«Stolen Stories» Jetzt kannst auch du dich auf Insta als Millionär ausgeben

Von Dirk Jacquemien

22.8.2021

Besuche von Luxusrestaurants wie dem Nobu kannst du mit «Stolen Stories» vortäuschen.
Besuche von Luxusrestaurants wie dem Nobu kannst du mit «Stolen Stories» vortäuschen.
Getty Images

Wenn dein Dinner-Budget eher für McDonald's als für die Kronenhalle reicht: Täusch doch dank dieser Website auf Instagram den Besuch eines Nobel-Restaurants einfach vor.

Von Dirk Jacquemien

Das New Yorker Kunstkollektiv MSCHF hat sich auf Aktionen spezialisiert, die unsere materialistische Welt kritisieren sollen. So nahm die Gruppe etwa einen Holzschnitt von Damien Hirst — einer der teuersten Gegenwartskünstler — zerschnitt ihn in 88 Teile und verkaufte diese dann einzeln. In seinen Einzelteilen war das Werk dann deutlich mehr wert als intakt.

Anfang des Jahres machte MSCHF sogar weltweit Schlagzeilen, als sie in Kollaboration mit Country-Rapper Lil Nas X die «Satan Shoes» vorstellten, mit menschlichem Blut versehene Nike-Sneaker. Der Schuhhersteller fand das gar nicht lustig und verklagte MSCHF.



Ihr neustes Projekt nennt sich «Stolen Stories». Damit soll man den eigenen Instagram-Followern suggerieren können, man diniere gerade in einem überteuerten Restaurant.

Fertig zubereitet für Instagram

«Stolen Stories» bietet Fotos von serviertem Essen aus einigen Dutzend Luxusrestaurants zum Download an. Die Bilder sind bereits im Hochkant-Format und frei von jeglicher Beschriftung. Gestohlen wurden sie offenbar von echten Besuchern der teuren Etablissements.

Mit «Stolen Stories» kann man sich durch die Luxusrestaurants dieser Welt essen.
Mit «Stolen Stories» kann man sich durch die Luxusrestaurants dieser Welt essen.
MSCHF

Die Nutzer*innen können die Fotos also direkt in ihre eigenen Instagram-Storys übernehmen und noch entsprechend taggen. Obwohl das eigene Budget vielleicht nur für McDonald's reicht, denken die Follower nun, man esse gerade neben Stars und Sternchen ein Wagyu-Steak für 150 Franken oder trinke einen Cappuccino für 40 Franken.

Soziales Kapital braucht echtes Kapital

Mit dem Projekt will MSCHF das Verhältnis zwischen «sozialem Kapital» und «wortwörtlichem» Kapital hinterfragen, wie die Gruppe zu «Forbes» sagte. Mit dem Posten eines hochwertigen Mahls in einem feinen Restaurant auf Social Media erlange man soziales Kapital. Aber um dies zu erhalten, muss man natürlich normalerweise erst echtes Kapital ausgeben.

Mit «Stolen Stories» spart man sich diesen Schritt, das Prahlen auf Social Media wird demokratisiert. Essen eigne sich besonders gut dafür, denn Restaurants setzten immer häufiger darauf, ihre Menüs vor allem fotogen herzurichten, um das reiche, auf Social Media-Anerkennung erpichte Publikum zu befriedigen, wie es im Manifest von MSCHF heisst.