Blizzconline Weshalb Spielegigant Blizzard nur noch kalten Kaffee serviert

Von Martin Abgottspon

22.2.2021

«Diablo 2 Resurrected» soll noch dieses Jahr erscheinen.
«Diablo 2 Resurrected» soll noch dieses Jahr erscheinen.
Blizzard

Blizzard gilt bis heute als eines der bedeutendsten Spielestudios der Welt. Und das, obwohl die Innovationskraft längst verloren ging, wie die Blizzconline dieses Wochenende einmal mehr bestätigte.

Wer um die Jahrtausendwende seine Freizeit mit Videospielen verbrachte, kam fast nicht um Blizzard rum. Die Universen von Warcraft, Starcraft und Diablo hatten die Spieler damals fest in ihren Bann gezogen. Es waren die Blütezeiten von Blizzard, mögen die treuen Fans heute sagen. Und mit der Veröffentlichung von «World of Warcraft» im Jahr 2004 war Blizzard endgültig im Olymp der Spielestudios angekommen.



Das von Allen Adham, Michael Morhaime und Frank Pearce gegründete Unternehmen verstand es immer wieder, den Nerv der Zeit zu treffen. Und mit «World of Warcraft» hatte Blizzard sogar ein Spiel geschaffen, für das die Spieler bereit waren, eine Abogebühr zu bezahlen. Dieses Bezahlmodell funktioniert bei den wenigsten Videospielen. «World of Warcraft» aber ebnete Blizzard damit den Weg zu Milliardenumsätzen und explodierenden Aktienkursen.

Aufbau eines Imperiums

In den Folgejahren verstand es Blizzard, wie sie ihr Prestigespiel ideal voranbringen. Erweiterungen für «World of Warcraft» wurden von der Community gefeiert. Wer eher weniger mit dem Online-Rollenspiel anfangen konnte, wurde später mit den Fortsetzungen von «Starcraft 2» und «Diablo 3» bedient. Alle waren zufrieden. Blizzard hat das Image des unfehlbaren Spielestudios perfekt zementiert und verlieh ihrem Wunderwerk mit dem Sammelkartenspiel «Hearthstone» und dem Taktikshooter «Overwatch» bis 2016 noch den letzten Feinschliff.

Misserfolge mehren sich

Doch dann begann die ganze Fassade allmählich zu bröckeln. Auf grosse Fortsetzungen oder gar komplett neue Welten und Formate wartet man vergebens. Stattdessen wird einem seit fünf Jahren immer wieder kalter Kaffee serviert.



Ja, teilweise waren es auch die Wünsche der Spieler, dass man nach 15 Jahren wieder zurück in die Vergangenheit reisen konnte, um «World of Warcraft» nochmal von Neuem zu erleben. Mit anderen Remaster-Versionen wie jener von «Warcraft 3» hat sich Blizzard aber eindeutig ins eigene Bein geschossen. Das Spiel war so lieblos umgesetzt und wies so viele technische Mängel auf, dass es auf Metacritic zum schlechtesten Spiel aller Zeiten runtergewertet wurde.

Zeitgleich liess der Spielegigant keine Fettnäpfchen aus, um immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen zu geraten. So beispielsweise auch 2019 als man einen E-Sportler aus dem Verkehr zog, der sich auf die Seite der Hongkong-Protestbewegung schlug. Die späteren Entschuldigungen für die chinafreundliche Aktion wirkten bloss aufgesetzt.

Mehr Low- als Highlights

Doch trotz dieser ganzen Entwicklung schlummert irgendwo immer noch die leise Hoffnung, Blizzard könnte irgendwann wieder zu seinem alten Glanz finden. So zum Beispiel auch das vergangene Wochenende, an welchem die hauseigene Messe Blizzconline durchgeführt wurde. 



Doch wer  sich auf innovative Projekte gefreut hat, wurde einmal mehr enttäuscht. Das Geschäft mit der Nostalgie scheint schlicht zu attraktiv. So zählten zu den grössten Ankündigungen, dass es eine Neuauflage von «Diablo 2» geben wird und dass Classic-Versionen der «World of Warcraft»-Erweiterung «Burning Crusade» und «Hearthstone» geplant sind. Und als ob all dies noch nicht genug Mikrowellen-Essen wäre, gibt es auch noch eine Arcade-Kollektion, für die man bis zu 59 Euro berappen darf.

Der einzige Lichtblick bleibt so nur «Diablo 4». Immerhin gab es hier einen neuen Klassen-Trailer zum Schurken. Die Veröffentlichung des Spiels dürfte allerdings noch in ferner Zukunft liegen. Bleibt zu hoffen, dass die Leute bei Blizzard bis dann auch ihre Erfinderhüte wieder gefunden haben.

Zurück zur Startseite