Spielekritik «Supraland»: Ein Mix aus «Zelda», «Portal» und «Metroid Prime» 

Pascal Wengi

14.5.2019

«Supraland»: eine kleine Welt ganz gross
«Supraland»: eine kleine Welt ganz gross
Bild: Supra Games

Andere Titel protzen gerne mit der Grösse ihrer Spielwelt. Was aber nutzt eine riesige, offene Welt, wenn es darin nichts zu tun gibt? Kann ein Spiel auch mit 9 Quadratmetern statt 150 Quadratkilometern auskommen?

Durchaus kann ein neun Quadratmeter grosser Sandkasten als Spielewelt genügen, wenn die Entwickler diesen üppig füllen mit Rätseln, klugem Leveldesign und unzähligen, kleinen Anspielungen an die Pop-Kultur. Supra Games hat mit ihrem Zwei-Mann-Team eine Perle im Action-Adventure-Genre geliefert und bewiesen, dass ein gutes Game nicht zwingend ein Budget im neunstelligen Bereich benötigt. Denn trotz bescheidenem Kapital glänzt «Supraland» mit durchdachtem Gameplay, Kreativität und einer Prise Humor.



Die Story von «Supraland» ist kurz erklärt: Im Sandkasten eines Kindes herrscht Unmut zwischen zwei Königshäusern. Auf der einen Seite leben die roten Figuren und auf der anderen die Blauen. Und wie es halt so ist, mögen die sich nicht besonders, weil sie unterschiedliche Farben haben. Als Hauptfigur spielt man den Sohn des roten Königspaares und erhält die Aufgabe, zusammen mit der roten Königin den blauen König zur Rede zu stellen, um zu erfahren warum die Blauen ihnen das Wasser abgestellt haben.

Der Trailer zu «Supraland».

Video: YouTube

Gameplay

Auf dem Weg zum blauen König stehen dem Spieler verschiedene Hindernisse im Weg, die man, in bester «The Legend of Zelda»-Manier, nur mit dem richtigen Gadget oder neuen Fähigkeiten überwinden kann. Sehr oft erinnert da das Spiel an das befriedigende Gefühl von damals, als man zum Beispiel in «Ocarina of Time» mit seinem neuen Greifhaken zuvor unerreichbare Orte endlich erkunden konnte. Dieses Fortschrittsystem zieht sich durchs komplette Spiel und neue Spielzeuge eröffnen an bereits besuchten Orten plötzlich neue Möglichkeiten.



Manchmal verändern diese «McGuffins», wie das Spiel die Gadgets nennt, auch komplett das Spielgefühl. So wird aus dem «Zelda»-Abenteuer plötzlich «Metroid Prime», wenn man den Blaster erhält und fortan Gegner nicht mehr nur mit dem Schwert gegenübertreten muss, sondern sie mit Energiekugeln aus der Ferne beschiessen kann.

Das eröffnet nicht nur neue Kampfstrategien, auch die Rätsel verändern sich und werden laufend angenehm kniffliger. Wenn es in den ersten Spielstunden noch reicht, einfach eine Kiste auf einen Schalter zu legen, um eine Türe zu öffnen, werden es später mehrstufige Rätsel. Diese erfordern den Einsatz verschiedener Werkzeuge und ein Um-die-Ecke-Denken, wie man es aus den «Portal»-Spielen kennt. Das Spiel gibt dabei nur sehr spärlich Tipps und nimmt den Spieler auch nicht mit Wegmarkierungen an die Hand.

Spielwelt

Der Spieler wird ermutigt die Spielwelt zu erkunden und verschiedene Wege oder Lösungen auszuprobieren. Fast jeder alternative Weg, den man ausprobiert belohnt zumindest mit einem versteckten Schatz in Form von Gold oder Upgrades für Fähigkeiten. Das entschädigt nicht nur dafür, den richtigen Weg in den nächsten Bereich noch nicht gefunden zu haben, sondern es motiviert und belohnt den Spieler fürs Erkunden der Spielwelt.



Das hält nicht nur bei Laune, es gestaltet die Spielwelt auch interessanter, denn der Sandkasten ist voll von Anspielungen an Filme, Serien oder andere Videospiele. Sammelt man beispielsweise eine goldene Münze ein, hört man einen sehr vertrauten Ton, den man sonst von Spielen mit einem gewissen Klempner in blauer Latzhose kennt. Mario wäre vermutlich auch hoch erfreut zu sehen, dass nicht nur er grüne Abwasserrohre als Reisemittel nutzt. Das Spiel macht keinen Hehl daraus, Elemente aus anderen Spielen geschickt einzubauen. Es wirkt dabei aber nie gestohlen, sondern eher als eine Art Hommage an bekannte Titel.

Grafisch lässt sich «Supraland» sehr schön ansehen. Es mag vielleicht kein Raytracing bieten und setzt auch keine neuen Massstäbe, aber für ein Zwei-Mann-Projekt ist es durchaus ansehnlich und passend, ja sogar sehr hübsch.

Fazit

Für mich persönlich stellt «Supraland» etwas Aussergewöhnliches dar. Ein Überraschungstitel, der mich nicht durch Hollywood-Trailer oder Hype zum Kauf bewegt hat, sondern mich erst später in Erstaunen versetzt und begeistert hat. Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, als ich auf dem Boden vor dem Röhrenbildfernseher mit dem Nintendo-64-Controller in der Hand gespielt habe. Eine Zeit ohne Lootboxen, bezahlte Beta-Teilnahmen oder DLCs. Ein kindliches Abenteuer auf neun Quadratmetern, die sich grösser anfühlten als manche 150 Quadratkilometer.

«Supraland» gibt es exklusiv für den PC auf Steam.

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