Datenbank mit Milliarden MenschenUS-Firma muss Gesichtserkennung beschränken
Von Dirk Jacquemien
10.5.2022
Milliarden Menschen sind in in der Gesichtserkennungs-Datenbank von Clearview AI. Nun muss das umstrittene Unternehmen seine Tätigkeiten beschränken.
Von Dirk Jacquemien
10.05.2022, 12:44
10.05.2022, 13:50
Dirk Jacquemien
Die umstrittene Gesichtserkennungsfirma Clearview AI muss nach einen Gerichtsvergleich ihre Geschäfte einschränken. Die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU hatte das Unternehmen in Illinois verklagt — einer der wenigen US-Bundesstaaten, die mit europäischen Massstäben vergleichbare Datenschutzgesetze haben.
Clearview AI hat eine Datenbank von knapp 20 Milliarden Fotos aufgebaut, die hauptsächlich aus sozialen Netzwerken wie Facebook abgezogen wurden. Das Einverständnis der abgebildeten Personen wurde dabei freilich nicht eingeholt, was allerdings in den USA nicht zwangsläufig rechtswidrig ist.
Datenbank nur noch für Behörden
Zusammen mit einem Algorithmus zur Gesichtserkennung ist Clearview AI damit in der Lage, mit grosser Genauigkeit Menschen anhand eines Fotos zu identifizieren. Die Software wird in den USA vor allem von diversen Polizeibehörden verwendet, kam allerdings auch in einigen Privatunternehmen zum Einsatz.
Nach dem Vergleich darf Clearview AI die Datenbank und den Algorithmus nur noch staatlichen Behörden zur Verfügung stellen, wie die «Washington Post» schreibt. Den Algorithmus allein darf Clearview AI weiterhin an Privatunternehmen verkaufen, diese müssten dann allerdings ihre eigenen Datenbanken von Fotos verwenden.
Der Vergleich gilt nur in den USA. In der EU und der Schweiz ist Clearview AI nach eigenen Angaben nicht aktiv, dennoch drohen dem Unternehmen derzeit Bussen von jeweils mehr als 20 Millionen Franken in Grossbritannien und Italien, weil in seiner Datenbank auch Fotos von europäischen Bürger*innen vertreten sind.
In der Ukraine wird die Software allerdings genutzt, nachdem Clearview-AI-CEO Hoan Ton-That den dortigen Behörden einen kostenlosen Zugang angeboten hatte. Unter anderem sollen damit an Checkpoints mögliche Saboteure erkannt werden. Auch tote russische Soldaten sollen so bereits identifiziert worden sein.