Spielekritik Dieses Spiel ist so einfach, so schräg und so grossartig

Swisscom Magazin / Pascal Wengi

11.10.2019

Gänsehaut mal anders: Bei «Untitled Goose Game» treibt man allerhand Schabernack.
Gänsehaut mal anders: Bei «Untitled Goose Game» treibt man allerhand Schabernack.
Bild: Swisscom

Gamer werden auch diesen Herbst mit tollen Spiele-Releases überhäuft. Aber ein kleiner Aussenseiter stiehlt im Moment den grossen Videospielen die Show.

Gänse sind bemerkenswerte Tiere. Auf einigen Höfen werden sie sogar als Wachtiere eingesetzt, denn sie kennen keine Angst und schnattern jeden Eindringling in die Flucht. Und ja, es heisst «schnattern» – wir haben’s gegoogelt. Was diese Exkursion ins Tierreich nun mit Games zu tun hat, wird sich der ein oder andere Leser fragen. Auf den ersten Blick nichts, aber das ist hier der Punkt: Wir finden, dass es zu wenig Computerspiele mit Gänsen gibt. Jedes Spiel hat mittlerweile Drachen, Bären, Hunde oder Mäuse – Gänse jedoch sind rar. Das Entwicklerstudio House House sah das genauso und hat dem aufgeweckten Federvieh ein Spiel gewidmet. «Untitled Goose Game» heisst es und ist erhältlich für den PC und die Nintendo Switch.

Kult trotz simpler Spielmechanik

Im Internet erreichte «Untitled Goose Game» innert kürzester Zeit Kultstatus. Dies obwohl oder vielleicht sogar aufgrund der sehr einfach gehaltenen Grafik und den simplen Spielmechaniken. Unser Hauptcharakter im Spiel ist eine Gans, welche die Flügel spreizen, sich ducken, schnattern und Dinge mit dem Schnabel greifen kann. Es gibt kein Inventar, keine Waffen, keine Skills oder sonstigen Schnick-Schnack.

Einzig eine To-do-Liste gibt dem Spieler einen Anhaltspunkt, was er tun soll und die meisten Aufgaben bestehen darin, den Dorfbewohnern das Leben schwer zu machen. Wir können zum Beispiel einen kleinen Jungen mit unserem Schnattern erschrecken, sodass er sich in eine Telefonkabine einschliesst. Wir klauen kurzerhand sein Spielzeugflugzeug und legen es unbemerkt an den Flohmarktstand um die Ecke. Mit breitem Grinsen werden wir dann Zeuge, wie der Junge sein Spielzeug zurückholen will und von der Standbesitzerin beim vermeintlichen Diebstahl erwischt wird. Dies mag sich vielleicht nicht weltbewegend anhören, aber es ist auf eine schräge Art und Weise absolut befriedigend das Dorf mit solchen Streichen zu drangsalieren.

In diesem Streich klaut man dem Restaurantbesucher sein Messer.
In diesem Streich klaut man dem Restaurantbesucher sein Messer.
Bild: Swisscom

Schabernack mit Suchtpotential

Die Dorfbewohner geben in Sprechblasen mit Symbolen an, was ihr nächstes Ziel ist – ganz wie bei den SIMS. Das hilft beim Planen der Streiche, da man seinen Opfern so immer einen Schritt voraus ist. Der Gärtner zum Beispiel will seinen Garten schön halten und gibt per Sprechblase bekannt, dass er seinen kleinen Spaten sucht. Da wir diesen vor ihm erreichen und schon wegschleppen können, bestimmen wir somit, wo er als nächstes hingeht. Den kleinen Spaten neben die Sprenkleranlage gelegt und dann im richtigen Moment das Wasser aufdrehen und der Gärtner wird nass gespritzt. Kombinationsmöglichkeiten gibt es zahlreiche, erfordern aber gute Beobachtungsgabe und ein gutes Timing.

Das Spiel lädt ein immer und immer wieder gespielt zu werden, um die Gewohnheiten der Dorfbewohner besser kennen zu lernen und so mehr Unfug treiben zu können. Vor allem auf der Switch vermutlich einer der besten Zeitvertriebe beim Pendeln. Es ist unschwer zu erkennen, wieso das Spiel so schnell Kultstatus erreichte, denn das Spielprinzip ist so simpel wie genial und macht auch nach Stunden noch jede Menge Spass. Mehr Spass als manch anderer AAA-Vollpreis-Titel, der einzig durch Lootboxen und kostenpflichtige DLCs die Spieler an sich binden mag.

Gänsefans und jedem, der in bester Max & Moritz Manier seine Mitmenschen drangsalieren möchte, können wir «Untitled Goose Game» nur ans Herz legen.

Dieser Artikel stammt aus dem «Swisscom Magazin», wo man auch weitere Geschichten rund um das Thema Digitalisierung findet.

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