Video-AppNeuer TikTok-Chef soll globale Expansion vorantreiben
dj
19.5.2020
Mit einem prominenten Manager aus dem amerikanischen Wirtschafts-Establishment will TikTok-Mutter ByteDance weiter auf der Erfolgsspur bleiben. Doch der muss wohl erstmal US-Politiker besänftigen.
Der Video-App TikTok ist ein Personal-Coup gelungen. Der bisherige Disney-Manager Kevin Mayer wird sowohl CEO von TikTok als auch COO des chinesischen Mutterkonzerns ByteDance und damit die Nummer 2 hinter Firmengründer Yiming Zhang. Noch nie dürfte ein Amerikaner eine so herausragende Stellung bei einem aufstrebenden und einflussreichen chinesischen Unternehmen gehabt haben.
Mayer werde von Los Angeles aus, dem US-Sitz von TikTok, arbeiten, aber häufig zur ByteDance-Zentrale nach Peking reisen, heisst es. Zuletzt war er für den Streaming-Dienst Disney+ verantwortlich, der ein riesiger Erfolg wurde und in der Corona-Krise besonders wichtig für das Disney-Imperium war, weil andere Unternehmensbereiche, wie das Kinogeschäft, die Vergnügungsparks oder der Sportsender ESPN quasi stillstehen. Mayer galt lange Zeit als Favorit für den CEO-Posten bei Disney, wurde allerdings bei der Neubesetzung im Februar übergangen.
Ambitionen in vielen Geschäftsbereichen
Bei ByteDance soll Mayer für quasi alle Geschäfte des Unternehmens ausserhalb Chinas verantwortlich sein. Hier hat ByteDance offensichtlich Ambitionen, die weiter über TikTok hinaus gehen. So wird Mayer auch dem Musik- und Gaminggeschäft vorstehen und für die Helo-App verantwortlich sein.
Helo ist eine Art Kombination aus Social-Media-Dienst und Nachrichten-App. Von Stil ist es Facebook sicherlich näher als TikTok und wurde an Toutiao angelehnt, ByteDances enorm erfolgreiche Nachrichten-App in China. Helo jedoch begann seinen Erfolgszug bei dem nicht des Englischen mächtigen, eher ländlichen Bevölkerungsteil Indiens und scheint prädestiniert dafür zu sein, neue Internet-Nutzer, die es in Entwicklungsländer noch zahlreich gibt, anzusprechen.
Mittelfristig könnte ByteDance sich auch weltweit mit Diensten für Unternehmen profilieren und damit sogar Google, Microsoft und Konsorten Konkurrenz machen. In China lancierte es den Dienst Feishu, eine Office-Kollaborationssoftware im Stil von Google G Suite oder Microsoft Teams. Hier wurde das Unternehmen aber direkt von chinesischen Behörden zurückgepfiffen, weil man über Feishu auf Facebook und Twitter zugreifen konnte, was natürlich eine riesige No-Go in China ist.
Mayers Hauptaufgabe dürfte es aber dennoch vorerst sein, das gigantische Wachstum von TikTok — welches in der Corona-Krise, durch die sehr viele Menschen nun sehr viel Zeit daheim haben, noch einen Gang hochgeschaltet hat — zu managen. Und das heisst auch, US-Politiker in Schach zu halten, die in TikTok quasi die Fünfte Kolonne der Kommunistischen Partei Chinas in amerikanischen Kinderzimmer sehen.
Der Republikanische Senator Josh Hawley, wohl der schärfste TikTok-Kritiker im US-Kongress, hat jedenfalls schon mal Blut geleckt und möchte Mayer vor seinen Ausschuss zitieren und unter Eid stellen:
.@tiktok_us previously told me they couldn’t attend hearings and testify because executives were located in #China. But this new executive lives in the USA. I look forward to hearing from him. Under oath. https://t.co/XPfiVpo9Ta
ByteDance nimmt die potenzielle Gefahr für das eigene Geschäftsmodell, die von der US-Regierung ausgeht, offensichtlich sehr ernst. Was mit den internationalen Geschäften eines chinesischen Unternehmen passieren kann, wenn einen die USA auf dem Kieker haben, kann man am Beispiel Huawei derzeit eindrucksvoll ablesen.
Deshalb betont ByteDance auch immer wieder, dass man bei TikTok völlig frei von Einflüssen der chinesischen Führung sei. Manchmal geht man bei dieser Distanzierung etwas zu weit ins Absurde. Gegenüber der «New York Times» sagte ein TikTok-Sprecher etwa, TikTok gehöre doch gar nicht einem chinesischen Unternehmen, weil ByteDance genau genommen auf den Caymaninseln beheimatet sei. Mit dieser semantischen Akrobatik sollte Mayer lieber nicht vorm US-Kongress auftauchen.
«Ich werde nicht jünger und dies ist eine so gute Chance», sagte Mayer über seine Ernennung zum TikTok-Chef zu «CNBC». Er sehe sich auch imstande, die Herausforderungen von TikTok im Bereich Datenschutz anzugehen, so Mayer.
Apps prägen unser Leben. Die folgenden Apps haben das vergangene Jahrzehnt bestimmt.
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Platz 10: TikTok (2016). TikTok ist die erste chinesische Social Media App, die auch im Westen signifikanten Anklang gefunden hat. Das brachte der App, in der vor allem sehr junge Nutzer kurze, meist lustige Videos posten, einige kritische Blicke ein. Zahlreiche Medien berichteten über Zensur bei für China sensiblen Politikthemen, die vom Unternehmen durch die Bank dementiert wurde.
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Platz 9: Flappy Bird (2014): Dieses simple Spiel, bei dem man einen Vogel vor der Kollision mit Röhren bewahren musste, bewegte Anfang 2014 für einige Wochen die ganze Welt. Dann tat der Entwickler etwas sehr Uneigennütziges. Er entfernte die App aus allen App Stores, weil Flappy Bird zu süchtig machend sei. Heutige Smartphone-Spiele haben aber natürlich genau dieses Geschäftsmodell.
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Platz 8: Google Fotos (2015): Bei Google Fotos konnte man von Anfang an unbegrenzt kostenlos die eigenen Bilder in der Cloud sichern. Damit setzte sich die App deutlich von der Cloud-Konkurrenz ab, die sich jeden Megabyte Speicherplatz üblicherweise gut bezahlen liess.
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Platz 7: Slack (2013): Slack brachte die von der privaten Kommunikation bekannten Chat-Funktionen in Unternehmen. Nun kann sich auch auf der Arbeit ganz offiziell Emojis schicken. Diese neue Art der Unternehmens-Kommunikation sorgt allerdings auch dafür, dass Mitarbeiter immer erreichbar sind, oftmals auch ausserhalb ihrer Arbeitszeiten.
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Platz 6: Candy Crush (2012): Die Macher von Candy Crush hatten das entgegengesetzte Konzept zu Flappy Bird. Sie machten ihr Spiel immer nur noch abhängiger und erzielten durch In-App-Käufe Milliardenumsätze.
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Platz 5: Snapchat (2011): Für eine Weile sah es so aus, als könnte Snapchat Facebook vor allem bei jungen Nutzern als das dominante soziale Netzwerk ablösen. Mit seinen verschwindenen Nachrichten und lustigen Filtern hatte Snapchat viele innovative Features. Doch diese kopierte Facebook in Instagram einfach schamlos. Dennoch hält sich Snapchat weiterhin solide am Markt.
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Platz 4: Pokémon GO (2016): Wenn Menschen ohne ersichtlichen Grund mit dem Smartphone in der Hand in dunklen Parks herumlaufen, jagen sie vermutlich gerade Pokémon. Die 2016 veröffentlichte App war eines der ersten und ist bis heute das einzige wirklich erfolgreiche Augmented-Reality-Spiel.
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Platz 3: Tinder (2012): Vor Tinder hatte Online-Dating einen eher zweifelhaften Ruf. Wer es benutze, könne wohl auf «normalem Wege» niemanden finden, hiess es. Die sehr simple und sehr oberflächliche Funktionsweise von Tinder, bei der man durch ein Wischen nach links oder rechts sein (Nicht)Interesse an potenziellen Partnern bekundet, machte Online-Dating zu einem Massenphänomen.
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Platz 2: Uber (2011): Uber hat urbane Mobilität verändert. Einfach mit dem Smartphone ein Auto bestellen, das war neu. Bestehende Gesetze zum Arbeitsrecht oder Personentransport betrachtete das Unternehmen in vielen Ländern als optional und verdrängte mit aggressiven Taktiken zahlreiche alteingesessene Taxifirmen.
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Platz 1: Instagram (2010): Instagram hat eine ganz neue Ästhetik erschaffen. Restaurants ändern ihre Deko, um möglichst gut auf Instagram zu erscheinen. Menschen ändern beim Schönheitschirurgen ihr Gesicht, um ein «Instagram Face» zu bekommen. Und dank der von Snapchat kopierten Features wird Instagram auch immer mehr die App der Wahl für die 1-zu-1-Kommunikation.
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