Analyse Wie Google ein weiteres Geschäftsmodell zerstören könnte

Henning Steier

22.3.2019

So sieht Google for Jobs in den USA aus.
So sieht Google for Jobs in den USA aus.
Symbolbild: PD

Google wird auch im deutschprachigen Raum bald zur Jobsuchmachine. Das Unternehmen dürfte weitere Marktplätze erobern wollen. Das wird für etablierte Anbieter Folgen haben. Und dann ist da auch noch Amazon – eine Analyse.

Zwei Jahre nach dem Start der Google-Jobsuche in den USA rückt der Start in Deutschland und damit wohl auch nicht in allzu ferner Zukunft in der Schweiz näher. Wie Google auf Twitter bestätigte, ist der Test in Deutschland nun öffentlich. Wie man es aus den USA kennt, ist Google for Jobs keine klassische Jobbörse, sondern eine Suche, welche die Websites von Arbeitgebern durchforstet. 

Die von Google in den Treffern präsentierten Stellenanzeigen stammen auch aus Jobbörsen, wenn diese sich für die Crawler des Suchmaschinisten geöffnet haben. Google hat für Interessenten dementsprechend Richtlinien veröffentlicht, wie Stellentitel, Fristen und Arbeitsorte so erfasst werden können, dass sie für die Google-Rechner korrekt  und schnell lesbar sind. 

Hunderte Franken pro Inserat

Google dürfte mit seinem Dienst die Existenz von Indeed gefährden: Diese Suchmaschine aggregiert Stellenangebote von tausenden Websites, etwa klassischen Jobbörsen, Personalvermittlern und Unternehmensseiten. Als eine einzige Suchmaschine für fast alle Stellen dürfte Google mittelfristig aber auch etablierten Stellenbörsen wie jobs.ch oder Monster den Garaus machen. Denn warum sollen Unternehmen dort noch Hunderte Franken pro Inserat lassen? Denn auch Google dürfte hier sein Geld mit Werbung verdienen, also den Stelleninserenten nichts oder kaum etwas berechnen.

Bessere Überlebenschancen haben wohl Business-Netzwerke wie Linkedin und Xing, die auch Stellenanzeigen präsentieren und die bessere Nutzerdaten als Stellenbörsen haben.

Zurück zu Google: Mancher mag hier an Google Flüge denken. Bisher fungiert die Flugsuchmaschine als Zuleitung zu Seiten von Drittanbietern, auf denen man dann die Flüge bucht. Machen wir uns aber nichts vor: Vor einem Jahr hat Google seine Reiseplanungstools massiv verbessert: Warum sollte das Unternehmen nicht mittelfristig auch zum Buchungsdienst für Flüge, Hotels und Mietwagen avancieren?

Produktsuchmaschine Amazon

Weshalb? 47 Prozent der Produktsuchen von US-Internetnutzern starten bereits auf Amazon, 35 Prozent auf Google. Amazon wird bald ein noch grösserer Konkurrent im lukrativen Geschäft mit Onlinewerbung werden. So wurde etwa diese Woche bekannt, dass in den Apps des Onlinehändlers bald Werbespots laufen werden. Nicht zuletzt hat Amazon im Vergleich zu Google einen grossen Vorteil: In den Datenbanken des Unternehmens ist gespeichert, was Nutzer gekauft haben. Google weiss das selten. Daher kann auch Amazon Werbung sehr gut auf die Interessen des Nutzers zuschneiden. Und warum sollte Amazon nicht beispielsweise eines Tages auch zur Immobilienbörse werden?

Genauso gut könnte man fragen: Warum sollte Google nicht künftig Websites von Auto- oder Immobilienhändlern durchsuchen? Eben. Die entsprechenden Handelsplattformen wären dann die nächsten, deren Geschäftsmodelle der Suchmaschinist im Vorbeigehen beerdigt. 

Update 13. August 2019: Konkurrenten von Google Jobs haben sich in Brüssel über das Geschäftgsgebaren des Suchmaschinisten beschwert

Hier können Sie dem Autor auf Twitter folgen – und dort können Sie sich mit ihm auf Linkedin vernetzen.

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite