Virtuelle Auslöschung Online-Vandalen fegen Tel Aviv von der Landkarte

Von Dirk Jacquemien

1.11.2023

Tel Aviv war auf einem Kartendienst plötzlich verschwunden.
Tel Aviv war auf einem Kartendienst plötzlich verschwunden.
Imago

Israel von der Landkarte zu fegen, ist das erklärte Ziel von islamistischen Terroristen. Beim Kartendienst OpenStreetMap haben sie das zumindest virtuell und temporär erreicht.

Von Dirk Jacquemien

1.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der offene Kartendienst OpenStreetMap wurde zum Opfer von israelfeindlichen Vandalen.
  • Grosse Teile der Hafenmetropole Tel Aviv wurden aus dem Kartendienst gelöscht.
  • Die Wiederherstellung ist komplex und auch mehr als eine Woche nach dem Angriff nicht abgeschlossen.

OpenStreetMap (OSM) ist eine offene und lizenzfreie Alternative zu kommerziellen Diensten wie etwa Google Maps. Ähnlich wie die Wikipedia wird auch OSM hauptsächlich von Freiwilligen gepflegt. Demzufolge kann sich auch jeder bei dem Dienst anmelden und mitarbeiten.

Dieses offene Konzept hat sich nun ein israelfeindlicher Vandale zunutze gemacht. Er löschte grosse Teile von Tel Aviv von der virtuellen Landkarte. Laut «C-Tech» war ein Nutzer namens «Kasiva6740» dafür verantwortlich. «Es gibt kein Land Israel und Palästina wird befreit», erklärte er seine Aktion. Er wurde gesperrt, aber seine Handlungen wirken nach.

Beseitigung der Schäden sehr komplex

Obwohl der Vandalismus bereits am 21. Oktober entdeckt wurde, sind die Schäden noch nicht beseitigt. So zeigen sich auch jetzt noch Lücken etwa im Hafenquartier von Tel Aviv, wo Durchgangsstrassen plötzlich zu Sackgassen werden und Hausnummern im scheinbaren Nichts stehen.

Sehr leer zeigt sich dieses eigentlich belebte Stadtquartier von Tel Aviv auf OSM.
Sehr leer zeigt sich dieses eigentlich belebte Stadtquartier von Tel Aviv auf OSM.
dj

Bei der Wiederherstellung gibt es offenbar Probleme. OSM-Karten bestehen aus mehreren Ebenen, sodass nicht einfach zu einer vorherigen Version zurückgekehrt werden kann. Vielmehr ist eine koordinierte Aktion nötig, die in einer Gemeinschaft von Freiwilligen nicht ganz so einfach zu organisieren ist, wie eine Diskussion im Forum des Kartendienstes zeigt.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass OSM in geopolitischen Spannungen hineingezogen wurde. Bereits im Rahmen der russischen Invasion der Ukraine kam es zu Vandalismus an OSM-Kartenmaterial für die Region.