Riesen-Hype um «Vero» Neue Social-Media-Plattform «Vero»: Was steckt hinter dem Hype?

dpa/dj/pal

2.3.2018

Werbefrei und ohne Algorithmen: Die Smartphone-App Vero will ein neuartiges Soziales Netzwerk sein. Dabei ist sie der Konkurrenz ähnlicher, als es auf den ersten Blick scheint.

Das neue Facebook, das schönere Twitter, das bessere Instagram: Seit Tagen wird die Smartphone-App Vero als Nachfolger etablierter Sozialer Netzwerke gehandelt.

Tatsächlich kommt die Anwendung als eine Art Mischung bisheriger Angebote daher: Der News-Feed sieht aus wie bei Facebook mit Posts, Kommentaren und Likes. Der Fokus liegt aber auf Fotos, Videos und dem «Influencer»-Aspekt von Instagram.

Der grosse Unterschied ist, dass der Feed auf Vero strikt in chronologischer Anordnung erfolgt und nicht nach «geheimen» Algorithmen zusammengestellt wird.

Zudem erscheinen bisher auch keine bezahlten Werbe-Beiträge. Man wolle so vor allem Nutzer ansprechen, die sich durch Werbeeinblendungen belästigt fühlten, heisst es auf der Homepage des Unternehmens. Noch ist die App zwar gratis, irgendwann aber sollen zahlende Abonnenten die Anwendung finanzieren.

Kann die «Vero»-Berechnung gar nicht aufgehen?

Ganz neu sind diese Aspekte allerdings nicht. «Die Besonderheiten von Vero sind eigentlich alles Dinge, die Facebook, WhatsApp oder Instagram früher auch hatten», sagt Social Media Experte Felix Beilharz. «Auch Facebook hat früher ohne Algorithmus funktioniert. Ab einer bestimmten Grösse geht das aber nicht mehr, weil die User dann täglich Tausende Beiträge in ihrem Feed hätten», so Beilharz. Werbefrei seien auch Facebook, Twitter und Instagram zu Beginn gewesen.

Auch deshalb prognostiziert der Experte Vero keine lange Halbwertszeit. Die Anwendung sei schlicht zu ähnlich im Vergleich zur Konkurrenz: «Es kann daher gut sein, dass das in einem halben Jahr wieder vorbei ist.» Ähnlich erging es bereits Apps wie Ello vor rund zwei Jahren oder Mastodon im vergangenen Jahr.

Manuel Nappo, Leiter des Instituts für Digital Business an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ), sieht denn auch den plötzlichen Erfolg der App im Versagen der grossen Konkurrenz-Netzwerke. «Die bekannten Social-Media-Plattformen haben sich verschlechtert. Die Algorithmen auf Instagram wurden verschärft, es gab zahlreiche Fake-News auf Facebook, und Snapchat hat mit dem Redesign enttäuscht», erklärt Nappo er gegenüber «20 Minuten».

Probleme bei Datenschutz und mit dem Server

Auch beim Thema Datenschutz weckt der Newcomer Bedenken. So verlangt Vero zur Anmeldung zwingend eine Telefonnummer - unter anderem um die Echtheit der Nutzer zu überprüfen, wie es heisst. «Es ist natürlich fragwürdig, ob das sinnvoll ist», sagt Karola Elbrecht, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale. Besonders ärgerlich sei es, dass man vor dem Herunterladen nicht darüber informiert werde.

Je beliebter die App wurde, desto schwieriger wurde auch die Nutzung. In den letzten Wochen waren die Vero-Server regelmässig nicht erreichbar.

Wer steckt hinter Vero?

In den vergangenen Tagen hatten einige Prominente und Influencer ihren Beitritt zu Vero verkündet. Allerdings melden sich auf Twitter auch vermehrt Nutzer zu Wort, die sich schon wieder von Vero verabschieden. Unter dem Hashtag #deletevero (zu Deutsch: Vero löschen) posten viele ihre Absage an das gehypte Netzwerk - auch weil sie den Machern der App misstrauen.

Seit 2015 gibt es Vero. Hinter der App steht der umstrittene Milliardär Ayman Hariri, Sohn des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafic Hariri und Halbbruder des aktuellen Ministerpräsidenten Saad Hariri. Aus Frustration mit den bisherigen Netzwerken habe er Vero damals gegründet, heisst es auf der Homepage des Unternehmens.

Doch Ayman Hariris Vergangenheit könnte zur Belastung für Vero werden. Zuvor war er im Familienunternehmen Saudi Oger involviert. Die Baufirma liess 2016 Tausende von Arbeiten in Lagern in der Wüste zurück ohne ihnen ihre Löhne zu zahlen.

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