Apple könnte es besser«Hardware is hard»: Warum ich mich von meinem iPhone X trennen musste
Pascal Landolt
29.6.2018
Von Apple erwarten wir nichts weniger als Exzellenz bei Verarbeitung und Service ihrer Produkte: In den letzten Jahren haben die Kalifornier die Messlatte für Konsumelektronik immer höher geschraubt. Wenn man mit seinem über 1000-Fränkigen iPhone X allerdings ein Anliegen hat, das nicht mal der Support beheben kann, hat man wirklich ein Problem.
Wer sich ein Produkt von Apple kauft, hat eigentlich die Gewissheit, damit glücklich zu werden. Dabei gilt es nur eine simple Regel zu befolgen: Sollte einem der Computer, das Tablet oder das iPhone aus irgend einem Grund nicht hundertprozentig passen, kann man das Gerät innert zwei Wochen im Apple Store zum vollen Kaufbetrag wieder zurückgeben - «no questions asked», wie man im Englischen so schön sagt.
Als bei mir diesen Frühling eine Handyabo-Verlängerung anstand, entschied ich mich, tief in die Tasche zu greifen und das iPhone X dazu zu nehmen. Konfiguration: Space grau, 256 GB, Preis: 1'389.- , mit Abo noch 899.- Franken.
Schliesslich sollte das iPhone X Apples Anspruch auf bedingungslose Qualität untermauern - ja gar den Zenith des technischen Fortschritts in den zehn Jahren seit dem Ur-iPhone darstellen. Bestimmt würde es mich die nächsten paar Jahre sicher durchs Apple-Ökosystem navigieren. Dachte ich.
Erste Abgründe tun sich auf
Doch als ich den Karton geöffnet, das Handy von seiner Plastikfolie befreit hatte und meine Finger sorgfältig über meine Neuanschaffung wandern liess, fiel mir auf: Mein iPhone X hat unsaubere Nähte. Das Gehäuse war an einigen Stellen so ungenau zusammengefügt, dass sich Spalte von einem halben Millimeter abzeichneten. Der Schlitz war so gross, dass ich einen Fingernagel reinschieben konnte.
In der anfänglichen Euphorie tat ich diesen Umstand als Detail ab - dachte, ich hätte das Gerät in einer Woche sowieso schon in einer Hülle verpackt und die ganze Sache vergessen. So missachtete ich die obens erwähnte erste Grundregel - zufrieden oder Geld zurück - und nahm mein neues iPhone mit auf das Abenteuer, das ich meinen Alltag nenne.
Ein paar Wochen später war mein iPhone X noch immer hüllenlos. Zu gut gefiel mir sein Aussehen, als dass ich dieses Design verdecken wollte: Der tiefschwarze Bildschirm mit dem Rahmen aus Edelstahl, das kühle Glas auf der Rückseite in meiner Hand. Ich nutzte es, wie es designt wurde: Hüllenlos. Denn ein Apple-Gerät ist auch immer ein Erlebnis für die Tastsinne.
Der Gang zum Apple Store
In den Spalten hatten sich jetzt allerdings Baumwoll-Fussel und Staub aus meiner Hosentasche angesetzt. Die Nähte - sie schrien mich nun förmlich an: «Schau uns an! Om nom nom. Wir essen Baumwollfussel!».
Ich wollte das nicht länger hinnehmen und buchte einen Termin im Apple Store. Dort werden iPhones repariert und umgetauscht, die schlimme Treppenstürze oder Tauchgänge durchgemacht hatten. Bestimmt würden sie auch mein Anliegen lösen können - oder mich wenigstens herzhaft auslachen ob meiner Pedantrie. Ja, ich weiss: Die Obsession für präzis verarbeitete Gadgets kann bei mir leicht manische Züge annehmen.
Andererseits: Wenn ich von einem Hersteller makellose Ausführung erwarten darf, dann wohl von Apple. Und es ist ja nicht so, dass es die Kalifornier ihre Klasse nicht regelmässig beweisen: Das iPhone 4? Ein Sandwich aus Metall und Glas, dessen ikonisches Design noch immer seinesgleichen sucht. Die MacBook-Linie: Sie spielt mit ihren wertigen Materialien und Verarbeitung in einer eigenen Laptop-Liga - auch wenn Apple wegen seiner Tastatur-Experimente in jüngster Zeit viel Kritik von verärgerten Kunden einstecken musste. Und die AirPods sind sowieso ein kleines Meisterwerk für sich.
Apple mit Kompromissen
Gelacht haben sie dann aber nicht, die Apple-Techniker, denen ich mein Leid geklagt hatte. Nein - sie haben mein Anliegen sogar ernst genommen. Gesagt, sie sähen die Spalte auch. Das sei in der Tat unglücklich. Nur könne man in diesem Falle nichts machen - es gäbe eine gewisse Toleranz bei der Herstellung. Würde man das Handy auseinandernehmen und wieder zusammenbauen, sei das Resultat wahrscheinlich wieder das Selbe.
In Zukunft solle ich einfach genauer hinschauen und bei Nichtgefallen das Gerät einfach innerhalb der ersten zwei Wochen zurückbringen. Grundregel eins - ich weiss.
Was innerhalb der ersten zwei Wochen allerdings nicht aufgefallen wäre, ist die abblätternde Farbe. Das Edelstahl-Band ums iPhone ist nämlich dunkel eingefärbt, und diese Schicht blättert stellenweise ab, ohne dass sonstige Schäden von Stürzen oder Kratzern zu sehen wären.
Ich kam ins Grübeln: Was hätte Steve Jobs dazu gesagt? Ein Flaggschiff-Gerät aus dem Hause Apple, das in seiner Qualität sichtbar hinter günstigeren Modellen zurückliegt, eine Verarbeitung, die sogar die Konkrrenz aus China um einiges besser macht - und ein Kunde, der dafür in den Store zurückgepilgert kam und ohne Lösung wieder auf den Weg geschickt wird. Ist «Deal with it» die richtige Antwort?
Meine Lösung: Trennung auf Zeit
Mit der Lösung «Komm' damit klar» trottete ich also wieder aus dem Apple Store - nicht, ohne zuerst die Demo-Modelle noch kurz angeschaut zu haben. Ich wollte wissen, ob mein Gerät das Einzige unter Millionen ausgelieferten war, das über diese Unregelmässigkeiten verfügte. Und siehe da: Die Nähte waren auch bei den ausgestellten iPhone X sichtbar - mal mehr, mal weniger. Dies war zumindest bei meiner optischen Prüfung im April der Fall, ein halbes Jahr nach der Lancierung des Geräts. Falls Apple die Toleranzen bei der Fertigung mittlerweile in den Griff gekriegt hat: Umso besser.
Mein Fund bestätigte mich - beruhigte mich aber keineswegs. Ich ging nach Hause, führte bei meinem iPhone das Backup durch, setzte das Gerät zurück und steckte es gereinigt zurück in seinen Karton, um es an jemanden abzutreten, dem dieses «Detail» keine schlaflosen Nächte bereiten würde.
Apple sollte es besser können
Diese Episode ist eigentlich ein Lob an Apples Arbeit der letzten Jahre. Das Tech-Unternehmen aus Kalifornien überschüttet uns jedes Jahr mit neuen Modellen ihrer Mac-, iPad- und iPhone-Linien, die allesamt höchsten Ansprüchen genügen. Apple-Nutzer sind sich gewohnt, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen für das Versprechen, dass etwas nicht einfach nur funktioniert («It just works») sondern auch, dass das Gerät dabei unvergleichlich gut aussieht - sowohl in Form als auch in Funktion.
Das Apple Design-Team, angeführt von Jony Ive, geniesst fast schon legendären Status, während die Produktion in China auf absoluten High-Tech-Maschinen basiert. Apple ist sich auch nicht zu schade, Milliarden US-Dollar in Ausrüstung zu investieren, um einzigartige Produkte herstellen zu können. Auch wenn die verbauten Teile in einem iPhone von dutzenden Zulieferern auf der ganzen Welt kommen, finden Produktion des Gehäuses und die Endfertigung bei Foxconn und Pegatron in China und Taiwan statt - Fabriken, die sogar CEO Tim Cook für ihre fortschrittliche Technik lobt.
«Hardware is hard»
Gewiss: Das iPhone X ist das erste Modell eines komplett neuen Designs. Wir befinden uns im ersten Jahr der Fertigung, und es ist durchaus denkbar, dass einige Prozesse noch nicht so eingespielt sind wie bei iPhone 6, 7 und 8.
«Hardware is hard», lautet ein Spruch unter Unternehmern: Das Herstellen von Produkten ist hart. Nicht wenige Startups scheitern schon früh, weil bei der Herstellung ihres Produkts der letzte Schliff so unglaublich schwierig anzusetzen ist. Apple hingegen weiss, wie man Produkte herstellt - und macht das täglich in Mengen, von denen andere Hersteller nur träumen können.
Deshalb weigere ich mich zu glauben, dass mein iPhone mit den Baumwoll-Fussel mampfenden Spalten das beste Resultat ist, das Apple mit diesem einzigartigen Aufgebot an Menschen- und Maschinenkraft erreichen kann.
Ein Schritt zurück, zwei nach vorne?
Für den Moment mache deshalb ich einen vorsichtigen Schritt zurück zum iPhone 8 Plus, vermisse dabei aber still den OLED-Bildschirm mit seinem tiefen schwarz, das augenblickliche Entsperren per Face ID sowie die neuen Gesten, die die Bedienung des iPhone X so mühelos und intuitiv machen.
Aber all diese Freuden wurden für mich durch diese Kompromisse in der Verarbeitung getrübt. Wenn ich das Gefühl habe, dass ausgerechnet bei Apples wichtigstem Produkt Perfektion nicht nötig und auch ein «passables» Finish akzeptabel sei, ist das für mich einfach nicht Apple.
Doch so sicher wie das Amen in der Kirche werden im Herbst an einem Apple-Event wieder neue iPhone-Modelle vorgestellt werden. Das iPhone X-Design startet dann in sein zweites Jahr, erwartet werden gar Modelle in verschiedenen Grössen. Und dann werde ich bereit sein: Mit dem Wissen, das es Apple eigentlich besser kann und einem Portemonnaie voll Münz. Denn ein Schnäppchen wird auch das nächste Spitzen-Phone von Apple nicht. Ich hoffe einfach, dass es seinen Preis dann auch wert ist.
iPhones im Laufe der Zeit: So hat sich iOS entwickelt
Das erste Betriebssystem fürs iPhone nannte sich noch iPhoneOS. Im Grunde hatte es schon die heute bekannte Struktur, nur der Look hat sich über die Jahre etwas geändert.
Bild: Getty Images
Mit der Einführung von Apps und dem dazugehörigen App Store schaffte Apple einen ganz neuen Wirtschaftszweig.
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Mit iPhoneOS 3 wurden erstmals Push-Benachrichtigungen eingeführt, ein ebenfalls heute nicht wegzudenkendes Feature.
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Nun bekam das iPhone-Betriebssystem seinen bis heute gültigen Namen. An neuen Features gab es Multitasking, ebenfalls heiss erwartet, sowie den Videochat FaceTime. Ausserdem konnte man nun App-Ordner anlegen.
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Mit iOS 5 startete Apple seinen Chat-Dienst iMessage. Zudem gab es nun eine Benachrichtigungszentrale für bessere Ordnung. Mit iCloud liess sich von Daten nun komfortabel ein Backup erstellen. Und die persönliche Assistentin Siri tauchte zum ersten Mal auf, zunächst exklusiv auf dem iPhone 4s.
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Als komplettes Desaster begann das wohl prominenteste Feature von iOS 6, Apple Maps. Der Ersatz für Google Maps stellte sich als völlig unausgereift heraus und schickte Nutzer wortwörtlich in Sackgassen.
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iOS 7 brachte das erste, grosse grafische Neudesign des Betriebssystems. Im neuen Look, der weitgehend noch heute besteht, ist alles auf einmal viel flacher. Ausserdem gab es nun ein neues Kontrollzentrum für die schnelle Änderung von Einstellungen sowie AirDrop, für das schnelle Senden von Dateien an andere iOS-Geräte.
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Mit iOS 8 kam «Health», eine zentrale App in der die Gesundheitsdaten der Nutzer gesammelt werden können. Zudem konnte man nun Widgets in die Benachrichtigungszentrale stecken.
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Bei iOS 9 konzentrierte sich Apple vor allem auf seine eigenen Apps. So bekam die Notizen-App eine Runderneuerung, auch Apple Maps wurde verbessert. Ein Batteriesparmodus sollte dabei helfen, die Akkulaufzeit zu verlängern.
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Auf iOS 10 konnte man erstmals die Apple-eigenen Apps, die man nicht benötigt, vom Homescreen entfernen. iMessage wurde viel bunter und hatte nun zahlreiche Effekte an Bord. Siri interagierte nun auch mit Apps von Drittanbietern.
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Die nächste iOS-Version steht bereits in Startlöchern, voraussichtlich Ende September wird iOS 11 lanciert.
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