Lootbox-Diskussion Der FUT-Modus von «FIFA» ist nicht weniger gefährlich als Glücksspiel

Von Fabian Gilgen

6.2.2020

Wegen einem Schlupfloch fallen Lootboxen nicht unter das Glücksspielgesetz.
Wegen einem Schlupfloch fallen Lootboxen nicht unter das Glücksspielgesetz.
Bild: EA Games

EA gerät weiter unter Druck wegen der glücksspielähnlichen Lootbox-Mechaniken in «FIFA». In Belgien und den Niederlanden sind Lootboxen in Videospielen bereits verboten. Jetzt fordern auch zwei französische Anwälte rechtliche Schritte gegen «FIFA». Wie sieht es in der Schweiz aus?

In «FIFA» ist es längst Tradition, dass man über den Modus «FIFA Ultimate Team», oder kurz FUT, Spieler-Sets kaufen kann, die eine gewisse Anzahl zufällige Spieler enthalten. Diese können über die mit Echtgeld bezahlten FIFA-Points oder den FUT-Münzen, die man erspielen kann, erworben werden. Daneben gibt es auch Möglichkeiten Sets direkt zu erspielen. Hierbei geht es aber unverhältnismässig länger, bis man den gewünschten Spieler erhält.



Diese sogenannte Lootbox-Mechanik hat in den letzten Jahren für viele Kontroversen gesorgt. So wurde diese in Belgien und Niederlanden in Videospielen verboten, da diese in unter verbotenes Glücksspiel fallen.

Auch zwei französische Anwälte klagen nun gegen EA und fordern, dass der FUT-Modus als Glücksspiel definiert werden muss. «Die Entwickler dieses Spielmodus haben ein täuschendes und zum Teil abhängig machendes System erschaffen. Je mehr man zahlt, desto höher ist die Chance, einen grossen Spieler zu bekommen. Wir sind überzeugt, dass dies Glücksspiel ist, weil das Kaufen von Sets eine blosse Wette ist», erklärt der Anwalt Victor Zagury gegenüber dem französischen Sport-Magazin L’Equipe.

Ähnlich wie das Glücksspiel sollen Lootbox-Systeme Menschen süchtig machen können. So berichtet Zagury von mehreren Klienten, die mehrere tausend Franken über den FUT-Modus ausgegeben haben. So auch ein 32-Jähriger, der über 3'000 Franken ausgegeben hat und dadurch in Rückstand mit seiner Wohnungsmiete geraten ist.

Während aber Erwachsene generell ihre Handlungen und die daraus resultierenden Folgen abschätzen können, ist das bei Kindern nicht gegeben. Dennoch können auch sie in Spielen uneingeschränkt ihr Geld für Lootboxen ausgeben. Da Kinder und Jugendliche besonders anfällig für potenziell süchtig machende Lootbox-Mechaniken sind, forderte kürzlich auch der britische Gesundheitsdienst in einem Bericht Massnahmen gegen Spiele mit Lootboxen. Neben einem generellen Verbot von Spielen, die Kinder zu Glücksspiel verleiten, forderte er auch mehr Transparenz und Ausgabe-Begrenzungen.

Gesetzeslage in der Schweiz

Glücksspiele, beziehungsweise Geldspiele wie sie seit 2019 im Geldspielgesetz genannt werden, sind in der Schweiz, wie auch in vielen anderen Ländern, wie folgt definiert: «Spiele, bei denen gegen Leistung eines geldwerten Einsatzes oder bei Abschluss eines Rechtsgeschäfts ein Geldgewinn oder ein anderer geldwerter Vorteil in Aussicht steht».



Am Beispiel von «FIFA» ist der Teil mit dem geldwerten Einsatz gegeben, da die Spieler-Sets über die FIFA-Points mit Echtgeld erworben werden können. Es handelt sich dennoch nicht um Glücksspiel, da die über die Packs erhaltenen Spieler keinen Geldwert haben. Sie können zwar über den Transfermarkt in «FIFA» mit der Spielewährung FUT-Münzen ge- und verkauft werden, diese haben aber keinen monetären Gegenwert. Denn diese erhält der Spieler nur über das Abschliessen von Aufgaben in «FIFA» und kann sie daher auch nicht weiterverkaufen.

Folglich sind Lootboxen in gewissem Masse eine Simulation von Glücksspiel, wobei der Einsatz aber echt bleibt. Auch der Suchtfaktor bleibt echt. Daher sollten vor allem Kinder von glücksspielähnlichen Systemen geschützt werden.

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