Undurchdachte Werbekampagne Heile Familie: Profis sollen spielende Jugendliche bekehren

Fabian Gilgen

15.3.2019

Ist das der Start von Aldi UKs eigenem eSports-Team?
Ist das der Start von Aldi UKs eigenem eSports-Team?
Bild: Aldi UK/Watson

Aldi Grossbritannien legt offenbar grossen Wert auf ein vertrautes Familienleben. Aus diesem Grund senden sie nun einen Elite-Trupp von Gamern aus, um die Kinder vom Spielen abzuhalten. Wahrscheinlich wird genau das Gegenteil bewirkt.

Eine Werbekampagne von Aldi UK macht momentan in den sozialen Netzwerken von sich reden. Es geht darum, Kinder vom Gamen abzuhalten, damit sie das Abendessen mit der Familie nicht mehr verpassen. Scheinbar ist ein Elite-Trupp von Gamern dazu notwendig. Dieser soll die Kinder in Online-Spielen nämlich wiederholt ausschalten und derart frustrieren, bis sie nicht mehr spielen wollen.

Die Operation «Teatime Takedown» soll in den letzten zwei Wochenenden im März stattfinden. Sollten die Kinder dann den Weg zum Esstisch zurückfinden, stehen auf der Website der Kampagne praktischerweise schon leckere Rezepte bereit.

Durchdacht ist anders

Eltern können die virtuellen Auftragskiller über Facebook auf ihre Kinder ansetzen. Beim Anmeldeformular geben sie dazu den Gamertag des Kindes, das Spiel und die Konsole an, damit auch der richtige Schützling ausgeschaltet wird. Als wählbare Konsole wird neben der Playstation 4 und Xbox One auch Twitch aufgeführt. Eine Twitch-Konsole? Weiss Aldi UK da mehr? Wohl kaum. Twitch ist auch 2019 eine reine Streamingplattform für Gamer.

Wie dilletantisch die Marketing-Fachleute vorgingen, zeigt sich aber auch daran, dass in den meisten Online-Games nicht gezielt gegeneinander gespielt werden kann. Das gilt auch für «Apex Legends», welches im Kampagnen-Video zu sehen ist. Zudem ist dieses Spiel in Grossbritannien theoretisch erst ab 16 Jahren freigegeben.

Und selbst wenn man nun davon ausgehen würde, dass alles so funktioniert, wie es sich Aldi UK ausgedacht hat, wird das beabsichtigte Ziel wohl kaum erreicht. Denn welcher Jungendliche wollte nicht schon immer einmal gegen sein Idol antreten? Da spielen Niederlagen doch keine Rolle. 

In den sozialen Netzwerken haben einige Nutzer ihren Unmut gegenüber der Kampagne bereits kundgetan und sich auch darüber lustig gemacht. Ein Facebook-User hat aus Jux sogar den berühmten Streamer Ninja für den «Takedown» angemeldet. Ob Aldis Profiteam mit ihm fertig werden würde, ist bei der ganzen Kampagnenplanung aber eh irrelevant.

Ob Ninja in Zukunft dank «Tea Time» auch wieder pünktlich zum Abendessen erscheint?
Ob Ninja in Zukunft dank «Tea Time» auch wieder pünktlich zum Abendessen erscheint?
Bild: Facebook

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