Bastelbogen 2.0 Bastelbogen 2.0: So funktioniert Nintendo «Labo»

tsch

20.5.2018

Genie oder Wahnsinn? Nintendo «Labo» ist irgendwo dazwischen angesiedelt und zweifelsohne das kurioseste Gaming-Experiment der letzten Jahre.  Wir verraten, wie das Teil aussieht und funktioniert.

Vereinfacht formuliert handelt es sich bei Nintendo «Labo» dabei um eine Kombination aus Software und, nun ja, Pappe. Genauer gesagt: Karton in Form von vorgestanzten Bastelbögen, die Kinder nach interaktiver Anleitung zu echten Objekten wie einem Klavier, einer Fischerrute oder einer Puppenstube zusammenfalten können - Entsprechendes Fingerspitzengefühl und jede Menge Geduld vorausgesetzt. Denn die Bastelzeiten beim «Multi»-Starter-Set betragen gut und gerne zwei bis drei Stunden.

Mit den Toy-Cons werden Spiele greifbar

Diese Konstrukte - Toy-Cons genannt - haben Aussparungen, in denen sich der Switch-Bildschirm oder die Mini-Controller platzieren lassen, um unterschiedlichste Konzepte zu verwirklichen. Damit verschmelzen die digitalen Games mit etwas «fassbarem».

Konsole, Controller und viel Karton: Das ist Nintendo Labo. Bastelbögen, die durch Teile der Spielkonsole ergänzt werden. Viel vernünftiger, als tausende Accessoires aus Plastik zu kaufen.
Konsole, Controller und viel Karton: Das ist Nintendo Labo. Bastelbögen, die durch Teile der Spielkonsole ergänzt werden. Viel vernünftiger, als tausende Accessoires aus Plastik zu kaufen.
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Die mitgelieferten Mini-Spiele sind allesamt sehr schlicht und verlieren schnell an Reiz, haben aber einen gewissen Wow-Effekt, der nicht von der Hand zu weisen ist: Etwa dann, wenn das «RC-Kit» - so etwas wie ein ferngesteuertes Auto ohne Räder - sich allein durch die Vibrationen der Controller in Bewegung setzt. Die Mini-Spiele dienen als Ideengeber für die «Toy-Con-Werkstatt»: ein einfach zu bedienender, aber komplexer Editor, der Kindern und Erwachsenen das Programmieren auf spassige Weise näherbringt.

Mit «Labo» zum Kampfroboter

Noch eine Spur abgefahrener: Mit dem «Robo»-Set für 80 Franken basteln Switch-Besitzer in rund vier Stunden einen Rucksack, ein Visier und diverse Steuerelemente für Hände und Füsse, die unter anderem mit Schnüren verbunden sind. So soll der Eindruck entstehen, in die Hülle eines riesigen Kampfroboters zu schlüpfen, der UFOs bekämpft und Gebäude dem Erdboden gleichmacht.

Wie all das funktioniert? Vereinfacht ausgedrückt: Reflektierende Streifen, die auf den Karton-Objekten angebracht werden, und die Infrarot-Kameras der Mini-Controller sind technischen Eckpfeiler der «Labo»-Idee, mit der sich Nintendo kreativ und konsequent dem Grafik-Wettrüsten zwischen Xbox und PlayStation entzieht. Frei nach dem Motto: «4K, HDR, VR? Oder nein - lasst uns lieber was aus Karton machen ...»

So hat uns «Labo» gefallen

Ähnlich wie bei Lego ist auch bei «Labo» das Spielen an sich die unspektakulärste Erfahrung. Das Basteln ist deutlich unterhaltsamer. Und das Schicksal als Staubfänger dürfte ebenfalls ähnlich sein. Ach ja: Sollte mal etwas kaputt gehen, reissen oder Opfer einer Dusche mit Wasser werden, bietet Nintendo die Bastelbögen kostenlos zum Download an. Die zeichnet man dann einfach auf eine neue Kartonscheibe und schneidet sie neu aus.

Fazit: Man muss vor Nintendos Mut und Willen zur Innovation einfach den Hut ziehen. «Labo» ist ein völlig verrücktes Produkt. Aus Karton. Für 80 Franken. Trotzdem ist es auf dem Markt. Und vielleicht ist es erst der Anfang eines weit greifenden Basteltrends bei allen Game-Herstellern dieser Welt.

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