Spieletest «Anno 1800»: Nicht nur industriell eine Revolution

Von Martin Abgottspon

1.5.2019

Schiffe übernehmen eine zentrale Rolle in «Anno 1800»
Schiffe übernehmen eine zentrale Rolle in «Anno 1800»
Bild: Ubisoft

Die «Anno»-Reihe blickt mittlerweile auf eine über 20-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Mit ihrem neuesten Titel haben sich die Entwickler einmal mehr selbst übertroffen.

In den letzten beiden Titeln der Reihe wagte Ubisoft einen Sprung in die Zukunft. Das kam bei der Spielerschaft mässig gut an, weshalb sich Ubisoft  die Kritik der Spieler ganz genau angehört hat und mit «Anno 1800» wieder an die alte Erfolgsgeschichte anknüpfen will.



Ich muss zugeben, ich bin kein besonders guter Städteplaner. Trotzdem habe ich meinen Vater immer bewundert, wie er wochenlang an seinen Siedlungen und Städten in Spielen wie «Sim City», «Age of Empires» oder damals noch «Anno 1602» rumwerkeln konnte.

Aufbausimulationen brauchen Zeit. Da ist «Anno 1800» keine Ausnahme. Es ist aber fast schon beängstigend, wie schnell die Zeit verfliegt, während die eigene Stadt langsam Formen annimmt. Sonntagnachmittage verstreichen im Nu beim Aufbau von Kornfeldern, dem Aussenden von Schiffen oder dem Planen von Handelsrouten.

Zu Beginn hat man das Geschehen noch wunderbar im Überblick.
Zu Beginn hat man das Geschehen noch wunderbar im Überblick.
Bild: Ubisoft

Gute Planung zahlt sich aus

Dabei nimmt «Anno 1800» auch Simulationsanfänger wie mich gut an die Hand. Es gibt zwar kein Tutorial, doch wer das Spiel mit der Kampagne in Angriff nimmt, bekommt schnell eine Vorstellung davon, was es für eine funktionierende Stadt braucht.



Zu Beginn ist alles noch überschaubar. Man beherbergt einige Bauern, die schon mit etwas Fisch, Kleidern und Schnaps zufrieden sind. Die Dinge werden dann jedoch schnell anspruchsvoller, etwa wenn fortgeschrittene Gesellschaftsklassen wie Arbeiter, Handwerker oder Ingenieure dazu kommen.

Deren Bedürfnisse werden immer ausgefallener, so dass mit der Zeit ganze Produktionsketten nötig sind, um die Bevölkerung beispielsweise auch mit Brillen oder Pelzmänteln zu versorgen. Das schlägt zu Buche, und Neulinge werden merken, dass sich eine etwas sorgfältigere Planung vielleicht doch gelohnt hätte.

So viel zu entdecken

Nebst dem Aufbau der eigenen Stadt ist man aber noch mit zahlreichen anderen Aufgaben beschäftigt. Gegen Bezahlung kann man etwa kleine Transport-Aufgaben übernehmen, während man sich gleichzeitig die Piraten vom Hals hält und später auch in eine neue Welt aufbricht, um Kolonien zu gründen – wie es die Geschichte unsereins gelehrt hat.

Allzu kritisch geht das Spiel mit der gesamten industriellen Revolution aber nicht um. Sklavenarbeit oder Arbeiteraufstände, wie sie zu der Zeit üblich waren, finden nicht statt. Der Kolonialismus wird so ziemlich verharmlost.

Authentisch fühlt sich das Spiel trotzdem an. Umso mehr, wenn man herausgefunden hat, wie man die eigene Stadt auch mal als Fussgänger erkunden kann und einem all die liebevollen Details ins Auge stechen. «Anno 1800» fasziniert, weil es toll aussieht und genau das tut, was ein gutes Aufbau-Strategiespiel ausmacht: Es suggeriert dem Spieler, alles in der Hand und alle Zeit der Welt zu haben.

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