Mal etwas anderes Die besten Indie-Spieleperlen für den Spätsommer

Von Pascal Wengi

5.8.2020

Nicht nur AAA-Titel machen Spass.
Nicht nur AAA-Titel machen Spass.
Bild: Team17

Ob als Tentakel-Monster ein Labor unsicher zu machen oder als riesiger Felsbrocken Hügel runterzurollen – viele Indie-Spiele überzeugen mit kreativen Ideen, welche man bei grossen Titeln oft vermisst. Wir haben ein paar aktuelle Indie-Perlen für den Sommer rausgesucht.

«Es muss ja nicht immer eine Marke sein» – diesen Satz hörte ich immer wieder als Kind, wenn es darum ging, neue Kleider zu besorgen. Dieses Mantra bleibt bis heute in meinem Kopf und habe ich nun auch auf Games angewendet. Gute und interessante Spiele müssen nicht zwingend von grossen Publishern stammen oder eine Unsumme an Produktionskosten verschlingen. So war «Anthem» die wohl grösste Spieleenttäuschung meiner Gaming-Karriere, obwohl es von einem der grössten Publisher und Entwicklerstudios stammt.



Auf der anderen Seite ist «Minecraft» seit über einem Jahrzehnt eines der erfolgreichsten und bekanntesten Videospiele überhaupt und stammte von einem Mini-Entwicklerteam, bevor es von Microsoft aufgekauft wurde. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, auch mal Werke von kleineren Teams etwas genauer anzusehen.

«Neon Abyss»

Der Trailer zu «Neon Abyss».

Video: Youtube

Kurz vorweg: Bei «Neon Abyss» handelt es sich aktuell um meinen absoluten Lieblingstitel. «Neon Abyss» ist ein Roguelike-Spiel, das heisst, wer stirbt, der beginnt von vorne, und zwar komplett. Bei jedem neuen Versuch werden die Level neu generiert, was sich auch auf auffindbare Waffen und Power-ups auswirkt. So entscheidet rein der Zufall, wie gut ausgerüstet man sich den Level-Bossen stellen kann. Bei einem Sieg über einen der zufälligen Bosse erhält der Spieler einen Kristall, welchen er nach dem Ableben an der Bar gegen Verstärkungen eintauschen kann.

Eine Spielmechanik, welche «Neon Abyss» besonders macht, sind die verteilten Eier. Diese folgen der Spielfigur bis zum Schlüpfen und so entsteht ein ganzer Zug an farbigen Eiern. Hat man Glück, entspringt dem Ei ein kleiner Begleiter mit besonderen Fähigkeiten. Zum Beispiel wäre da ein kleiner süsser Kaktus, der Gegnern bei Berührung Schaden zufügt oder ein kleiner oranger Präsident, der sich mit dem Ausruf «Grab Em!» herumliegende Münzen schnappt.

«Neon Abyss» macht jede Menge Spass, wenn man über den Frust beim virtuellen Tod hinwegsehen kann. Herumspringen und Monster abknallen und das mit einer Prise Humor und Popkultur-Anspielungen.

Für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch ab CHF 19.50

«Carrion»

Der Trailer zu «Carrion».

Video: Youtube

Ein riesiges Tentakel-Monster flüchtet aus einem Sicherheitsbehälter und terrorisiert eine Forschungseinrichtung. Doch statt in die Rolle eines Helden, welcher dies zu verhindern versucht, schlüpft man bei «Carrion» in die schleimige Haut des genannten Ungetüms. Dabei löst man mit seinen Tentakeln Rätsel, öffnet Türen und nascht sich durch die panisch flüchtenden Forscher-Scharen.



Über den Verlauf des Spiels erhält man durch DNA-Behälter neue Fähigkeiten und kann so zum Beispiel für kurze Zeit unsichtbar werden oder Überlebende mittels Tentakel fernsteuern. In Metroidvania-Manier verschafft man sich durch diese neuen Fähigkeiten dann Zutritt zu vorher unerreichbaren Gebieten, um voranzukommen.

Was sofort auffällt, ist, wie flüssig sich das Monster steuern lässt. Mit seinen Tentakeln hangelt, schiebt und zieht es sich durch die Einrichtungen oder quetscht sich nach Horror-Film-Klischee in Luftschächte, um seine Opfer von oben zu greifen. Wer schon immer mal einen Film wie «Alien» oder «Das Ding aus einer anderen Welt» aus Sicht des Monsters spielen wollte, der sollte seine Tentakel unbedingt nach «Carrion» ausstrecken.

Für PC ab CHF 19.50

Tipp: «Neon Abyss» und «Carrion» gibt es im Xbox Game Pass kostenlos.

«Rock of Ages III»

Der Trailer zu «Rock of Ages III».

Video: Youtube

Bevor jemand enttäuscht ist, nein, das Spiel hat absolut gar nichts mit dem gleichnamigen Musical mit Tom Cruise zu tun. Hier geht es nicht um Rock als Musikrichtung, sondern um Felsen, genauer gesagt um rollende Felsbrocken. Diese steuert man Hügel runter und versucht, die Burg des Gegenspielers damit zu treffen. Dieser wehrt sich, indem er den Weg zur Burg mit Fallen säumt, um so den Felsbrocken zu zerstören, bevor dieser die Burg erreicht. Klingt etwas schräg, ist es auch. Macht aber jede Menge Spass, vor allem gegen menschliche Gegner.

Im Storymodus (ja, das Spiel hat eine Story) reist der Spieler durch die Zeitepochen und mal rollt er seinen Felsen im antiken Griechenland gegen die Behausung eines Zyklopen oder später durch Moskau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Gründe, weshalb man den Felsen einen Berg runterrollt, variieren und nehmen sich selber in etwa so ernst, wie die Zwischensequenzen, die sehr stark an die Trickfilme in Monthy Python erinnern.

Ebenfalls fährt man als Felsbrocken Rennen gegen andere Felsen, versucht als rollende Bombe, ein Ziel zu erreichen, bevor man explodiert, oder übt seine Treffsicherheit. In Einheitsherausforderungen versucht man, einen gegnerischen Brocken aufzuhalten, und hat nur eine einzelne Einheit zur Verfügung. Als Dank schaltet man diese dann frei und kann sie fortan selber zur Verteidigung nutzen.

Wie man «Rock of Ages III» einordnen will, bleibt noch die Frage. Es ist irgendwie Renn-, Geschicklichkeits- und Strategiespiel in einem. Eigentlich aber auch egal, denn Spass macht es jede Menge und sollte unbedingt mal ausprobiert werden.

Für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch ab CHF 30.-

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