Digitale Gesichtserkennung Gesichtserkennung soll US-Bürgerkriegs-Soldaten identifizieren

dj

24.11.2018

Unions-Soldaten in 1863 vor der Schlacht bei Chancellorsville. Diesen Gesichtern sollen im Projekt «Civil War Sleuth» Namen zugeordnet werden.
Unions-Soldaten in 1863 vor der Schlacht bei Chancellorsville. Diesen Gesichtern sollen im Projekt «Civil War Sleuth» Namen zugeordnet werden.
Library of Congress/gemeinfrei

Mit speziell angepasster Gesichtserkennungssoftware sollen die vergessenen Soldaten des Amerikanischen Bürgerkriegs identifiziert werden.

Der Amerikanische Bürgerkrieg war einer der ersten Konflikte der Menschheitsgeschichte, der grossflächig in Fotografien festgehalten wurde. Allein auf der Unions-Seite sollen 40 Millionen Bilder gemacht worden sein, die meisten davon von einfachen Soldaten, die mittlerweile von der Geschichte vergessen wurden.

Viele Millionen dieser Aufnahmen dürften in Archiven oder Nachlässen überlebt haben. Doch nur selten findet sich auch ein Name auf der Fotografie. Um bei der Identifikation von Soldaten des Bürgerkriegs zu helfen, wurde vom Virginia Tech-Professor Kurt Luther das Projekt «Civil War Photo Sleuth» ins Leben gerufen, das mit speziell angepasster Gesichtserkennungssoftware Namen und Fotos zusammenbringen soll, wie slate.com berichtet.

Gesichtserkennung muss ans 19. Jhd. angepasst werden

Gesichtserkennung ist inzwischen zum Alltagsinstrument geworden — selbst ein iPhone kann inzwischen die Fotos von Freunden automatisch erkennen und sortieren. Doch die heutige Software stösst an ihre Grenzen, wenn sie sich mit alten Fotos beschäftigen muss.

Denn die Fotografien aus Bürgerkriegszeiten sind natürlich in Schwarz-und-Weiss. Gesichtserkennungsprogramme, die für die Gegenwart entwickelt wurden, achten häufig auf Aspekte wie Augen- oder Hautfarbe, die in älteren Fotografien nicht erkennbar sind. Auch eine grosszügige Gesichtsbehaarung war im 19. Jahrhundert deutlich weiter verbreitet als heutzutage und verwirrt konventionelle Gesichtserkennungssoftware zusätzlich.

Porträts wie diese von Private David Lowry aus Virginia soll das Projekt identifizieren.
Porträts wie diese von Private David Lowry aus Virginia soll das Projekt identifizieren.
Library of Congress/gemeinfrei

Identifizierte Fotos sind mehr wert

Daher wurde für das Projekt von der Virginia Tech-Universität eine spezielle Software entwickelt, die 27 verschiedene Eigenschaften eines Gesichts untersucht. Die Nutzer können dann noch zusätzliche Informationen eingeben — etwa sichtbare Rangabzeichen — die die Suche eingrenzen können.

Dann wird das eingereichte Bild mit einer Datenbank verglichen, in der sich bereits namentlich bekannte Bilder finden, und dabei wird dann hoffentlich eine Übereinstimmung gefunden. Immerhin 88 Treffer gab es innert eines Monats nach Lancierung. Einem Gesicht einen Namen zuordnen zu können, hat nicht nur sentimentale Gründe. Sammler zahlen meist höhere Preise für Original-Fotografien, wenn deren Subjekt bekannt ist.

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