Dank Meta und Playstation Darum schafft VR in diesem Jahr endlich den Durchbruch

Von Pascal Wengi

21.1.2022

Ob Brillen in dieser Grösse in Zukunft überhaupt noch nötig sind für ein gutes VR-Erlebnis?
Ob Brillen in dieser Grösse in Zukunft überhaupt noch nötig sind für ein gutes VR-Erlebnis?
Youtube

Virtual Reality schaffte es bisher nicht, sich über den «Musst-Du-Mal-Probiert-Haben»-Effekt hinaus durchzusetzen. Zu wenig Inhalte, teure Hardware und komplizierte Setups sprechen eher Enthusiasten anstatt die breite Masse an. Das könnte sich 2022 ändern.

Von Pascal Wengi

21.1.2022

Science-Fiction Hits wie «Tron», «Matrix», oder «Ready Player One» haben uns schon lange aufgezeigt, wie ein Leben in der virtuellen Realität aussehen könnte. Die Möglichkeit, vollständig in eine digitale Umgebung einzutauchen und Erlebnisse ausserhalb der Begrenzung der Realität zu erleben, scheint mit dem technologischen Fortschritt immer näherzurücken. Doch obwohl die Technologie theoretisch vorhanden wäre und die Möglichkeiten schier unbegrenzt scheinen, konnte sich Virtual Reality bislang eher schlecht als recht durchsetzen.



Dies liegt primär daran, dass die Einstiegshürde vor allem im finanziellen Bereich bisher relativ hoch war. Günstig-Angebote floppten durchs Band. So zum Beispiel auch Samsungs Versuch ihre Galaxy-Reihe zum Display zu erweitern. Mehr als ein nettes Handy-Gadget resultierte daraus nicht. Dafür fehlte es der Plattform schlicht an Inhalten.

Zum Glück muss man sich für VR-Erlebnisse nur eine Brille anschaffen und nicht Anschlüsse in den Körper einpflanzen lassen.
Zum Glück muss man sich für VR-Erlebnisse nur eine Brille anschaffen und nicht Anschlüsse in den Körper einpflanzen lassen.
Bild: Warner Bros.

Oculus Quest – eine Erfolgsgeschichte

Im Jahr 2014 kaufte sich der Internet-Gigant Facebook den Virtual-Reality-Brillen-Hersteller Oculus. Ziel war es, ein vollständiges VR-Erlebnis für alle mit wenig Einschränkungen zu bieten. Also Folge daraus hat sich Oculus auf Brillen fokussiert, die ohne leistungsstarken PC auskommen. Während VR-Brillen oft bis zu 1000 Franken kosteten und der benötigte PC nochmal rund das Doppelte, konnte Oculus mit der Quest den Preis auf 400 Franken reduzieren.

Erstmals hatten VR-Liebhaber damit ein vergleichbares Erlebnis zu einem Fünftel des bis dahin üblichen Preises. Allerdings auf Kosten der Bild-Qualität und Hardware-bedingten Einschränkungen. Ein Gaming-PC mit starker Grafikkarte konnte noch immer weitaus komplexere und aufwendigere Welten berechnen und darstellen als die erste Kompaktlösung von Oculus.

Ein grosser Schritt Richtung Mainstream

Mit dem Release der Oculus Quest 2 im Jahr 2020 sollte dies aber ändern. Bildtechnisch hinkt die neue Brille der grossen Konkurrenz in nichts mehr hinterher und bietet scharfe und flüssige Bilder. Auch ist die Brille in der Lage komplexere und aufwändigere virtuelle Umgebungen zu berechnen, was auch renommiertere Gaming-Entwickler auf die Plattform lockt. Mit VR-Titeln wie «The Walking Dead – Saints and Sinners» oder «Resident Evil 4 VR» sind bereits zwei hochwertige Titel für die Quest 2 erschienen, die weit über das Casual-Gefühl hinausgehen und ernstzunehmende Gaming-Erfahrungen bieten.

So war die Quest 2 sogar die meistgegoogelte Konsole vor Weihnachten und hat Dauerbrenner wie die Nintendo Switch oder die Playstation 5 hinter sich gelassen. Zwar sind die effektiven Verkaufszahlen zum Weihnachtsgeschäft noch nicht verfügbar, aber es ist anzunehmen, dass es die Quest 2 unter den ein oder anderen Weihnachtsbaum geschafft hat. Die schlechte Verfügbarkeit der neuesten Sony- und Microsoft-Konsolen könnte da natürlich ebenfalls einen Einfluss gehabt haben.

Gemeinsam mit anderen schauen: In der Oculus App «Bigscreen» gibt es am 13. Februar eine Watchparty für den Super Bowl.
Gemeinsam mit anderen schauen: In der Oculus App «Bigscreen» gibt es am 13. Februar eine Watchparty für den Super Bowl.
Bild: Oculus

Sony zieht mit

Für den Vormarsch der Quest 2 spricht auch, dass die Entwickler des VR-Chat-Spiels «Rec Room» verkündet haben, dass sie während der Feiertage innert 60 Stunden über eine Million aktive Spieler verzeichnen konnten. Als kleiner Vergleich: EA’s «Battlefield 2042» kommt im selben Zeitraum auf knapp 60'000 Spieler auf Steam. Diesen Rekord dürfte natürlich auch Meta hellhörig stimmen. Denn das Grundkonzept von «Rec Room», sich im virtuellen Raum zu treffen und auszutauschen, deckt sich perfekt mit den Metaverse-Plänen des Techgiganten. Es dürfte also kaum überraschen, wenn auf dem bisherigen Erfolg aufgebaut und die VR-Brillen auch aus Marketing-Sicht nochmals ordentlich gepusht werden.

Bei der Konkurrenz ist das Thema deswegen noch lange nicht vom Tisch. Sony hat bereits eine neue VR-Brille angekündigt. Das Nachfolgemodel soll eine bessere Auflösung bieten und ausserdem integrierte Kameras zum Tracking der Kopfbewegungen beinhalten. Ein Meilenstein im Vergleich zur ersten Version, bei welcher das noch eine externe Kamera übernahm. Bisher ist allerdings noch nicht viel zur VR-Brille von Sony bekannt, jedoch bietet die Playstation 5 sicher genügen Rechenleistung, um auch aufwändigere Titel in VR zu geniessen. Somit dürfte die Playstation VR 2 nicht bloss ein Gimmick werden, sondern ein weiterer ernstzunehmender Konkurrent mit grossem Portfolio an Spiele-Franchises und einem riesigen Kundensegment.

Wie geht die Reise weiter?

Meta als Pionier im Bereich der virtuellen Realität zu bezeichnen, wäre komplett vermessen – andere Hersteller waren da früher und engagierter. Jedoch ist es aktuell vor allem Marc Zuckerberg’s Firma, welche VR mit Hochdruck vorantreibt. Da hilft natürlich auch das grosszügige Budget von Meta.

Bisher fehlt nur noch der ultimative Grund, wieso man die virtuelle Realität nicht verpassen sollte. Sobald ein Metaverse dieses Bedürfnis bei den Konsumenten schaffen kann, steht dem endgültigen Durchbruch wohl nichts mehr im Weg. Die Pandemie könnte sich hierbei weiterhin als guter Wegbereiter erweisen. Die Aussicht auf ein Bier mit Freunden in einer Bar ganz ohne Maske ist nur eines von vielen Fallbeispielen.