Nasa rollt neue Strategie aus Viele kleine Rover haben riesige Vorteile gegenüber einem grossen

Von Dirk Jacquemien

6.11.2021

Die Cadre-Rover stehen in Kontakt miteinander – und der Erde.
Die Cadre-Rover stehen in Kontakt miteinander – und der Erde.
Nasa

Die Masse macht es offenbar. Bei zukünftigen Erkundungen ferner Himmelskörper könnte die Nasa gleich eine ganze Flotte an Rovern vorbeischicken.

Von Dirk Jacquemien

6.11.2021

Die Erkundung des Sonnensystem ausserhalb der näheren Erdnachbarschaft ist bislang ausschliesslich Maschinen vorbehalten geblieben. Für die Oberflächenerkundung haben sich hier Rover durchgesetzt. Mit grossem Aufwand wird ein Fahrzeug zum Mond oder Mars befördert.

Die Mission steht und fällt dabei mit der Funktionalität dieses Rovers. Der Nasa-Rover Spirit blieb etwa 2009 im Mars-Sand stecken. Er konnte seine Solarzellen nicht mehr richtig nach der Sonne ausrichten und starb dementsprechend an Strommangel. Ein kleines Missgeschick kann also das plötzliche Ende eines jahrelangen und millionenteuren Forschungsprojekts bedeuten.

Um diesen «Single Point of Failure» zu eliminieren, arbeitet die US-Weltraumbehörde Nasa unter dem Namen «Cooperative Autonomous Distributed Robotic Explorers» (Cadre) an einem alternativen Ansatz. Hierbei würde sich gleich eine ganze Flotte an Rovern an die Arbeit machen.

Schuhschachtel statt Kompaktwagen

Der Cadre-Prototyp hat die Grösse einer Schuhschachtel und ist damit deutlich kleiner als aktuelle Rover. Der neueste Mars-Rover Perseverance sieht auf Bildern vom roten Planeten beispielsweise recht schnuckelig aus, hat aber in etwa die Dimensionen eines Kompaktwagens.

Die Cadre-Rover würden dabei nicht verschiedene Gebiete des fernen Planten erkunden, sondern relativ nahe beieinander operieren. Sie sollen dabei in permanenter Kommunikation miteinander stehen und sich gegenseitig bei der Navigation des Terrains unterstützen.



Mehr Risiko möglich

Mit diesem Konzept können Forscher*innen auch mehr Risiken eingehen. Ein solcher Rover könnte sich dann etwa in Schluchten oder Lavaröhren vorwagen, aus denen er möglicherweise nicht zurückkehren kann. Ein Verlust eines Rover in diesem Fall wäre vertretbar, anders als bei konventionellen Rover-Missionen, bei denen das Fahrzeug um jeden Preis geschützt werden muss.

Getestet werden soll Cadre zunächst auf dem Mond. Haupteinsatzgebiet sollen aber ferne Himmelskörper wie Mars, Venus oder der Saturn-Mond Titan sein, wo aufgrund der Signalverzögerung die autonomen Fähigkeiten der Rover besonders praktisch sein könnten.

Masse statt Klasse setzt sich durch

Das Konzept Masse statt Klasse setzt sich im Weltraum durch. Weit verbreitet sind etwa CubeSats, Mini-Satelliten mit einem Gewicht von nur knapp über einem Kilogramm. Diese reiten bei immer mehr Raketenstarts auf viel grösserer Satelliten huckepack mit und widmen sich meist eher exotischen Experimenten.

Auch bei der Internetversorgung aus dem All setzen Betreiber wie SpaceX mit Starlink oder Amazon mit Project Kuiper inzwischen auf tausende kleine Satelliten statt einige wenige grosse.