Toxisches Verhalten Wie gehen die grössten Onlinespiele mit Rassisten um?

Von Martin Abgottspon

26.8.2020

«Fortnite» & Co. gehen immer härter gegen Rassisten vor.
«Fortnite» & Co. gehen immer härter gegen Rassisten vor.
Bild: Epic Games

In vielen E-Sport-Titeln geht es im Chat phasenweise ziemlich rau zu und her. Während Beleidigungen im Generellen noch harmlos geahndet werden, ist man bei rassistischen Äusserungen immer strikter.

Die Schimpf-, Beleidigungs-, Sexismus- und Rassismusfilter in Onlinespielen werden immer ausführlicher. Tausende von Begriffen in allen möglichen Sprachen sind da mittlerweile in den Systemen hinterlegt. Versuchen Spieler diese in den Chat zu schreiben, werden diese nicht nur durch Sternchen ersetzt, die Spieler sind fortan auch vorgemerkt und der Chat dient als Protokoll.



Denn nebst den automatisierten Filtern haben die Spieler für gewöhnlich die Möglichkeit, andere Mitstreiter oder Gegner für ihr verbales Fehlverhalten zu melden. Wer die Grenzen des Anstands überschreitet, muss mit einer Bestrafung rechnen, meist in Form eines Spielausschlusses. Dabei werden rassistische Äusserungen zunehmend härter bestraft. Aber nehmen wir doch die populärsten Onlinespiele und ihr Vorgehen gegen toxische Spieler mal genauer unter die Lupe. 

«League of Legends»

Das Ahnungssystem von «League of Legends» ist ziemlich geradlinig. Hat ein Spieler mit seiner Sprache den sogenannten «Summoner's Code» verletzt, prüft das Feedback-System innerhalb von 15 Minuten, ob tatsächlich ein Fehlverhalten vorlag. Falls ja, wird der Spieler zunächst für zehn Spiele aus dem Chat ausgeschlossen, danach für 25 Spiele. Bei Folgetätern oder krassen verbalen Entgleisungen muss man auch mit Spielausschlüssen von mehreren Wochen und schliesslich einem generellen Ausschluss rechnen. 

«Wir wollen eine Zukunft, in der ‹League of Legends› völlig frei von Beschimpfungen und Hassreden ist, aber Strafen allein werden uns nicht dorthin bringen», sagt Kimberly Voll, Senior Technical Designer bei Riot, in einer Erklärung gegenüber «PC Gamer». Aus diesem Grund werden «League of Legends»-Spieler, die sich vorbildlich verhalten, auch belohnt, etwa in Form von neuen Skins. 

Ein 10-Tage-Ausschluss aus dem Chat ist noch die harmloseste aller Bestrafungen in «League of Legends».
Ein 10-Tage-Ausschluss aus dem Chat ist noch die harmloseste aller Bestrafungen in «League of Legends».
Bild: Riot Games

«Fortnite»

Anders wie bei «League of Legends» verfügt «Fortnite» nicht über einen Textchat. Rassistische Äusserungen und andere Beschimpfungen passieren also höchstens über den Voice Chat. Es ist allerdings nicht klar, wie strikt die Entwickler von Epic Games gegen Sprachtäter vorgehen. Augenscheinlich werden auch viel mehr Spieler von «Fortnite» wegen Cheating ausgeschlossen als wegen verbalen Missbrauchs.

«CS:GO»

Ähnlich wie bei «Fortnite» gilt der Fokus auch bei «CS:GO» dem Kampf gegen Cheater. Dafür wurden die Systeme in den letzten Jahren immer weiter verfeinert und es gibt sogar eine Gruppe von Angestellten, welche auffällige Spiele genauer auf Cheating untersucht. 

Strafmassnahmen für Rassisten oder Sexisten findet man aber tatsächlich nirgends in den Richtlinien des Spiels und es ist deshalb auch unklar, ob und wie Valve verbale Fehltritte ahndet.

«Rocket League»

Die Entwickler von Psyonix haben eine absolute Null-Toleranz gegenüber Rassisten. So kam bereits 2017 das Gerücht auf, es gebe eine geheime Liste mit 20 Tabuwörtern, die umgehend zu einem Spielausschluss führen. Darüber hinaus kann man auch hier andere Spieler für Beleidigungen, Rassismus oder andere Vergehen melden und Psyonix prüft dann, ob und wie der gemeldete Spieler bestraft wird.

Gerade solche Tabulisten werden aber auch immer wieder hart diskutiert und kritisiert, weil viele Spieler auch der Meinung sind, es käme auch immer auf den Kontext an. Das ist teilweise nachvollziehbar, wenn man beispielsweise bedenkt, dass ein Satz wie «Ich muss noch einen Vortrag über Hitlers Rede vor dem Reichstag vorbereiten» möglicherweise zu einem Spielausschluss führen könnte.

Was schafft die künstliche Intelligenz?

Man sieht, dass die E-Sport-Titel unterschiedlich weit sind, wenn es um den Kampf gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung geht. Dennoch haben praktisch alle grossen Studios im Verlauf der letzten Jahre ihre Bemühungen in diesem Bereich intensiviert und arbeiten an Systemen, die ein freundliches Klima auch in hitzigen Gefechten ermöglichen sollen. Viel Zeit wurde dabei auch in die Definition von Sprachregeln und deren Anwendung gesteckt.

Ob Maschinen allein die Verstösse dagegen in den nächsten Jahren bewältigen können, muss wohl der Fortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz zeigen. Bis dahin ist aber noch viel menschliches Ermessen gefragt, gerade auch im Bereich von Unschuldigverurteilten, von denen es leider noch viel zu viele gibt.

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