Gewaltdiskussion «Games führen genauso zu Gewalt wie Bananen zu Suizid»

Von Martin Abgottspon

12.8.2019

Was haben nun Bananen, Massaker und Waffen genau miteinander zu tun?
Was haben nun Bananen, Massaker und Waffen genau miteinander zu tun?
Bild: Devolver Digital

Erneut prügeln amerikanische Politiker bis hoch zu Präsident Donald Trump auf die Videospielbranche, aber auch die Wissenschaft ein. Führende Studienleiter setzen sich nun zur Wehr.

Republikanische Politiker haben in der vergangenen Woche einen der Sündenböcke für die beiden Massaker in El Paso und Dayton schnell gefunden: Videospiele. Man müsse endlich aufhören, solche Gewaltdarstellungen zu verherrlichen, wie es Games tun, lautete der Tenor. Ob Videospiele reguliert gehörten, das sei zu prüfen.



Während sich allerdings die grossen Spiele-Entwickler auf die hitzigen Diskussionen schon gar nicht mehr einlassen wollen, gibt es unter den Wissenschaftlern Empörung. Sie sehen ihre Arbeit mit Füssen getreten. Praktisch mit jedem Massaker würden neue Studien in Auftrag gegeben, die zeigen sollen, dass Videospiele für die Tragödien verantwortlich seien. Das sei aber nicht der Fall, wie etwa Dr. Chris Ferguson in einem Interview mit der «New York Times» versicherte.

Donald Trump macht Videospiele für die Massaker in den USA verantwortlich.

Bild: Youtube

Kein Gehör für die Wissenschaft

Wieder und wieder hat man Politikern jene bereits verfassten Studien vorgelegt, die eine Verbindung zwischen Videospielen und Gewaltbereitschaft verneinen. «Die Daten zu Bananen, die Suizid herbeiführen, sind genauso schlüssig. Die Zahlen ergeben genau das gleiche Ergebnis», wie es Dr. Chris Ferguson mit sarkastischem Unterton formuliert.

Doch scheinbar kommt die Wissenschaft hier an ihre Grenzen. Denn selbst wenn gewisse Gegner die Studien genau kennen, verlassen sie sich lieber auf ihr Bauchgefühl, dass ihnen zu sagen scheint, es gebe eine Kausalität.



Chris Ferguson legte in dieser Debatte  auch in den sozialen Medien noch nach und veröffentlichte unter dem Hashtag «VideogamesAreNotToBlame» verschiedene Grafiken, die aufzeigen, dass das Problem doch anders zu lösen sein müsse. Als Beispiel dient etwa ein Diagramm, welches die Umsätze aus der Videospielindustrie ins Verhältnis zu Tötungen durch Waffen setzt. Es ist klar zu erkennen, dass jene Gewalt eben kein globales Phänomen ist, sondern primär ein Problem der USA.

Aus diesem Grund wünschen sich die Wissenschaftler wie Chris Ferguson oder auch sein Kollege James Ivory, nicht voreilig Personen oder Institutionen an den Pranger zu stellen. Und wenn doch, dass man es dann konsequent machen sollte. Aber bei Delikten von Nicht-Weissen würde sich gemäss Ivory die Frage der Gewalt durch Videospiele praktisch nie stellen.

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