US-Sanktionen Huawei gehen die Chips aus

dj

10.8.2020

Noch vor einem Jahr stellte Richard Yu stolz die neuen Kirin-Chips vor.
Noch vor einem Jahr stellte Richard Yu stolz die neuen Kirin-Chips vor.
Getty Images

Weil die US-Sanktionen gegen Huawei erneut verschärft wurden, hat das Unternehmen wohl bald auch keine Chips mehr für seine Spitzen-Smartphones.

Schon nächsten Monat könnten dem chinesischen Tech-Giganten Huawei die Chips für seine Spitzen-Smartphones ausgehen. Das räumte Richard Yu, der Chef von Huaweis Konsumentengeschäft, laut Associated Press an einer Konferenz ein.

Die seit letztem Jahr bestehenden US-Sanktionen gegen Huawei wegen vermeintlicher Sicherheitsbedenken wurden im Mai nochmal verschärft. Nun ist es jedem Unternehmen weltweit untersagt, US-Technologie für die Fertigung von Gütern einzusetzen, die für Huawei bestimmt sind.

Das trifft Huawei vor allem bei den sogenannten System-on-a-Chip (SoC), den Alleskönner-Prozessoren für Smartphones. Huawei hat hier mit der Kirin-Reihe seiner Tochter HiSilicon sehr erfolgreich ein eigenes Chip-Design entwickelt, das mit fast allen grossen Konkurrenten mithalten kann. Nur von den in iPhones verbauten Chips der A-Reihe musste sich Huawei in puncto Geschwindigkeit noch geschlagen geben.



Keine eigene Chip-Fertigung

Problem dabei: Huawei — wie Apple — entwickelt die Chips nur, aber fertigt sie nicht in den eigenen Fabriken. Wichtigster Fabrikant für Huawei war hier stattdessen bisher die Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC). Doch die setzt US-Technologie in ihrer Fertigung ein und will darum den Sanktionen folgen und nicht mehr für Huawei produzieren.

Mögliche Alternativzulieferer wären Berichten zufolge neben heimischen Herstellern noch Samsung oder das taiwanische MediaTek, deren Fertigung offenbar nicht auf US-Technologie angewiesen ist. Samsung allerdings hat nur beschränkte Kapazitäten und ist natürlich auch noch der Hauptkonkurrent im Smartphone-Geschäft, von dem Huawei sicher ungern abhängig wäre.

MediaTek hingegen ist bisher hauptsächlich mit Chips für Billig-Smartphones und -Laptops aufgefallen — es ist unwahrscheinlich, dass das Unternehmen schon das von Huawei gewünschte hohe Niveau liefern kann. Auch chinesische Chip-Hersteller haben noch nicht den für die Kirin-Reihe nötigen hohen Fertigungsstandard erreicht.

Yu bedauerte, in der Vergangenheit nicht stärker auf die Eigenproduktion von Chips statt nur deren Design gesetzt zu haben. Die Kirin-Chips, die in den für diesen Herbst erwarteten neuen Smartphones wie dem Mate40 verbaut werden, könnten die letzten High-End-Prozessoren der Kirin-Reihe werden, so Yu.

Qualcomm wittert Geschäfte

Ein potenzieller Lieferant wäre noch Qualcomm. Aber mit Hauptquartier im kalifornischen San Diego ist es natürlich auch vom Lieferverbot an Huawei betroffen. Daher hat Qualcomm nun Lobbyisten nach Washington geschickt, um die Trump-Regierung davon zu überzeugen, dem Unternehmen doch eine Ausfuhrlizenz zu erteilen, berichtet das «Wall Street Journal».

Andernfalls würden sonst Nicht-US-Unternehmen wie eben MediaTek oder Samsung Geschäfte im Wert von acht Milliarden Dollar übernehmen. Die Trump-Sanktionen gegen Huawei würden also auch amerikanische Arbeitsplätze gefährden, so Qualcomms Argument.

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