Wie bei der Marine Meta-Mitarbeiter sollen Wohl des Unternehmens vor das eigene stellen

Von Dirk Jacquemien

16.2.2022

Wie auf einem Kriegsschiff sollen die Meta-Mitarbeiter*innen unter Kapitän Mark Zuckerberg (links in virtueller Form) das Ganze über das Individuum stellen.
Wie auf einem Kriegsschiff sollen die Meta-Mitarbeiter*innen unter Kapitän Mark Zuckerberg (links in virtueller Form) das Ganze über das Individuum stellen.
Keystone

Mark Zuckerberg hat nach der Umbenennung von Facebook in Meta nun auch neue Unternehmensmottos vorgegeben. Deren teils militaristischer Ton stösst auf Spott und Ablehnung.

Von Dirk Jacquemien

16.2.2022

Mit der Umbenennung von Facebook in Meta wollte der Tech-Gigant vordergründig den neuen Fokus auf das sagenumwobene Metaverse legen. Die Reputation der Marke «Facebook» hatte allerdings in den letzten Jahren massiv an Wert eingebüsst. In einer Untersuchung zum Ruf der 100 bekanntesten US-Unternehmen landetete Facebook 2021 auf Platz 98.

Dass mit neuem Namen auch ein bisschen Distanz zum lädierten Ruf entsteht, war daher sicherlich ein gewünschter Nebeneffekt. Und nun will Meta mit neuen «Unternehmenswerten» die Aufbruchsstimmung weiter vorantreiben. CEO Mark Zuckerberg stellte diese an einer virtuellen Mitarbeiterversammlung vor — und stiess direkt auf interne und externe Ablehnung und Spott.



Mottos sind seit Langem Teil des Silicon Valley

Unternehmensmottos haben eine besondere Tradition im Silicon Valley. «Don’t be evil» von Google ist sicherlich das bekannteste — und wurde dem Tech-Giganten immer wieder vorgehalten, wenn es Dinge tat, die Kritiker*innen durchaus als «böse» betrachteten. 2018 wurde die Phrase aus dem Vorwort der Google-Verhaltensregeln entfernt.

«Move fast and break things» hing bis 2014 an den Wänden der Facebook-Büros. Ins Deutsche lässt sich das ungefähr mit «Schreitet schnell voran und macht Dinge kaputt» übersetzen. Der aus dem Hacker-Ethos stammende Spruch klingt für Ausstehende eher wie eine Drohung. Und als Facebook später vorgeworfen wurde, ohne Rücksicht auf allfällige gesellschaftliche Schäden zu agieren, wurde das Motto als Beweis für die vorsätzliche Gesetzlosigkeit des Unternehmens herangezogen.



«Facebooker» werden zu «Metamates»

Die meisten der neuen Meta-Mottos im Jahre 2022 sind dagegen relativ generische, nichtssagende Grossunternehmens-Slogans. «Live in the future» etwa, dazu «build awesome things» und «move fast together». Und die Mitarbeiter*innen sollen nun nicht mehr als «Facebooker», sondern als «Metamates» bezeichnet werden.

Und daraus ergibt sich auch ein weiterer Unternehmensleitsatz: «Meta, Metamates, Me». Zuerst kommt das Wohl des Konzerns, dann das Wohl der Kolleg*innen und an letzter Position erst das eigene Wohl. Es gehe darum, «gute Verwalter unserer Firma und unserer Mission» zu sein, schrieb Zuckerberg in einem Facebook-Post als Begründung für die Wahl dieses Spruches.

Inspiriert von der Navy

Laut Andrew Bosworth, der neuen de facto Nr. 2 bei Meta, war das Motto vom Leitspruch der US-Navy inspiriert, wo es «ship, shipmates, self» heisst. Der Vergleich zwischen dem Alltag auf einem Kriegsschiff, wo es tatsächlich um Leben und Tod geht, und der Arbeit in einem profitorientierten Unternehmen erschien allerdings selbst vielen Mitarbeiter*innen ziemlich krude.

Denn, wenn ein Schiff untergeht, kann die Besatzung wortwörtlich sterben. Wenn Meta am Ende ist, werden die «Metamates» einfach bei Google, Amazon und Co. anheuern können. «Heisst das, Meta ist ein sinkendes Schiff?», fragte dementsprechend ein Mitarbeiter laut «New York Times» in einem internen Forum.

Whistleblowerin fordert Meta zur Selbstreflexion auf

In der Mitarbeiterversammlung, die erstmals in der unternehmenseigenen Virtual-Reality-Welt Horizon Venues übertragen wurde, sagte Zuckerberg auch noch, dass sich das Unternehmen nicht «zu Tode loben» solle. Damit wollte er ausdrücken, dass sich die Mitarbeiter*innen untereinander durchaus kritisches Feedback geben könnten.

Diese Aussage rief Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen auf den Plan. Das Problem sei nicht, dass der Konzern zu nett zu sich selbst sei. Das Unternehmen solle sich eher zu dem Schaden bekennen, den es anrichtet, statt ohne Blick nach hinten einfach ins Metaverse abzuhauen.