Gab wurde wegen radikaler Äusserungen seiner Nutzer vom Netz genommen.
Wie weit darf die freie Meinungsäusserung gehen? Das Online-Portal Gab wurde wegen radikaler Äusserungen seiner Nutzer vom Netz genommen.
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Das Social Media-Netzwerk Gab preist sich im Internet als Hüter der freien Rede an. Nachdem es Posts des Pittsburgh-Attentäters nicht entfernt hatte, musste es nun aber auf öffentlichen Druck hin vom Netz.

Der Attentäter von Pittsburgh hatte seine Absichten offenbar kurz vor seiner Tat auf der Webseite Gab kund getan. Danach marschierte er in eine Synagoge, schoss um sich und tötete elf Menschen.

Die Tat wirft einmal mehr die Frage auf, wie weit Redefreiheit gehen und wer im Internet eine Plattform zum Austausch von Ideen bekommen soll? Das Thema sorgt derzeit nicht nur in den USA für heisse Köpfe.

Die Rede- oder Pressefreiheit  ist in den USA unter dem ersten Zusatzartikel der Verfassung (1st Amendment) garantiert. Jener Artikel garantiert allerdings nur den Schutz der freien Rede vor staatlichen Eingriffen. Privat geführte Firmen wie Facebook, Twitter oder Google müssen jedoch nicht alle Inhalte zulassen.

Absolute Redefreiheit

Gab preist sich als ein Soziales Netzwerk an, das die Redefreiheit in allen Fällen gewähre. Diese Hauspolitik hatte die Seite allerdings innert kürzester Zeit zu einem Refugium für rechtsradikale Hassredner werden lassen.

Nachdem bekannt geworden war, dass der Attentäter auf der Plattform zu Judenhass aufgerufen und seine Vorbereitungen zum Mord öffentlich gemacht hatte, verteidigte Gab seine Politik: Auf der Seite werde nichts zensuriert.

Dafür nahm der Druck von externer Seite zu: GoDaddy, der Domain-Provider von Gab, drohte, die Internet-Adresse zu sperren. PayPal, Stripe, Joyent, Shopify und Medium – alles Anbieter von Transaktionen und Diensten, die es zum Betreiben einer modernen Webseite braucht – haben ihre Verbindungen zu Gab ebenfalls gekappt. Allesamt mit der Begründung, sie wollten die Verbreitung von Hassreden nicht unterstützen.

Zu heikel für Apple, Google und Microsoft

Im Dezember 2016 verbannte Apple eine iOS-Version von Gab aufgrund pornografischer Inhalte aus Apple-Stores. Eine wenig später erneut eingereichte Version, welche pornografische Inhalte blocken sollte, wurde ebenfalls vom iPhone-Konzern abgelehnt.

Irgendwann ziehen die Tech-Giganten die Reissleine: «Hassrede» wird nicht toleriert.
Irgendwann ziehen die Tech-Giganten die Reissleine: «Hassrede» wird nicht toleriert.
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Google entfernte die Gab-Version für Android-Geräte im August 2017 aus seinem Play Store. Die Begründung: Gab verletze Googles Richtlinien punkto Hassreden. Und im August 2018 drohte Microsoft, Gab aus seiner Cloudhosting-Lösung Azure zu werfen, wenn nichts gegen die Hassrede und den konstanten Antisemitismus auf der Plattform unternommen werde. Gab reagierte, indem es den Anbieter wechselte.

Gab-CEO tobt sich jetzt bei Alex Jones aus

Nachdem die Plattform nun also offline ist und von den grossen Tech-Anbietern geächtet wird, hat Gab das Schlachtfeld gewechselt und macht bei Twitter seinem Ärger über die «unfaire Behandlung» mit einem «Tweetstorm» Luft.

Gab-CEO Andrew Torba kündigte dort an, mit dem ebenfalls umstrittenen – weil rechtsaussen angesiedelten – Alex Jones auf dessen Radio-Blog «The Alex Jones Show» zu diskutieren. Alex Jones' Multimedia-Produktion «InfoWars» wurde vor nicht allzu langer Zeit unter anderem von den Tech-Unternehmen Facebook, Apple, Twitter und YouTube beziehungsweise ihren jeweiligen Plattformen ausgeschlossen.

«Gab» fühlt sich von den Internet-Giganten unfair behandelt.

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