Corona-Boom vorbeiNetflix enttäuscht mit schwachen Nutzerzahlen
dpa/dj
21.4.2021
Im Corona-Jahr 2020 zählte Netflix zu den grossen Gewinnern. Dass Kinos geschlossen blieben und viele Menschen zu Hause festsassen, sorgte für einen Ansturm von Kund*innen. Doch jetzt schlägt das Pendel zurück und das Nutzerwachstum flaut drastisch ab.
21.04.2021, 11:57
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Der Streaming-Marktführer Netflix hat angesichts mangelnder neuer Film- und Serienhits zu Jahresbeginn deutlich weniger Nutzer*innen hinzugewonnen als erwartet. Im ersten Quartal legte die Anzahl der Abonnent*innen um vier Millionen auf knapp 208 Millionen zu, wie Netflix am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte.
Damit verfehlte der Online-Videodienst sowohl sein eigenes Ziel von rund sechs Millionen neuen Kund*innen als auch die Erwartungen der Wall-Street-Analyst*innen klar. Anleger*innen reagierten enttäuscht und liessen die Aktie nachbörslich zeitweise um mehr als zehn Prozent fallen.
Dabei steigerte Netflix Erlöse und Gewinn in den drei Monaten bis Ende März kräftig. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 1,7 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Franken) und damit rund 140 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz wuchs um 24 Prozent 7,2 Milliarden Dollar.
Corona legt sich und Konkurrenten erstarken
Doch nach dem Boom zu Beginn der Corona-Krise, der Netflix im Vorjahr Rekordergebnisse beschert hatte, flaute der Kundenandrang stark ab. Aufgrund pandemiebedingter Produktionsprobleme mangelte es zuletzt an neuen Streaming-Hits. Zudem kämpft Netflix mit wachsender Konkurrenz, so macht etwa der Hollywood-Riese Walt Disney immer stärker Druck.
Disney+, der im November 2019 als Netflix-Jäger gestartete Streaming-Dienst des Micky-Maus-Konzerns, hatte im März bereits die Marke von 100 Millionen Bezahlabos geknackt. Zwar hat Netflix immer noch mehr als doppelt so viele Nutzer*innen, doch Disney holt rasant auf und ist bislang auch noch in deutlich weniger Ländern vertreten.
Netflix erhöhte Preise
Netflix ist sich des verschärften Konkurrenzkampfs durchaus bewusst und geht im Quartalsbericht ausführlich darauf ein. So heisst es etwa, der Vergleich von Abonnentenzahlen erzähle — aufgrund von Rabatten und anderen Werbeaktionen — nicht die ganze Geschichte. Ein kaum verhohlener Seitenhieb, da Disney stark auf Sonderangebote setzt.
Netflix hingegen hob im US-Heimatmarkt und anderen Regionen zuletzt die Preise an und prüfte ein strengeres Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern zur Mehrfachnutzung von Accounts. Das Wachstum dürfte das nicht gerade ankurbeln. Der Ausblick auf das laufende Quartal fiel mager aus — Netflix erwartet lediglich 3,2 Millionen neue Nutzer.
Ein grosses Problem, das allerdings auch die Konkurrenz und weite Teile der ganzen Unterhaltungsbranche betrifft, ist die Lahmlegung von Film- und Serienproduktionen durch die Corona-Pandemie. Netflix warnte im Brief an die Aktionäre, dass erst in der zweiten Jahreshälfte wieder mit einer Flut an neuen Inhalten zu rechnen sei.