Schürfwahn Wie der hohe Bitcoin-Preis für Gamer zum Albtraum wird

Von Martin Abgottspon

23.2.2021

Der hohe Bitcoin-Preis macht Grafikkarten zu einem raren Gut.
Der hohe Bitcoin-Preis macht Grafikkarten zu einem raren Gut.
Getty Images

Seit Wochen schiesst der Bitcoin-Preis nur nach oben. Kryptomining wird dadurch so attraktiv wie noch nie. Grafikkarten sind begehrt, doch Nvidia will nun etwas dagegen unternehmen.

Ende letzte Woche sprengte der Bitcoin-Preis sogar die 50'000-Franken-Marke. Ein historischer Wert, der eine regelrechte Goldgräber-Stimmung auslöst. Denn Bitcoins können bekanntlich nicht nur gehandelt, sondern auch geschürft werden. Dazu stellt man dem Netzwerk Rechenleistung zur Transaktionsverarbeitung zur Verfügung und wird im Gegenzug mit Kryptowährung belohnt. 



Ich will an dieser Stelle nicht im Detail darauf eingehen, wie Kryptomining funktioniert. Informationsquellen dazu findet man genügend im Internet. Im Kern geht es aber darum abzuschätzen, ob sich der erbrachte Input in Form von Strom gegenüber der erwirtschafteten Kryptowährung lohnt. Lange Zeit war das Schürfen deshalb vor allem in Ländern lukrativ, die relativ tiefe Strompreise hatten. Beim aktuellen Bitcoin-Preis allerdings lohnt sich das Kryptomining praktisch in jedem Land dieser Erde.

Die Nachfrage ist gigantisch

Dies hat nun zur Folge, dass sowohl Unternehmen wie auch Privatpersonen vermehrt ihre eigenen Schürfanlagen zusammenbauen. Grafikkarten machen dabei einen äusserst effizienten Job beim Bereitstellen der Rechenleistung. Und natürlich geht es auch bei der Wahl dieser Karten ums optimale Preis-Leistungs-Verhältnis.



Aktuell scheint sich die neue Geforce RTX 3060 als Kryptomining-freundlichste Grafikkarte herauskristallisiert zu haben. Aber auch andere Grafikkarten sind bei diesem Bitcoin-Preis immer noch lukrativ genug, weshalb die Schürfer diese im grossen Stil aufkaufen, sobald wieder neue Kontingente verfügbar sind. Es gibt inzwischen schon Tausende von Anlagen, bei welchen Tausende von Grafikkarten nichts anderes tun, als 24 Stunden am Tag nach Bitcoins zu schürfen.

Nvidia verspricht Lösung für Gamer

Leidtragende dieser Entwicklung sind unter anderem Gamer, welche zum Teil schon seit Monaten auf ihre neue Grafikkarte warten. Den grossen Herstellern könnte das nun egal sein, denn die Zweckentfremdung der Grafikkarten bringt Nvidia & Co. schliesslich noch mehr Umsätze ein. Trotzdem hat Nvidia nun angekündigt, dass sie gezielt gegen den Kryptowahn vorgehen wollen.

In einem aktuellen Blog-Beitrag von Nvidia heisst es: «Mit dem Launch der Geforce RTX 3060 am 25. Februar gehen wir einen wichtigen Schritt, um dabei zu helfen, dass Geforce-GPUs in die Hände von Spielern gelangen.» Dazu will der Hersteller die Hash-Rate der Karten halbieren, die insbesondere fürs Schürfen so wichtig ist. Das geschehe allerdings nicht auf Seite der Hardware, sondern anhand einer künstlichen Beschränkung im Grafikkartentreiber. Hier ist explizit die Rede vom Treiber der RTX 3060.

Hat es genügend Rohstoffe?

Gleichzeitig sollen für Miner Anreize geschaffen werden, andere Produkte als Grafikkarten für ihr Vorhaben zu erwerben. Man verweist hier beispielsweise auf spezifische Kryptomining-Prozessoren, die sich nicht zum Spielen eignen, weil sie keine Monitorausgänge besitzen und für niedrige Spitzenlasten ausgelegt sind, was das Schürfen effizienter macht.

Ob das Problem der hohen Nachfrage damit gelöst ist, bleibt aber dennoch offen. Denn mehr Bauteile für die Videospeicher-Module hat man deswegen noch nicht. Aber immerhin hat Nvidia einen wichtigen Schritt gemacht, um ihre Stammkunden nicht länger zu verärgern.

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