Klimakrise bedroht Existenz Inselstaat Tuvalu muss ins Metaverse flüchten

Von Dirk Jacquemien

16.11.2022

Tuvalu droht vom Pazifik verschlungen zu werden.
Tuvalu droht vom Pazifik verschlungen zu werden.
Getty Images

Weil der steigende Meeresspiegel seine Existenz bedroht, bereitet der Inselstaat Tuvalu die Flucht ins Metaverse vor.

Von Dirk Jacquemien

Der winzige pazifische Inselstaat Tuvalu will ins Metaverse umziehen. Aussenminister Simon Kofe machte die Ankündigung bei einer Rede an der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm El-Scheich, scheinbar zugeschaltet von einer der Inseln seines Landes. Doch als die Kamera von seinem Gesicht wegzoomte, wurde deutlich, dass er sich stattdessen in einer virtuellen Welt befindet.

«Weil unser Land verschwindet, habe wir keine andere Wahl als der erste digitale Staat der Welt zu werden. Unser Land, unser Meer und unsere Kultur sind die wertvollsten Güter unseres Volkes. Um sie, unabhängig davon was in der physischen Welt passiert, zu erhalten, müssen wir sie in die Cloud zügeln», so Kofe.

Für künftige Generationen

In einem ersten Schritt wurde dafür Teafualiku Islet, die kleinste Insel Tuvalus, virtuell anhand von hochauflösenden Bildern und Drohnenaufnahmen rekreiert. So soll die Schönheit Tuvalus auch für künftige Generationen zumindest auf digitale Art zu erhalten werden.

Freiwillig gehen bisher eher wenig Menschen ins Metaverse. Die Nutzerzahlen in den virtuellen Welten von Meta, dem ehemaligen Facebook, bleiben weit hinter den Erwartungen zurück.

Tuvalu könnte 2100 verschwunden sein

Tuvalu liegt in Polynesien, etwa auf halber Strecke zwischen Australien und Hawaii. Das Land hat 12’000 Einwohner*innen und ist akut vom steigenden Meeresspiegel durch den Klimawandel bedroht. Der höchste Punkt in Tuvalu liegt 4,6 Meter über dem Meeresspiegel. Manche Berechnungen gehen davon aus, dass der Grossteil des Staates Ende dieses Jahrhunderts im Meer verschwinden könnte.

Tuvalu versucht schon seit Jahren die internationale Gemeinschaft durch teils spektakuläre Aktionen auf sein Schicksal aufmerksam zu machen. Letztes Jahr beispielsweise hielt Kofe seine Rede an der Klimakonferenz knietief im Wasser.