Für Vielreisende Kommt mit «Revolut» jetzt die Zeit der Smartphone-Banken?

dj

5.9.2018

«Revolut» verknüpft die banklose Kreditkarte mit einer App für Smartphones und trifft damit den Nerv der Internet-Gemeinde.
«Revolut» verknüpft die banklose Kreditkarte mit einer App für Smartphones und trifft damit den Nerv der Internet-Gemeinde.
Revolut

Kontoeinrichtung, Überweisungen und Bezahlung im Geschäft alles auf dem Smartphone? Bedeuten die neuen Smartphone-Banken wie Revolut das Ende der traditionellen Banken?

Wer heutzutage eine Überweisung tätigt, macht dies meistens online: e-Banking ist schnell, sicher und einfach und mittlerweile auch auf dem Smartphone möglich. Und auch wenn der Weg zur Bankfiliale damit entfällt, macht die Bank nach wie vor die hohle Hand, wenn es um Gebühren geht: Transaktionsgebühren, Kontoführungsgebühren, Umrechnungsgebühren – die Liste ist lang.

Geht es nach dem Willen aktueller Startups aus der «FinTech»-Branche, also der «Financial Technology», soll das Hin- und Herschieben von Geldwerten in Zukunft mittels «Smartphone-Banken» einfacher und vor allem günstiger werden.

Smartphone-Banken für bessere Wechselkurse

In Europa gibt es inzwischen zwei grosse «Smartphone-Banken»: Das deutsche N26 mit knapp einer Million Kunden und das britische Revolut mit knapp zwei Millionen Kunden europaweit. N26 ist in der Schweiz noch nicht verfügbar, aber bei Revolut kann man sich seit 2017 anmelden. Vor allem, wer etwa aufgrund vieler Reisen häufig mit Fremdwährungen hantieren muss, soll hier sparen können.

Revolut soll vor allem Wechselkurse fairer für Kunden machen: Ideal abgestimmt auf eine kaufkräftige und technikaffine Zielgruppe, die oft reist.
Revolut soll vor allem Wechselkurse fairer für Kunden machen: Ideal abgestimmt auf eine kaufkräftige und technikaffine Zielgruppe, die oft reist.
Keystone

Grosser Haken für Schweizer Nutzer

Revolut basiert völlig auf Guthabenbasis, es muss also zuerst Geld auf ein in Grossbritannien in Pfund oder Euro geführtes Konto eingezahlt werden. Das allerdings ist schon der grosse Knackpunkt bei Revolut für Schweizer Kunden und macht das Angebot hierzulande deutlich unattraktiver als in Grossbritannien und der Eurozone. Zwar nimmt auch die Schweiz am Europäischen Zahlungsraum SEPA teil, die grenzüberschreitenden Überweisungen sind allerdings nur in Euro kostenlos.

Wenn man also nicht bereits ein Euro-Konto bei seiner Schweizer Bank besitzt, müssen die eigenen Franken erst bei dieser umgetauscht werden bevor sie überwiesen werden können. Das bedeutet fast immer Gebühren und möglicherweise unvorteilhafte Wechselkurse. So wird das Versprechen vom Grenzlosen Zahlungsverkehr noch nicht eingelöst.

Will man das Geld später zurückholen, hat man das gleiche Problem, nur umgekehrt. Dieser Punkt dürfte potenzielle Einsparungen bei der Revolut-Nutzung im Ausland für viele Schweizer wieder zunichte machen. Revolut plant auch ein Franken-Konto einzurichten, gibt dafür aber noch keinen Zeitplan bekannt.

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Wechselkurse sollen fair sein

Dabei ist gerade die Eliminierung unfairer Wechselkurse das grosse Verkaufsargument von Revolut. Bezahlt man mit der Schweizer Kreditkarte im Ausland, kommen neben den häufig verlangten Auslandseinsatzgebühren in der Regel auch Wechselkurse hinzu, die klein, aber spürbar von den aktuell am weltweiten Devisenmarkt angezeigten Kursen abweichen.  

Bei Revolut hingegen kann man sein Guthaben in 24 verschiedenen Währungen führen, die Konversion untereinander erfolgt zum aktuellen Interbankenkurs, also dem Kurs, mit dem die grossen Geschäftsbanken untereinander handeln. Vor der Reise in die Ferne kann man also das benötigte Geld schon mal in die richtige Währung wechseln und muss keine Angst haben, von dunklen Wechselstuben abgezockt zu werden oder den traditionellen Banken ihren Obulus entrichten zu müssen.

Was kostet das alles?

Ganz geschenkt und ganz ohne Einschränkungen bekommt man den Dienst natürlich nicht. Das kostenlose Abheben von Geld etwa ist je nach Preisstufe auf 250 bis 750 Franken im Monat beschränkt. Von diesen Stufen gibt es drei. «Standard» ist kostenlos, man bekommt hier ein Pfund- und ein Euro-Bankkonto. Bezahlen lässt sich damit allerdings nur online, will man eine richtige Karte, mit der man dann auch am Bancomat Geld abheben kann, kostet das extra.

Diese Karte ist wiederum bei der Premium-Stufe für 7 Pfund pro Monat inklusive. Hier gibt zusätzlich noch virtuelle «Wegwerfkreditkarten», mit denen man auch bei dubiosen Online-Händlern bezahlen kann, ohne Angst haben zu müssen, die Internet-Mafia plündere einem danach das gesamte Guthaben. Premium bringt auch noch eine Reihe von Versicherungen mit sich, die allerdings nicht für Bewohner der Schweiz gelten.

Luxus-Gefühl mit «Metal»

Ganz neu ist nun die «Metal»-Stufe. Alleinstellungsmerkmal hier ist die Kreditkarte aus Stahl, die Exklusivität vermitteln soll. Mit diesem Konzept locken Kreditkartenanbieter wie etwa American Express schon seit Jahrzehnten erfolgreich statusvernarrte Kunden an. Mit einen Monatspreis von 13 Pfund ist «Metal» allerdings längst nicht nur für die oberen 1% erschwinglich. Neben den «Premium»-Features gibt es hier dann auch noch einen Concierge-Service, der beim Buchen von Flügen und Hotels helfen soll.

Der edle Look der «Metal»-Kreditkarte soll Eindruck schinden.
Der edle Look der «Metal»-Kreditkarte soll Eindruck schinden.
Revolut

Schliesslich gibt es bei «Metal» noch ein «Cashback»-Angebot, also Geld zurück bei jeder Transaktion. Ausserhalb Europas beträgt die Rate hier 1%, innerhalb allerdings nur 0,1%. Letzteres ist deutlich schlechter als die hiesige Konkurrenz, Kreditkarten etwa von Coop, Migros oder UBS bieten hier mindestens 0,3% an. Diese liefern das Cashback allerdings nur in Bonuspunkten oder schnöden Franken, bei Revolut gibt es die Auszahlung auf Wunsch auch in Kryptowährungen, was durchaus zielgruppengerecht ist.

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