Vortrag in Zürich Neueste Tech-Trends: Von crazy Superhelden und Kettensägen

Gabriele Griessenböck

4.3.2018

Warum wir keine Angst vor Robotern zu haben brauchen und an welchem Flughafen es jetzt ein Bier zum Boarding gibt: Der Zukunftsexperte Dietmar Dahmen kam mit seiner Innovations-Show «Marketing-Bamm» nach Zürich.

Mit Pauken und Getöse geleiteten zwei Trommler die 400 Teilnehmer in den Saal, von denen nur wenige eine Vorstellung davon hatten, was sie an diesem Montagnachmittag erwarten wird. Erstmals war der Ökonom und Psychologe Dietmar Dahmen mit seiner neuen Innovations-Show in Zürich zu Gast, um mit viel Action dem Publikum jene Trends vor Augen zu führen, die sie nicht verschlafen sollten. Und geschlafen hat in dem vierstündigen Vortrag mit dem Titel «Marketing Bamm» garantiert niemand.

Kissen mit Kettensäge zerschneiden

Zum Auftakt wummerten die Boxen, Rauch stieg auf und die überdimensionale LED-Wand zeichnete lodernde Flammen, als plötzlich Dietmar Dahmen ganz am Puls der Zeit mit dem Elektro-Motorrad auf die Bühne kurvte. Und Bamm! So geht Wissensvermittlung heute. Dass dabei auch ungewöhnliche Mittel zum Einsatz kommen, ist für den Zukunftsforscher nur eine logische Konsequenz. Denn der Wandel ist unaufhaltsam. Die einzige Konstante sei die Veränderung, so Dahmen.

Wer die Zukunft gestalten will, der müsse neue Wege gehen. «Altes macht schwach. Man muss auf neue Technologien setzen, ohne altes Denken und ohne alte Werte», meint Dahmen. Die Angst vor Veränderungen sei nur dem Mangel an Kompetenz geschuldet. Das Problem bestehe darin, dass sich Unternehmer gerne auf den aktuellen Erfolgen ausruhen. Sie haben es sich auf ihren Kissen gemütlich gemacht. Zur Verwunderung des staunenden Publikums warf Dahmen postwendend eine Kettensäge an, um jene weichen Kissen zu zersägen, auf denen man es sich so komfortabel einrichtet hat.

Fortschritt passiert Schritt für Schritt

Täglich fluten neue  Technologien, Services und Produkte den Markt. Sie verändern Altbewährtes nachhaltig. Die neuen Player halten sich nicht an die marktgegebenen Vorgaben. Ihre Geschäftsmodelle sind oftmals so neu, dass es dafür noch keine eindeutige Gesetzgebung gibt. Beispiele dafür seien laut Dahmen Unternehmen wie Uber oder Airbnb. «Seien Sie flexibel oder holen sie sich jemand an Bord, der das ist», rät er. Unternehmer sollten ein Team aus Superhelden bilden, das nicht nur aus «Captain Americas» besteht, sondern sich der Kraft verschiedener Helden bedient. Ein Beispiel ist die Partnerschaft von E.ON und Google. Hausbesitzer können mit Hilfe der Technologie einfach und präzise das Solarpotenzial ihres Eigenheims ermitteln. Dazu genügt es heute, die eigene Adresse online einzugeben.

Nicht nur die Big-Player rüsten sich für die Zukunft. Gerade die kleinen, schnellen Unternehmen sind es, die laut Dahmen die grossen Konzerne zum Kampf auffordern. Kleine Player besitzen keine Kernzielgruppe und keinen USP (Unique Selling Proposition) mehr. Sie zeichnen sich durch ihre hohe Flexibilität aus. Und gerade die sei heute in allen Lebensbereichen gefordert. Warum das so wichtig ist? Kunden sind nicht nur Könige, sondern auch Narzissten, die wie Kleinkinder alles haben wollen. Und das sofort. Dabei haben sich auch ihre Werte völlig verändert, denn für 58 Prozent der Kunden sei heute Bequemlichkeit oberste Priorität.

Als Beispiel nannte Dahmen das erste Boarding Bier einer findigen Berliner Brauerei. Damit Kunden den besonderen Berliner Gerstensaft auch am Flughafen geniessen können gibt es das «BRLO Pale Ale» neuerdings in 100ml Bügelverschluss-Flaschen. Damit kommt man durch den Sicherheitscheck. Der Boarding Pass ist auf dem Flaschenboden gedruckt und vereint Genuss mit Zeitersparnis. «Der Trend geht hin zum Zero-Click», meint er. Connectivity, sprich Vernetzung, sei die Technologie der Zukunft. «Jeder Termin, den Sie auf ein Blatt Papier schreiben, ist ein dummer Termin.» Online eingetragen, können diese vernetzt werden und beispielsweise kennt in Zukunft die Kaffeemaschine oder der Taxifahrer das Ende des Meetings.

«Digitales Upgrade» soll Freiheiten bringen

Im Laufe der wort- und bildgewaltigen Show untermauerte Dahmen seine Aussagen mit dutzenden Case Studies und Kurzvideos. Selbst ein kleiner Roboter Namens «Raiffi» hatte seinen Auftritt. «Gewöhnen Sie sich schon mal daran, denn 60 Prozent der Arbeitsplätze werden stark automatisiert werden.» Für Dahmen stellt sich aber nicht die Frage, ob Mensch oder Maschine das Rennen macht. Das Digitale wird das Analoge positiv ergänzen. Es gebe keinen Kampf von Analog und Digital. «80 Prozent der Jobs, die wir im Jahr 2030 ausüben werden, gibt es jetzt noch gar nicht,» beruhigt er. Die Technologie werde alles vereinfachen. Dahmen nennt das «Digitales Upgrade», durch das Menschen wieder mehr Freiheiten erhalten. Wenn Roboter ungeliebte Teile des Jobs übernehmen, erhalten Menschen mehr Zeit für Kreativität und Eigeninitiative. Ein simples Beispiel ist heute die automatische Hotel-Tür. Der Portier kann sich auf das Menschliche seiner Arbeit konzentrieren. Laut Dahmen werden wieder mehr Menschen ihrer Berufung, statt nur ihrem Beruf folgen können.

Wie weit Künstliche Intelligenz (KI) heute bereits gehen kann, zeigte das Beispiel von Airbus, die eine Trennwand von einer KI bauen liessen. Die bionische Wand setzt sich aus 116 Einzelbauteilen zusammen und wurde aus Metall gedruckt. Der Prototyp ist erheblich leichter, effizienter und schneller gebaut, als das bisher von Menschenhand entworfene. Was kann der Computer, was der Mensch nicht kann? Die KI denkt lösungsorientierter, praktischer und unvoreingenommen. Die bionische Trennwand sieht nämlich unglaublich hässlich aus, so Dahmen.

Die Innovations-Show zeigte deutlich, dass Unternehmer eine Menge Herausforderungen zu erledigen haben, um Technologien und Trends in hochbeschleunigte Zeiten umzusetzen. Dahmens Vortrag lieferte keine vorgefertigten Standard-Lösungen, keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Erfolg. Aber er gab einen provokanten Anstoss dazu, sich auf die Zukunft hinzubewegen. Der Wandel ist unaufhaltsam.  Am 26.2.2019 findet Dahmens nächste Innovations-Show in Zürich statt.

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