Artikel 17 Twitch-Aus für Europa? Der Streaming-Dienst dementiert

Martin Abgottspon

5.4.2019

Müssen europäische Twitch-Nutzer in Zukunft auf die grössten eSports-Events verzichten?
Müssen europäische Twitch-Nutzer in Zukunft auf die grössten eSports-Events verzichten?
Bild: Bluewin

Vor einer Woche ist die umstrittene EU-Urheberrechtsreform verabschiedet worden. Seither kursieren Gerüchte um mögliche Uploadfilter und Geoblocking. Ein Sprecher des Unternehmens widerlegt diese nun.

Erst letzte Woche hat das EU-Parlament das umstrittene neue Urheberrecht durchgewunken. Artikel 17 (vor der Neunummerierung als Artikel 13 bekannt geworden) sieht vor, dass in Zukunft nicht nur die jeweiligen Video- oder Stream-Produzenten, sondern auch die Betreiber der entsprechenden Hosting-Plattformen wie Twitch, Youtube oder Facebook für eventuelle Urheberrechtsverletzungen haftbar gemacht werden können.



Als Konsequenz daraus machte schnell das Gerücht die Runde, dass Twitch bereits Massnahmen plane, EU-Länder von gewissen Inhalten auszuschliessen. Dabei sollen verschiedene Uploadfilter und Geoblocking eingesetzt werden. Anstatt die amerikanische Profiliga in «League of Legends» würde man in Europa dann höchstens noch eine Fehlermeldung zu sehen bekommen.

Das Interview mit Twitch-CEO Emmett Shear zum neuen Urheberrecht.

Bild: Twitch

Piratenpartei als Gerüchtenährer

Das Gerücht wurde in erster Linie von der Piratenpartei in Deutschland ins Rollen gebracht. Dabei bezog sich Daniel Mönch, politischer Geschäftsführer der Partei, auf Aussagen von Twitch-CEO Emmett Shear. Shear erklärte in einem Interview, dass Twitch einerseits sicherstellen müsse, dass niemand in der EU geschütztes Material hochlädt. Andererseits müsse die Plattform aber auch verhindern, dass EU-Nutzer geschütztes Material konsumieren können, das jemand ausserhalb der EU hochgeladen hat. 



Mönch kommentierte die Aussagen anschliessend folgendermassen: «Wir bedauern die Entscheidung von Twitch sehr, in Zukunft einen Uploadfilter einzusetzen und Zuschauer direkt zu blockieren. Allerdings verstehen wir die Konsequenz, so zu handeln, durchaus. Die Reform zwingt Plattformen wie Twitch zu solch einem Verhalten. Nicht nur die europäischen Streamer, die bislang ihren Lebensunterhalt über Twitch finanziert haben, sondern auch die Wirtschaft wird unter der Entscheidung leiden.» 

«Wollen niemanden ausschliessen»

Inzwischen hat Twitch die Gerüchte aber widerlegt. In einer Stellungsnahme versichert ein Sprecher klar und deutlich, dass man nicht in Erwägung ziehe, Nutzer und Communities über etwaige Uploadfilter auszusperren. Die Informationen der Piratenpartei hätten sich lediglich auf spekulative Aussagen ihres CEO bezogen. 

Weiter schreibt die Streaming-Plattform: «Die Entscheidung des Europäischen Parlaments zu Artikel 17 der Urheberrechtsreform der Europäischen Union hat uns sehr enttäuscht. In dieser Form ist dieser Artikel ein schlecht gemachter Teil der neuen Urheberrechtsreform. Wir glauben, dass Artikel 17 negative Auswirkungen auf Millionen Creators sowie ihre Zuschauer und Fans haben könnte.» 
 
Twitch sei dennoch bemüht, sich trotz Artikel 17 weiter im Sinn der Community einzusetzen und eine clevere Lösung zu finden, um Europa auch in Zukunft nicht zu vernachlässigen.

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