Paid Post«Geek-Diplomat» der Blockchain-Technologie
Swisscom
8.11.2018
Schon in zehn Jahren könnte die Blockchain unseren Alltag prägen. Genauso wie einst das Internet die Welt verändert hat. Das zumindest denkt Brian Behlendorf, CEO von Hyperledger. Besonders in der Finanzindustrie sieht er grosses Potenzial. Deshalb setzt er sich dafür ein, dass diese Erkenntnis global wächst und auch praktisch umgesetzt wird.
Brian Behlendorf (45) ist seit zwei Jahren CEO von Hyperledger. Die «New York Times» bezeichnete ihn diesen Sommer als eine der zehn einflussreichsten Personen der Blockchain-Revolution. Er ist ein Veteran der Open-Source-Bewegung, die seine berufliche Karriere bis heute prägt. Ihm liegt viel daran, dass die digitale Technologie dazu genutzt wird, Probleme in der Welt gemeinsam zu lösen und den einzelnen Menschen zu befähigen, statt Macht und Kontrolle in den Händen einiger weniger zu konzentrieren. «Man kann die Technologie nutzen, um Menschen und Gesellschaften Auftrieb zu geben, statt sie zu dominieren», erklärt Behlendorf.
Was ist Blockchain?
Wer Blockchain hört, denkt womöglich an Bitcoin, die wohl bekannteste Blockchain-Kryptowährung. Doch worum handelt es sich genau? Eine Blockchain ist eine Datenbank, die sichere Transaktionen zwischen Unbekannten ohne Einschaltung einer dritten Partei ermöglicht (siehe Erklärvideo unten). Es ist die Verbindung der realen mit der Kryptowelt. Denn gehandelt wird mit digitalen Währungen. Versenden, empfangen, speichern, alles wird mit der Blockchain abgewickelt. Die grösste und öffentlichste ist aktuell die von Bitcoin.
Kryptowährungen sind aber nur eine Seite der Blockchain-Technologie. Sie hat das Potenzial für viele weitere Anwendungsbereiche, etwa in der Welt von Lieferketten, um den Weg von Produkten transparent und glaubwürdig nachverfolgen zu können, um nur ein Beispiel zu nennen.
Mit den Herausforderungen der neuen Technologie befasst sich Hyperledger, eine Open-Source-Kooperation, die der Linux Foundation angehört. Sie wurde geschaffen, um branchenübergreifende Blockchain-Technologien voranzutreiben. Führende Unternehmen aus den Bereichen Industrietechnologie (IT), Internet der Dinge (IoT), Finanzindustrie und Versorgungsketten sind involviert. Das Ziel von Hyperledger ist es, frei zugängliche Standard-Software und die damit verbundenen Instrumente zu entwickeln.
Behlendorfs Mission
Der Amerikaner, der sich selber als «Geek-Diplomat» von Hyperledger bezeichnet, ist in Südkalifornien geboren. Seit 27 Jahren lebt er, mit ein paar Unterbrüchen, in der Bay Area von San Francisco. In den frühen 1990er-Jahren gründete er eine der ersten Firmen, die Websites erstellen. Was zur Entwicklung der Apache-Software führte, die bis heute von den meisten Webservern weltweit verwendet wird. Er ist Gründungsmitglied der Apache Software Foundation und fungiert zudem als Vorstandsmitglied der Mozilla Foundation und der Electronic Frontier Foundation. Deren Technologien dafür genutzt werden, um im digitalen Bereich für bürgerliche Freiheiten, offene Technologien und positive soziale Auswirkungen zu kämpfen.
Wegen Blockchain ist Behlendorf nun stärker mit der Ostküste verbunden. New York entwickelt sich gerade zum Hotspot dieser Technologie. War die Metropole bisher vor allem als globales Finanzzentrum sowie Mode- und Medienmetropole bekannt, beherbergt die Stadt mittlerweile einen florierenden Technologiesektor. Dieser gilt nach dem Silicon Valley als zweitgrösstes Technologiezentrum und wird von manchen auch als Silicon Alley bezeichnet. Der Hotspot ist ein wichtiger Motor für das Wachstum der Stadt und generiert gemäss «New York City Economic Development Corporation» pro Jahr über 70 Milliarden Dollar an Start-up-Bewertungen und -Verkäufen. In den letzten zehn Jahren wuchs die Anzahl der Beschäftigten im New Yorker Technologiesektor fast dreimal schneller als im ganzen Land und umfasst mittlerweile über 360 000 Stellen. Die Nachfrage nach Blockchain-Arbeitsplätzen stieg seit 2015 um über 800 Prozent.
Blockchain: Die nächste Revolution im Ticket-Geschäft
Blockchain: Die nächste Revolution im Ticket-Business
Bitcoin als Geld-Ersatz ist das momentan berühmteste Aushängeschild der «Blockchain»-Technologie. Doch nicht nur virtuelle Währungen lassen sich auf der Blockchain speichern:
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Denn nun hat die Kino- und Konzertindustrie die Technologie für sich entdeckt: Hier kann die Blockchain grosse Probleme lösen. Ende 2018 können Schweizer eventuell schon Blockchain-Tickets kaufen.
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Vorteile eines solchen Online-Tickets sind, dass es nicht mehr gefälscht werden kann und dass auch der Besitz einer Eintrittskarte klar geregelt ist. Betrug mit doppelten Kartenverkäufen ist so beispielsweise nicht mehr möglich.
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Um die vielen Einsatzgebiete der Blockchain ging es auch auf dem «360 Grad Entertainment»-Kongress in Interlaken.
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«Sie wird zum absoluten Game-Changer der Entertainment-Branche», meinte Daniel Haudenschild, CEO von Swisscom Blockchain über die Blockchain.
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Andreas Angehrn, CEO von Ticketcorner, sieht das ähnlich. Er kündigt schon bald erste Anwendungen an.
Bild: Gabriele Griessenböck
Die isländische Indie-Ikone Björk beispielsweise ist eine Vorreiterin in Sachen blockchain-basiertem Vertrieb. Fans können ihr Album „Utopia“ mit Kryptowährungen bezahlen und werden mit Audiomünzen belohnt.
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Die Skepsis der Banken ist verflogen
Die Blockchain-Anwendungen sollen den Unternehmen tiefere Kosten, mehr Effizienz, besseren Schutz bei der Speicherung und Übertragung von Daten, Dezentralisierung und nicht zuletzt mehr Transparenz bieten. Was unter anderem auch für die Finanzbranche von Interesse ist, die sich ursprünglich bezüglich Sicherheit skeptisch gezeigt hatte. Diese Einstellung habe sich in den letzten Jahren jedoch geändert, wie die Publikation «American Banker» Mitte 2018 schrieb. Die Banken seien mit der Technologie vertrauter geworden und sähen jetzt deren Einsatzmöglichkeiten für die Branche. Bei einer Umfrage der Beratungsfirma Accenture hätten über die Hälfte der Führungskräfte erklärt, Blockchain werde in den nächsten drei Jahren entscheidend sein für den Erfolg ihres Unternehmens. Die globale Bankenbranche könnte durch die Nutzung von Blockchain bis ins Jahr 2022 rund 20 Milliarden Dollar einsparen, so Accenture.
Verschiedene Finanzinstitute experimentieren bereits mit der neuen Technologie, zum Beispiel im Anleihegeschäft, bei Devisentransaktionen oder bei der Handelsfinanzierung. Auch die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS sind an Konsortien beteiligt, die Blockchain-Anwendungen entwickeln und testen. Ein weiteres interessantes Anwendungsgebiet wäre die Erstellung eines Systems zur Kundenidentifikation. Mit der Nutzung der neuen Technologie sollen zudem Zeit gespart und Mittelsmänner umgangen werden, was wiederum finanziell interessant ist.
Hyperledger agiert wie eine Flugsicherung
In der Open-Source-Gemeinde engagiert sich Brian Behlendorf, weil es effektiv sei. IT-Abteilungen müssten neue Anwendungen schnell und günstig einführen können und Open Source Software ermögliche es, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen. Die Code-Entwickler haben bisher zehn Tools und Frameworks erstellt. Hyperledger fördert die Entstehung von Open-Source-Codes, hat aber keine eigenen Software-Entwickler. «Wir agieren eher wie eine Flugsicherung, die IT-Leuten aus grossen und kleinen Unternehmen hilft, zusammenzuarbeiten, um die neuen Techniken zu nutzen.»
Was im Rahmen von Hyperledger entwickelt wird, wird verschenkt und freizügig geteilt, «weil wir wollen, dass diese Technologien genutzt werden.» Behlendorf ergänzt: «Open Source ist aus unserer Sicht der beste Weg, Blockchain gemeinsam aufzubauen und zu entwickeln, gepaart mit genügend Raum für spätere kommerzielle Aktivitäten.» In den vergangenen zwei Jahren schaffte er es, mehr als 270 Mitglieder aus der ganzen Welt zu generieren. Zu den Premier-Mitgliedern zählen etwa IBM, Intel, Cisco, Airbus und Daimler, zu den General-Mitgliedern gehört auch Swisscom. Gemeinnützige Organisationen oder Regierungsstellen können Hyperledger genauso beitreten, kostenlos als assoziierte Teilnehmer.
Erstes globales Forum kommt nach Basel
Sollte man die Blockchain als ebenso transformative Technologie betrachten, wie es vor Jahrzehnten das Internet war? «Es ist eine Technologie, von der ich denke, dass sie letztlich – und das könnte schon in zehn Jahren sein – jeden Sektor betreffen wird», sagt Brian Behlendorf. Im Moment aber verfolge Hyperledger einen pragmatischen Ansatz und wolle helfen, eine Technologie aufzubauen, die alle Nutzer letzten Endes einfach übernehmen können.
Eine der grössten Herausforderungen sei, Vertrauen für das Neue zu schaffen. «Die neuen Techniken sind derart komplex, dass Firmen nicht mehr wie früher allein Lösungen finden können», sagt Behlendorf. Das setze eine Kooperation unter Unternehmen voraus, die eigentlich Rivalen seien. Um das weitere Wachstum und die Zusammenarbeit dieser weltweiten Gemeinschaft von Firmen und Organisationen zu fördern, findet vom 12. bis 15. Dezember das erste globale Hyperledger Forum in Basel statt. Die Stadt New York wird, ebenfalls noch in diesem Jahr, ein Blockchain-Ressourcenzentrum eröffnen. Es soll als Drehscheibe für die Industrie dienen, und das öffentliche Bewusstsein für Blockchain-Technologie und deren Entwicklung weiter fördern.
«Ich habe mein Leben lang in Technologie-Communities gearbeitet. Eine Gemeinschaft von Unternehmen oder Einzelpersonen dazu zu bringen, sich auf etwas zu einigen, kann oft sehr schwierig sein», sagt Behlendorf und lacht. Aber es sei auch sehr befriedigend, wenn es klappe. Als Hyperledger-CEO ist er viel unterwegs. «Auf meinen Reisen werde ich immer wieder mit anderen Ideen konfrontiert und bin neuen Perspektiven ausgesetzt, was wichtig ist.» Insbesondere an seinem Wohnort in der Bay Area sei stete Veränderung ein wichtiger Teil der Kultur. «Es ist der Kern dessen, was ich bin, mehr als jeder andere Ort, an dem ich je lebte.» Mit ein Grund weshalb er seine Freizeit am liebsten hier verbringt, zusammen mit seiner Frau und der drei Jahre alten Tochter.
Bitcoin: Hat die Kryptowährung das Zeug dazu, Dollar und Euro als Währungen abzulösen? Dazu muss das Digital-Geld noch einige offene Fragen beantworten:
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Frage 1: Volatilität. 2017 machte Bitcoin vor allem mit seinen massiven Kursanstiegen Schlagzeilen ...
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Potenzielle Nutzer fragen sich ob der grossen Volatilität, ob ihr Erspartes in Bitcoin überhaupt sicher ist. Das müssen sich allerdings vor allem Spekulanten überlegen. Für kurzfristige Transaktionen spielt der aktuelle Kurs zum Dollar nur eine kleine Rolle.
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Damit hinkt der Vergleich mit historischen Ausnahmesituationen von Hyperinflation oder Hyperdeflationen auch ein Bisschen. Man kann sein Erspartes nach wie vor in CHF halten, für eine Überweisung dann aber einen Teil in Kryptogeld verwandeln.
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Frage 2: Warum bezahlen wir unseren Kaffee dann noch nicht per Bitcoin? Grund dafür sind momentan auch die Transaktionsgebühren. Sie betragen momentan rund 10 Franken pro Überweisung.
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Grund ist, dass aufgrund des raschen Wachstums das Bitcoin-Transaktionsnetzwerk verstopft ist. Transaktionen müssen durch ein Netzwerk gehen und momentan gilt: Wer mehr bezahlt, kommt schneller durch. Andere Kryptowährungen wie «Bitcoin Cash» oder «Litecoin» haben dieses Problem schon gelöst.
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Frage 3: Wie lange geht eine Transaktion? Momentan zwischen 10 Minuten und 10 Stunden. Analog zur Frage 2 - je nachdem, wieviel man für seine Transaktion zahlt. Allerdings wäre es ein Leichtes, diese Verzögerungen zu minimieren und damit eine echte Alternative zu Kreditkarten-Netzwerken zu werden.
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Und Frage 4: Wie steht's mit dem Energieverbrauch? Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht momentan etwa die Strommenge eines Mittleren Staates wie Dänemark oder Bulgarien. Problem: Viel davon wird in China abgewickelt, mit dreckigem Strom aus fossilen Brennstoffen.
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Dabei hätten die Kryptowährungen das Potenzial, Finanztransaktionen viel effizienter abzuwickeln als dies Banken und Börsen bisher taten. Erneuerbare Energien für Digital-Geld wären also ein Segen für die Umwelt.
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Schweizer Start-ups nutzen Blockchain
Schweizer Hotspot für Blockchain-Vorhaben ist das sogenannte Crypto Valley in Zug, das bis nach Zürich ausstrahlt. Hier siedeln sich Firmen und Projekte an. Denn Start-ups haben die Technologie für sich entdeckt und arbeiten an Blockchain-basierten Lösungen. Auch Grossunternehmen nutzen mehr und mehr das Potenzial der Blockchain. Sie werden dabei unter anderem von Swisscom aktiv unterstütz. Diese erforscht und erprobt seit 2015 Anwendungsfälle in der Blockchain. So entwickelt sie beispielsweise mit daura die digitale Aktie nach Schweizer Aktienrecht auf der Blockchain. Um die Entwicklung für die Schweiz weiter voranzutreiben, hat die ICT-Anbieterin Ende 2017 zudem die Swisscom Blockchain AG gegründet.
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